You love me?

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„Ich hab einmal den Fehler gemacht, zu lange zu warten, um dir zu sagen, dass ich in dich verliebt bin", ich knetete meine Handflächen, „ich will den Fehler nicht wieder machen."
„What?", Samu zog mit aufgerissenen Augen an der Zigarette, starrte auf die glimmende Glut, bevor er den Glimmstängel wieder sinken ließ und den Rauch ausblies.
„Ich fühl ich in deiner Nähe total wohl", Hitze stieg in mir auf und errötete mein Gesicht; glücklicherweise war es dunkel genug, so dass er das nicht sehen konnte.
„Emma, du weißt, was wir haben gem..."
„Ich scheiß auf den Deal", schnürte ich ihm das Wort ab, „ich kann Liebe und Sex vielleicht doch nicht trennen."
Samu paffte einige Male hintereinander und wirkte abwesend.
„Und ich glaube, dass du das auch nicht kannst."
„Sure", er lachte laut, „ich habe sex mit a couple of girls gehabt und I was never in love. Das ist bullshit."
„Du hast gesagt, dass du es nur bei uns nicht trennen kannst. Du müsstest das nicht tun, weil ich weiß, dass ich dich lieber mag, als ich vielleicht sollte."
„Emma", Samu verschränkte die Arme vor der Brust und presste die Lippen aufeinander, „ich like you nicht mehr, als ich muss. I never did after you leave a few years ago."
„Du sollst es nur wissen. Das ist alles."
„Ok. Dann ich weiß jetzt", er warf die Zigarette auf den Boden und trat sie aus, „have a nice evening."
„Danke", pfiff ich kopfschüttelnd, „du auch."
Samu ging einige Schritte in Richtung des Bullys und drehte sich dann nochmal um.
„Du kannst nicht come here und sagen, dass du bist in love mit mir", böse Zischlaute kamen aus seinem Mund, „we had sex. C'mon. And now? You love me? Das ist eine schlechte joke, Emma. Ich bin nicht in love with you. Ich weiß nicht, warum du das nicht kannst accept."
„Du bist ein Arschloch, Samu."
„Oh", er machte einen Knicks, „das ist eine Kompliment, no?"
„Du bist ein verdammtes Arschloch", brüllte ich ihn an, „du merkst gar nicht, wie sehr du die Menschen in deiner Umgebung mit deinem Verhalten verletzt! Du meldest dich nicht, weil du in deiner Gummibärchenwelt nicht klar kommst und glaubst, dass es ok ist, Menschen, denen du wichtig bist, so zu behandeln und sie vor den Kopf zu stoßen. Ich fahre hier hin, um dich zu sehen. Um dir dieses verkackte Mal zu sagen, dass ich wieder in dich verliebt bin. Weil ich denke, dass ich beim letzten Mal zu spät war. Jetzt steh ich hier, mach 'n Seelenstriptease vor dem tollen Herrn Haber, der keine Gefühle zulassen kann und bekomme so eine Reaktion darauf? Du hast auch beim Verteilen der Empathie irgendeine Nutte gevögelt, oder? Ich will von dir keine Entscheidung für oder gegen irgendwas! Ich wollte das nur nicht wieder mit mir herumschleppen, weil ich glaube, dass du zu feige bist, dazu zu stehen, dass wir eben nicht nur Freunde sind."
Ich schnappte nach Luft und biss mir auf die Lippen.
Das war das, was ich in dem Moment gedacht hatte.
Ob das richtig war; keine Ahnung.
„No", meinte Samu trocken, „I only understand die Teil mit die Nutten. No. I never paid."
„Verarscht du mich jetzt?"
„No", er schüttelte den Kopf und holte tief Luft, „but du bist here. Here, um zu sagen, dass du bist in love mit mir? That's disgusting!"
„Disgusting ist, dass du nicht zugeben willst, dass du dich wieder wohlgefühlt hast."
„I did not."
„Natürlich hast du dich wohlgefühlt."
„You're arrogant und very self-confident in eine part, wo du nicht kannst sein."
„Weil ich ehrlich zu dir bin?"
„Was macht Jan?", wechselte er das Thema und nahm noch eine Zigarette aus der Hosentasche.
„Was?"
„Das ist deine base", er nahm einen tiefen Zug und warf den Kopf in den Nacken, als er den Rauch ausblies, „du solltest take care for this, statt zu stehen in die front row bei eine concert, which music du nicht magst und take the place von eine real fan."
„Du hast mich gesehen?"
„The whole time", nickte er und schüttelte den Kopf, „this isn't your place."
„Ich kann ja wohl hingehen, wo ich will", begann ich zu zicken.
„Yes, go bitchy again", er steckte sich die Zigarette in den Mundwinkel, um mir zu applaudieren.
Ich stieß verächtlich Luft aus.
„You can go, wo immer du willst. But not front row bei meine last concert. I wished eine andere face there. Not yours."
Das war deutlich.
Deutlich und wahnsinnig unfair.
„Du bist unfair", Tränen stiegen mir in die Augen.
Vor Wut.
„Oh", er sah mich an und grinste, „little baby cry?"
„Schäm dich", ich wischte mir die Tränen mit dem Handrücken aus dem Gesicht, „schäm dich, dass du so ein Penner bist. Wirklich."
Ich schüttelte heulend den Kopf und ging erhobenen Hauptes an ihm vorbei; zurück in Richtung Bully.
Ich hatte alles gesagt, was ich loswerden wollte.
Was sollte ich also noch hier?
Mir seine dummen Sprüche anhören?
Auf keinen Fall.
Auf diese Art des Gesprächs war ich nicht vorbereitet. Dass er mich und meine Gefühle so sehr mit Füßen trat, tat unglaublich weh. Ich hatte mit Zurückweisung gerechnet, aber dass er so unfair wurde, stand ihm nicht und war nicht typisch für ihn. Ich hatte Samu ganz anders in Erinnerung.
Als ich am Bully ankam, war nur noch Osmo da. Er hielt mir neugierig grinsend ein volles Pinnchen entgegen und stellte es zurück auf die Ladefläche, als er in mein verheultes Gesicht sah.
Sofort legte er seine Arme um mich und drückte mich fest an seine Brust.
„Fuck", flüsterte er und streichelte mir über den Rücken, „what happend?"
„Nothing", flennte ich.
Als ich den Kopf hob, wischte er mir mit dem Daumen die Tränen von den Wangen.
„Talk."
„Nothing happend."
„What did he do?"
„Nothing."
Osmo wich mit dem Kopf ungläubig zurück, so dass sich ein Doppelkinn bildete und zwinkerte mir skeptisch entgegen.
„He said something."
Ich wollte Samu bei seinen Freunden und Bandkollegen nicht schlecht machen. Dazu hatte ich –meiner Meinung nach- wenig bis gar kein Recht. Das war eine Sache zwischen ihm und mir. Und obwohl ich Osmos Einsatz wirklich sehr schätzte, wollte ich ihn einfach nicht noch weiter mit reinziehen.
Nicht noch weiter, als er sowieso schon drin war.
„There's nothing between us", lächelte ich und schniefte, „we are ok. Final break-up. We talked and finished."
„Finished what?"
„It's better to have no contact."
„Why?", Osmo zog die Augenbrauen hoch.
„It doesn't work."
„Why?"
„We're not able."
„Why?"
„Osmo!", lachte ich und klopfte ihm auf die Brust, „it doesn't work. That's all."
„You're over 18 years old. Where is the problem to be just friends?"
„Because I'm too deep in this", ich wackelte mit dem Kopf; auf der Suche nach einem passenden Wort, „shit. I fell in love again and that wasn't my plan. I though he felt the same way but he didn't. That's all."
„And that's why you can't be just friends?"
Ich nickte.
Osmo zog mich seufzend wieder dicht an sich und legte den Kopf auf meinem Scheitel ab.
„I'm sorry. I'll call you a taxi to the station, ok?"
„Hm", murmelte ich und atmete tief ein.
„Emmi?", hörte ich Samu plötzlich rufen, „Emmi?"
Verwundert hob ich den Kopf und schaute über Osmos Schulter hinweg.
„Emmi?", wie ein aufgescheuchtes Huhn lief er an uns vorbei.
„Ich bin hier", gab ich laut von mir und löste mich aus Osmos Umarmung und verschränkte die Arme vor der Brust.
Samu blieb stehen, drehte sich um und unterdrückte ein törichtes Lachen.
„Not you!"
„Ja?", antwortete eine weibliche Stimme von weiter weg, bevor ich etwas sagen konnte.
Was?
Die schöne Blondine mit dem grauen Crew-Kapuzenhoodie, die mir den Weg zu Osmo erklärt hatte, kam hüpfend in unsere Richtung und umarmte Samu. Sie schlang ihre Arme für meine Verhältnisse etwas zu intim um seinen Nacken. Er legte seine Hände um ihre Hüften und nuschelte ihr irgendetwas ins Ohr, was sie hell auflachen ließ und küsste ihre Stirn.
„Stop das Flirten mit Osmo und das Weinen like a baby, too, Emma. That's doesn't work anymore", meinte Samu zu mir und nickte anschließend Osmo zu, „nähdään hotellissa."
„Selvä", brummte Osmo ihm entgegen.
„Missä Riksa?"
„En tiedä", antwortete Osmo knapp.
„Se ei ole syy olla vihainen", Samu rollte die Augen.
„Du kannst dich auch auf Englisch unterhalten. Dann fühlen Emmi und ich uns nicht ausgeschlossen", sagte ich beiläufig.
„Fuck you", feixte Samu, küsste diese Emmi und ging –den Arm um ihre Schulter gelegt- mit ihr an dem Bully vorbei, ohne noch etwas zu sagen.
„I had no idea", entschuldigte sich der Keyboarder fast etwas betroffen, fummelte das Handy aus seiner Hosentasche und hielt es sich nach wenigen Berührungen auf dem Touchscreen an das Ohr.
Ich stand wie versteinert neben ihm, schüttelte entgeistert den Kopf und starrte auf den Boden. Welches Gefühl mich beherrschte, wusste ich nicht.
Wut, Trauer, Hass aber auch eine gewisse Art der Erleichterung war dabei. Erleichterung, weil ich über meinen Schatten gesprungen war.
Und ich hatte Klarheit über seine Gefühle zu mir.
Samu hatte sich wieder eine Frau angelacht, die seinem typischen Beuteschema entsprach. Groß, blond, wahnsinnig schlank. Und Mirja hatte ich weder gehört noch gesehen; sie war wohl auch kein Mitglied der Samu-Crew mehr.
Genauso wenig wie ich.
Zu wissen, dass das alles hier umsonst war, war ärgerlich.
Aber zu wissen, dass es jetzt ein Ende haben würde, war wie befreiend.
Ich würde mich nicht mehr bei ihm melden. Samu würde –wie damals- aus meinem Leben verschwinden. Doch dieses Mal ging ich erhobenen Hauptes durch diese Tür. Ich hatte es versucht, war gescheitert; konnte aber noch mein Gesicht wahren und musste nicht mit sinnlosen Beleidigungen um mich werfen, um überhaupt etwas zu sagen.
„Taxi is on the way", Osmo streichelte meine Schulter.
„Thank you."
„Do you need something?"
„My bed", schmunzelte ich ihn an.
„If I can do something", wieder drückte er mich, „let me know."
„You did too much, Osmo. I really have thank you for giving me this oppertunity. I'm ok."
Das war ich wirklich.
So einen finnischen Luftikus wie Samu brauchte ich weder als meinen Partner, noch als einen Freund in meinem Leben. Ich hatte geweint, weil ich wütend gewesen war. Nicht, weil es mich so sehr traf, dass er meine Gefühle nicht erwidert hatte.
„I'll have to leave now, Mister Ikonen", ich legte die Handflächen aufeinanderund verbeugte mich im chinesischen Stil vor ihm, „thank you for all your effort and your help. Kiitos."
„It was a pleasure, my lady. Should I bring you to the exit?"
„I'll find the way and I'm a smart lady", zwinkerte ich und umarmte Osmo zum gefühlt 100 Mal, „I'll give you a call later. When I'm at home."
„Ok. Take care", er zerdrückte mich fast.
„Everytime", grinste ich, ging über die Bühne zurück auf das Gelände, auf dem ich vor wenigen Stunden noch in der ersten Reihe gestanden hatte, um die Jungs anzufeuern und verließ das Areal über den Eingang, durch den ich hineingekommen war.
Ein Taxi wartete bereits dort.
Nachdem ich mich angeschnallt hatte, zog ich mein Smartphone aus der Tasche, scrollte mich durch diverse Chats und wischte nach links, um den Chat mit Samantha zu löschen. Anschließend musste „sie" in meinem Adressbuch daran glauben; ebenso wie meine Fotogalerie.
Ich war fertig mit ihm.
Ein für alle mal.

Just friends?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt