Niemals

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Entwarnung.
Keine Bombe.
Als ich das Paket öffnete, musste ich mich zuerst durch eine Menge kleiner Styroporkügelchen wühlen, ehe ich einen Umschlag ertastete und ihn herauszog. Der Schriftzug „Emma" prangte auf der Vorderseite.
Was sollte das?
Ungläubig öffnete ich das pastellfarbene Couvert und zog blassrosafarbenes Briefpapier heraus.
Briefpapier in Pastelltönen?
Anschließend entfaltete ich die wie für ein offizielles Anschreiben gefalteten drei Stücke Papier und stierte wenige Sekunden später auf Samus krakelige Handschrift, bevor ich zu lesen begann.
„Emma,
Ich weiß nicht, wo ich soll anfangen. Vieleicht du denkst, dass ich bin die grösste Arshloch in diese Planet. Damit du bist richtig. Ich weiß, das alles nicht ist rund zwishen uns."
Ich stockte.
In erster Linie war sein Deutsch nicht rund. Schriftlich war es eine Katastrophe. Abgesehen von den Rechtschreibfehlern, die das Lesen erschwerten, kam ich dank der schlechten Grammatik ins Straucheln.
Subjekt, Prädikat, Objekt.
„Hell. I tried more than 4 times to write that letter in german. I go on."
„Gott sei Dank", sagte ich erleichtert, zog die Beine an und setzte mich über den Brief gebeugt in den Schneidersitz.
„I don't know where to start. Maybe last year in November. I called you „Medusa's sister" because I was fucking shocked to meet you after this long time in this hotel for an interview. I never expected that. First and foremost I wanted to hurt you. Du warst fucking proud & so self-confindent in a bitchy way. God. I hate your attitude & the way you talked to me. Ich was angry. Very angry.
But ich schreibe nicht for sagen das.
It's the past.
Someone tell me not to live in the past.
Maybe a poet.
Whatever.
Sorry.
After that we met again in Berlin in this club, called „Felix". Dancing, singing, drinking a lot of alcohol & sleep together in my bed. Jesus Christ. I never saw a lady drinking like that. And we kissed because we were drunk. You wanted more but I was a gentleman & didn't want you to be ashamed afterwards. Later we met again in Barcelona & there we wanted both more than just sitting together, watching a movie & drinking wine.
Dann da war meine birthday", las ich leise vor mich hin und stemmte den Ellenbogen auf mein Knie, „& I was happy, dass du warst da. Wir were so relaxed & cool together. Everything was ok & I enjoyed our time a lot. That's not a lie. I really feel good. Aber dann something changed between us. I don't know what happend.
Anyways I told you, dass es ist nur eine affair, nothing more & it felt like du warst nicht agree with that. I went on distance, weil ich hatte die Gefuhl, dass du bist mehr in eine andere mood als affair & friendship & I wasn't wrong with that feeling, as you told me in June. If I had noticed that before, I'll promise you from the bottom of my heart, I had left before wir landen on your sofa after our disput in the „Zeche". Ich war unfair & really a bastard. Ich bin nicht die guy who acts like THIS – Still... I did it. Ich felt like shit because you didn't deserve a friend who is stamping on your feelings like I did. I'm sorry.
Du bist right mit all, was du told me an diese evening in Oberhausen. Ich habe eine problem mit being close to anybody & I know that.
Last week I broke up with Emilia. Ich habe sie called „Emmi" in Oberhausen; maybe you remember her... Hell. Ich weiß, du machst. Das war eine other thing which I regret.
Anyways... Sie war mit mir eine long time. Until the end of August we had a good time. But sie wollte, dass ich gehe an die press und magazines with her. She want me as her VIP-bonus in ihre business (she did the lightshows for us) to become popular.
You never did it.
You were always there and you never acted like this.
You always were honest & loyal.
At my birthday you acted so cool, als Mirja war eine bitch zu dir.
Als ich hatte eine meeting with Mikko & die boys from ContraPromotion at the end of August, I got a message from Mikko because he wanted you as the interviewer for Niila's concert in Dusseldorf (I don't know, wann du bekommst this parcel. Concert ist an die 15.09.). On this evening I realized, dass ich war not fair. Everytime. Never. You were so fucking brave and I was like: „Aha. Go, fuck yourself." – I don't want to be like that anymore. Especially nicht bei dich.
Vielleicht du glaubst nicht, aber ich fühle nicht gut, wenn du bist nicht da.
But I want you back in my life, Emma.
As the person who kauft sich die CDs from Sunrise Avenue instead of bekommen von mir.
As the person who do shopping with me wearing my ugly orange beanie.
As the person who laugh about Mister Sukka if I'm drunk."
Ich musste grinsen und schüttelte den Kopf.
Idiot.
„I don't know what you're thinking of this idea... In diese packet you'll find eine ticket (ofc, AAA) for die Konzert from Niila & eine kind of coupon for the Hyatt Regency Hotel inclusive breakfast for one night."
Ich legte den Brief zur Seite und grub mich durch den Karton. Dabei schmiss ich die kleinen Styroporkügelchen unachtsam auf den Boden.
Samu hatte nicht gelogen.
Unten auf dem Paketboden lag ein schwarzes Schlüsselband an der eine ebenfalls schwarze Plastikkarte mit der Aufschrift „Niila – AAA – Area all access (Tonhalle)" baumelte. Daneben ein weißer Umschlag, der eine Buchungsbestätigung für ein Doppelzimmer zur Einzelbelegung mit Frühstück im Hyatt Regency Hotel im Düsseldorfer Medienhafen enthielt.
Und daneben lag eine Flasche Barolo aus dem Jahr 2005, auf dessen Flaschenhals die orangefarbene Beanie, die er während eines Shoppingtages in der Düsseldorfer Innenstadt getragen hatte, steckte.
Und eine schwarze Socke.
Mister Sukka; den ich zwischen Zeigefinger und Daumen ganz langsam neben mich legte.
Dieser Kerl war vollkommen wahnsinnig.
All das waren kleine Erinnerungen.
Achtsam legte ich alles wieder zurück in das Paket und widmete mich wieder dem Brief.
„This all is eine peace offer. & I wanna see you um zu sagen personal, dass ich bin sorry. We both know each other for so long & you always were confidential. You're one von die persons I trust the most. & I miss you. I was an asshole & I'm really sorry for that. I'm sorry for hurting you; over & over again. But I realized that I want you back in my life. I don't wanna lose you, Emma."
Ich schluckte schwer und musste kurz schluchzen.
„Ich bin in Dusseldorf on 14.09. in die Abend – Maybe we can have a breakfast an die morning together? I'm waiting for you at 9 o'clock an die station. I really hope to see you very soon.

Samu
#hapathemotherfuckingasshole #hapathebigego #hapamissesemma #hapaiseinefuckingidiot #hapathetroublemaker


P.S.: I follow your articles & ich verbessere meine german skills with that. I love your style. Die articles about die museums are very good but they are boring. Not your fault – museums are A L W A Y S boring.
P.P.S.: Du findest auch something more in diese packet. Alles ist clean & washed – no need to be mad ;-)
P.P.P.S.: I know you hate diese Rotwein. But it was expensive (like a long time ago ;-)) & I really wanna drink that delicious wine with YOU – wanna see how du machen Grimassen wegen die taste.
P.P.P.P.S.: I hope, dass die post ist nicht in eine strike & you get this parcel not too late. Wouldn't be funny.
P.P.P.P.P.S.: That's too much, isn't it?"

Ich ließ den Brief leicht schmunzelnd in meinen Schoß sinken und starrte auf das schuhkartongroße Paket.
Ich hatte mit einer Bombe gerechnet.
Aber nicht mit einem Brief, der so viel sagte und doch so penibel geplant war. Wahrscheinlich hatte er mehr als diese vier Anläufe gebraucht. Seine Schrift war krakelig, dennoch sauber. Nirgends hatte er etwas korrigiert. Vielleicht hatte er vier Anläufe gebraucht, nachdem er ihn weitere vier Male vorgeschrieben hatte. Mit Randbemerkungen und Sternchen überall.
Ich faltete die Seiten Papier und legte sie ordentlich zurück in den Umschlag; den Umschlag zurück in den Karton; den Karton stellte ich zurück in die Küche.
Es war lieb und nett, dass er sich in dieser Nachricht entschuldigt hatte.
Und ich rechnete es ihm unglaublich hoch an, dass er sich noch einmal von Angesicht zu Angesicht entschuldigen wollte.
Dieser Brief war so ehrlich und aufrichtig gewesen.
So hatte ich ihn selten erlebt.
Niemals.
Ich stützte mich mit beiden Händen an der Arbeitsplatte ab und senkte den Kopf über das Paket.
Kleine Pfützen aus Tränen der Rührung tropften auf den beigefarbenen Karton.
Gerührt, weil ich wusste, wie schwer es ihm gefallen sein muss, diese Worte niederzuschreiben und sie tatsächlich abzuschicken. Nicht als Kurznachricht, sondern als klassischen Brief.
Ich wischte mir die Tränen aus den Augen, drehte mich um und warf einen Blick auf den Kalender, der neben dem Küchenbogen hing.
Der 15.09. war übermorgen.
Zeit hatte sich die Post trotzdem gelassen.
Zu spät war sie allerdings nicht.

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