„Guten Morgen" säuselte ich und wollte mich an Samu heran kuscheln.
Aber nichts.
Der Platz neben mir war leer.
Und kalt.
Ich schreckte hoch, rieb mir die Augen und band meine Haare zu einem halbwegs menschlichen Dutt zusammen.
„Samu?", rief ich laut.
In Helsinki war es kein Problem, wenn Samu vor mir aus dem Haus gegangen war. Aber hier verband ich seine nicht vorhandenen Anwesenheit mit etwas ganz schrecklichem.
„Yes?", er streckte seinen Kopf in das Schlafzimmer und kratzte sich am Bauch.
„Bist du schon lange wach?", fragte ich erleichtert und ließ mich zurück in die Kissen sinken.
„Eine Stunde maybe."
„Ich hab geschlafen wie ein Stein, sorry."
„Keine Grund", grinste er und lehnte mit verschränkten Armen am Türrahmen, „bist du hungry?"
Ich sah auf meinen Bauch, der plötzlich anfing laut zu grummeln.
„Total, ja."
„Dann komm in die living room."
„Haben wir was?"
„I said, dass ich bin eine Stunde wach", grinste er, „ich hatte viel Zeit."
„Du hast Frühstück geholt?", ich riss die Augen auf.
„Stop talking and move your sweet ass", meinte Samu und verschwand aus meinem Blickfeld.
„Du hast wirklich Frühstück geholt?", fragte ich aufgeregt, während ich mich umständlich aus dem Bettlaken pellte.
„Move your ass", wiederholte er aus dem Wohnbereich.
Ich fischte einen Pullover aus meinem Schrank, riss das Fenster auf und schloss die Tür hinter mir, als ich das Schlafzimmer verließ.
Auf dem Wohnzimmertisch standen zwei Teller mit jeweils einem Messer. Daneben Gläser mit einer orangenen Flüssigkeit –ich vermutete Orangen- oder Karottensaft- und zwei Kaffeetassen. Zwei geschlossene Brötchentüten lagen davor.
„Du bist unglaublich", ich umarmte Samu, der mit den Händen in den Hosentaschen neben dem Esszimmertisch stand, an der Taille, „kiitos."
„Just the best for my girl", er hob mein Kinn an und drückte mir einen Kuss auf, „take a seat und watch die video please."
„Welches Video?"
„Was ist los mit dir heute?", lachte er und schnipste vor meinem Gesicht, „du bist nicht hier."
„Es wundert mich, dass ich überhaupt aufstehen kann nach der letzten Nacht", gab ich schlagfertig zurück.
„Ohoho, lady", Samu zog honorierend die Augenbrauen hoch, „now wir kommen mit diese argumentation. But nicht bei mir. Du hast eine Smart-TV. Just take a seat, druck die Playbutton, watch die video und dann wir essen together, ja?"
„Aiai, Herr Kapitän", ich salutierte, küsste ihn nochmal und setzte mich anschließend auf die Couch.
Samu verschwand derweil im Schlafzimmer.
Der Fernseher zeigte einen schwarzen Bildschirm. Ich winkelte die Beine an, trank einen Schluck des orangefarbenen Getränks, drückte das „Ok" auf der Fernbedienung und lehnte mich zurück.
Nach zwei Sekunden vernahm ich ein Pfeifen. Dann den Schriftzug „Recade Media presents".
Dann „Niila".
Im Kopf ging ich seine Setlist vom letzten Konzert durch.
Das konnte nur „Restless Heart" sein.
Das war der erste Song, der in Deutschland sogar als Hintergrundmusik für Werbung auf SAT.1 benutzt wurde. Das war länger her, hatte sich aber in mein Gehirn gebrannt. Gespannt starrte ich auf den Fernseher und ertappte mich dabei, wie ich zwischenzeitlich rhythmisch im Takt mitwippte.
Immer wieder wurde ein blonde Frau gezeigt, die in irgendeiner Wohnung sitzend in die Kamera lächelte. Dann wechselte die Szene zu Niila, der auf einem Felsen saß und in die Ferne blickte. Ich war etwas verwirrt, weil ich nicht wusste, auf was ich achten sollte.
Unbemerkt startete ich das Video ein zweites Mal.
Niila, blonde Frau, deutsche Straßenschilder, Elefanten, Afrika, Gitarre, Meer.
Kette.
Halskette.
Geschenk.
Ich korrigierte meine Haltung.
Die blonde Frau hatte von irgendjemandem eine Halskette mit einer Uhr geschenkt bekommen.
Ich guckte weiter auf den Fernseher.
Und erschrak.
Umklammerte den Schlittschuhanhäger auf meinem Dekolleté.
Niila trug die Kette, als er Indianertänze an einer Klippe aufführte.
Close-up, Szenenwechsel.
„Do you like it?", fragte Samu plötzlich.
„Was?", verwirrt sah ich zum Türrahmen.
„Magst du diese shirt?", er hielt ein altes, graues Oberteil an einem Bügel in meine Richtung.
„Keine Ahnung?"
„Yes oder nein?"
„Ich trag das zum Schlafen", ich stoppte das Video, „warum?"
„Good", nickte Samu, ging einige Schritte rückwärts zurück in das Schlafzimmer und schlug die Tür zu.
„Samu?", rief ich laut.
Keine Reaktion.
„Samu?", schrie ich nochmal.
Wieder gab er keinen Ton von sich.
Widerwillig stand ich auf, um nachzufragen, was mit diesem Shirt war. Wollte er es batiken, um es zu retten? Und eigentlich wollte ich dieses Video nochmal sehen. Um mitzubekommen, was Niila mit dieser Kette gemacht hatte.
„Hallo?", ich klopfte zaghaft an die Tür.
„Ja bitte?", Samus Kopf lugte durch einen kleinen Spalt auf mich herab, „wir kaufen nothing."
„Darf ich fragen, was du da machst?"
„Wo?"
„Mit dem Shirt."
„Nothing."
„Und was machst du wirklich?"
Langsam öffnete er die Tür.
Mein Kleiderschrank stand sperrangelweit auf und auf dem Bett lagen Hosen, Oberteile, Strumpfhosen, Leggings und Kleider. Das Shirt hatte er vom Bügel genommen und auf den Boden geworfen.
Ich zuckte fragend mit den Schultern.
„Ich wollte wissen, ob du willst mitnehmen die shirt", Samu zeigte auf das graue Oberteil und nahm eine weitere Hose aus dem Kleiderschrank.
„Für?", noch immer verstand ich nicht, was er mir damit sagen wollte.
„Helsinki", Samu zog einen Kleiderbügel aus dem Schrank, an dem eines meiner Sommerkleider hing und hing es nach einer kurzen Bedenkzeit wieder zurück.
Ich legte den Kopf schief.
„Ich hab doch schon gepackt."
„No, du hast nicht ausgepackt", er zeigte auf einen hässlichen Pullover, auf dem ein Elch prangte, „willst du mitnehmen diese Teil?"
„Nein."
„Ok."
„Samu, hilfst du mir bitte auf die Sprünge?", lachte ich, ging auf ihn zu und küsste seine Brust durch den Pullover.
„I love it, wenn du sagst my name mit diese s", grinste er und küsste meinen Scheitel.
„Sagst du mir trotzdem, was du zusammen packst?"
„Du kommst mit home."
Ich nickte.
„Natürlich."
„Longer, Emma."
„Hm?"
Samu schob mich sacht ein Stück zurück.
„No joke. Ich meine ernst und there is nothing to say against that", begann er ruhig, „willst du stay here? Ok, you can if you want. Nobody's forcing you. But deine Ex ist irre, your best friend eine psychobitch whatever und everyone is against this relationship zwischen uns. Here you have nobody. But in Finland du hast me. And the others. Du kennst alle and they all like you. Osmo is deine fan, alle sind gut mit dir. Why would you stay here?"
„Was?"
„Du willst also bleiben hier?", fing Samu wieder an, ohne auf meine Frage einzugehen, „ok. Fine. Alle sind so nett here. Stay."
Er schnaufte kurz, sah dann auf das vollgepackte Bett und wollte an mir vorbeigehen, aber ich hielt ihn am Arm fest.
„Warte mal. Was hab ich in den letzten zwei Minuten nicht mitbekommen?"
„What do you mean?"
„Klär mich auf."
„Packing things, flying home."
„Ok. Das hab ich noch verstanden."
„Also was du hast nicht verstanden?"
„Alles."
„As I said", er strich die Haare nach hinten, „packing clothes for flying home."
„Und wieder frag ich dich: Wofür, wenn ich alles schon gepackt, beziehungsweise nicht ausgepackt habe?"
„Für eine longer time, Emma. Not only for christmas and die holidays."
Erst jetzt fiel bei mir der Groschen.
„Hast du das beschlossen? Alleine? Einfach so?", ich löste den Griff um seinen Arm.
„Hast du eine reason for staying here? Mit deine tolle friends? Do you have? You can come with me. You said, Helsinki ist deine home. Warum du willst nicht sein there?"
„Es gibt keinen Grund, nicht mitzukommen", antwortete ich schnell, weil ich darüber nicht nachdenken musste.
„So that's all", sein Blick entspannte sich.
„Trotzdem wäre es nett gewesen, wenn wir darüber geredet hätten."
„Was du willst noch hier?", plötzlich klang er etwas böse, „why we sollen reden about something, was ok ist for both of us? Es ist schön, wenn du bist close to me. Und I think, dass du bist nicht against meine presence in your closeness."
„Es gibt keinen Grund, dass ich nicht mit dir komme", wiederholte ich, „ich wollte nur, dass wir das miteinander besprechen und planen. Du weißt, dass ich irre bin, was das angeht. Ich hab 100 verschiedene Listen und mach immer und immer wieder welche, weil ich sonst denke, den Überblick zu verlieren."
Kurz sah Samu mich einfach nur so.
„Oh", er schien sich ertappt zu fühlen und zog die Schultern grinsend hoch, „that means, dass meine speech war nicht necessary?"
„Die zweite zumindest nicht", grinste ich verschmitzt.
Die Vorstellung, mit Samu auf längere Zeit zusammenzuleben, brachte die Schmetterlinge in meinem Bauch zum Flattern. Irgendwann müssten wir uns der Frage stellen, wie ich mich weiterhin finanzieren würde. Noch hatte ich genug Rücklagen, um mich finanziell über Wasser zu halten. Aber irgendwann müsste ich wieder arbeiten gehen. Denn es kam für mich nicht in Frage, ihm auf der Tasche zu liegen.
Samu kam auf mich zu, schloss die Lücke zwischen uns und küsste meine Stirn zärtlich.
„I know, dass du bist crazy mit die organizationstuff", seine Hände fuhren an meinem Rücken auf und ab, „everytime. And I know, dass du jetzt schon denkst an working und money. Aber wir können gucken zu Hause, ok? Nach die holidays in our own igloo."
„Wann immer es dir passt", ich schmunzelte und reckte mich zu ihm.
Mein Körper kribbelte.
„Hast du gesehen die video von Niila?", wollte Samu wissen, nachdem er mich innig geküsst hatte.
Ich nickte.
„Was macht er zum Schluss mit der Kette?"
„Let's take a look", er deutete mit dem Kopf ins Wohnzimmer und zog mich an der Hand auf die Couch.
Er setzte sich hinter mich, schlang die Arme um mich und drückte den Playbutton. Unentwegt streichelte Samu über meine Hände und verteilte Küsse in meinem Nacken. Ich kuschelte mich an ihn und zog eine Wolldecke über uns. Ich versuchte mich auf das Video zu konzentrieren. Mit mäßigem Erfolg.
Am Ende war ich zumindest für einen kurzen Moment aufmerksam genug, um zu bemerken, dass Niila die Kette um den Hals trug, als er nachdenklich auf einem Bett saß, bevor der Bildschirm schwarz wurde und das Video endete.
Samu griff an meine Kette und umklammerte den Anhänger in den Händen.
„Ich hatte dabei everyday. Everytime, wenn ich war irgendwo. Sweden, London, Berlin. Always ", flüsterte er in mein Ohr.
Ich atmete tief ein.
„Ein paar weeks after we broke up the last time, I tried to talk to you. Ich habe angerufen, after eine Streit mit Riku. He always said, dass ich soll dich anrufen, but I was fucking proud."
„Den Anruf hab ich nie bekommen", schluckte ich schwer.
„I know. There was no signal or whatever. I don't know. This necklace war something like a lucky charm for me", offenbarte Samu und ließ den Anhänger los, „anyways. Ich wollte dir zeigen die video, weil ich war mit bei die Videodreh und es war etwas my idea."
Ich drehte mich halb zu ihm um und sah ihm in die Augen.
„Du warst in meine head die whole time", flüsterte Samu und streichelte meinen Arm, bevor ich meine Hand an seinen Nacken legte und ihn für einen Kuss zu mir zog.
Einen Tag später in Munkkiniemi.
„What are you doing?", Emma saß am Esstisch und ließ die Klemme des Kugelschreibers immer wieder knacken.
„Liste", grinste sie, warf den Kopf in den Nacken und machte einen Kussmund.
Ich rubbelte mir mit dem Handtuch durch die nassen Haare und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.
„Du machst eine list?"
„Natürlich. Hier", sie hielt das Blatt Papier in die Luft und tippte mit dem Kugelschreiber darauf, „ich überlege, wie viel Paar Schuhe angemessen wären."
„Du machst really eine list?"
„Du kennst mich", lächelte sie, „machst du etwa keine?"
Ich nahm eine Tasse aus den Hängeschränken, stellte sie unter den Kaffeevollautomaten und drückte die Taste für Kaffee, bevor ich mich neben Emma setzte.
„No?"
„Woher weißt du dann, was du einpackst?"
„Ich sehe das in die Koffer?", ich zog fragend die Augenbrauen hoch.
„Aber wenn du was vergisst?"
„Dann ich vergesse", ich küsste ihre Wange, bevor ich aufstand, einen Schuss kalte Milch in meine schwarze Kaffeetasse kippte und mich wieder an den Tisch setzte.
„Du machst wirklich keine Liste?", Emma legte den Stift zur Seite und schob das Papier ein Stückchen von sich weg, „nie?"
Ich schüttelte den Kopf.
„Never. Ich bin unterwegs sometimes 300 days in eine Jahr. Ich packe, räume aus und packe again. Wenn ich vergesse something, dann vergesse ich und kaufe neu da, wo ich bin. That's life. Meine toothbrush ist nicht jealous, wenn ich komme mit eine andere back home. Sie weiß, dass sie ist meine one and only."
„Hm", Emma winkelte ein Bein an und legte den Kopf darauf, „ich weiß nicht, ob meine dass so gut finden würde."
„Ask her", ich trank einen Schluck Kaffee und lehnte mich zurück.
„Ich nehme sie einfach mit", sie balancierte den Stift zwischen ihren Fingern und tippte ihn ein paar Mal auf die Tischplatte, „wann packst du? "
„Morgen früh."
„Denkst du, das ist eine gute Idee?", Emma runzelte verzweifelt die Stirn.
„Best idea of the day, lady", zwinkerte ich.
„Ich wär gerne so cool wie du", sie schob die Lippe nach vorne, „ich mach die Liste fertig, packe und mach dann den Mädchenkram."
„Mädchenkram?"
„Maske, Haarkur, die Nägel. Alles. Ich will vorher nochmal ausspannen."
„Ok", lachte ich kopfschüttelnd, „ich fahre zu Sanna now und treffe Osmo later. Shopping."
„Kannst du mir eine Ersatzzahnbürste mitbringen?", schmunzelte Emma, rutschte vom Tisch weg und ging zum Kühlschrank, „für alle Fälle?"
„Deine panty ist nice. Nimmst du mit?", ging ich nicht auf ihre Frage ein und deutete auf ihre nackten Beine.
Sie goss sich etwas Orangensaft in ihr Glas und sah verwundert an sich herunter.
„Ich trag keine Panty."
„That's why I asked", grinsend ging ich auf sie zu und legte meine Hände an ihren Po, „ich mag die view."
„Nur, wenn du auch keine Panty trägst", wisperte sie und legte die Arme um meinen Nacken, „die ganzen drei Tage nicht."
„I promise."
„Dann kommen wir ins Geschäft", Emma zog mich nah an sich heran, stupste gegen meinen Nase und legte sanft ihre Lippen auf meine.
So sehr ich ihren Kontrollzwang hasste und nicht ansatzweise nachvollziehen konnte, warum sie für einen Winterurlaub vier Paar Schuhe einpacken wollte, so sehr liebte ich sie und diese kleinen, kribbeligen Momente zwischen uns. Emma wusste genau, dass sie mich mit ihren gehauchten Küssen wahnsinnig machen konnte. Ob sie diese nun in meinem Gesicht oder auf meiner Brust verteilte.
„Ich freu mich so sehr auf den Urlaub mit dir", wisperte sie.
„Me too", antwortete ich knapp und küsste sie nochmal.
„Drei Paar Schuhe reichen, oder?"
„Wir machen eine deal, ok?"
Emma zog die Augenbrauen zusammen legte den Kopf nach hinten.
„Was für einen?"
„Wenn wir haben summer there."
„Sommer?", wieder zog sie die Augenbrauen zusammen, „im Dezember?"
„Wenn wir haben summer", wiederholte ich, „zufallig."
„Dann?"
„Dann wir können kaufen sandals for you."
„Machst du dich gerade lustig?"
„I would never do that", schelmisch grinste ich sie an und schlang meine Arme fest um ihre Taille.
Der Besuch bei meiner Schwester war nur von kurzer Dauer. Wir tauschten uns kurz über die Neuigkeiten in unser beider Leben aus und aßen zusammen zu Mittag, bevor ich mich mit Osmo in der Stadt traf.
Es fiel mir unverhofft leicht, ein Weihnachtsgeschenk für Emma zu kaufen. Bei Vivianne hatte ich dafür immer wochenlange Vorlaufzeit gebraucht. Letztlich bezahlte ich die Reisen nach Australien und eine neue Handtasche. Damit war sie zufrieden und innerhalb weniger Jahre hatte sich eine Art Automatismus bei mir eingeschlichen. Urlaub, Handtasche, Urlaub, Handtasche. Ich war nicht mehr mit dem Herzen dabei und kaufte immer nur das neueste Modell aus irgendeiner Kollektion, ohne weiter darüber nachzudenken.
Bei Emma war das anders.
Ich ging voller Vorfreude in einen der Juweliere in der Innenstadt, ließ mich ausgiebig beraten und entschied mich dann für das passende Armband zu ihrer Kette. Zum ersten Mal seit langer Zeit war ich wieder gespannt auf die Reaktion meines Gegenübers auf dieses Geschenk; und ich war aufgeregt, ihr das zu übergeben.
Ich selbst ging bei der Shoppingtour natürlich auch nicht leer aus; ich erstand zwei neue Hosen und einen Pullover.
Osmo und ich schlenderten am Hafen entlang und aßen trotz der eisigen Temperaturen ein Eis in meiner Lieblingseisdiele. Er quetschte mich über die Beziehung zu Emma aus und wollte wissen, ob er auf der nächsten Tour wieder mit einem anderen Gesicht vorliebnehmen musste.
Diese Frage konnte ich verneinen.
Ich war nicht darauf aus, mich innerhalb der nächsten Zeit wieder von Emma zu trennen.
Ich liebte sie und es war toll mit ihr zusammen zu sein.
Ich liebte ihren Humor und ihre Art, mich morgens verschlafen anzusehen und sich wieder an mich zu kuscheln.
Mit ihr schien alles so einfach zu sein.
Sie akzeptierte das, was ich tat und unterstützte mich, wie sie es immer schon getan hatte.
Sie verstand sich gut mit meinen Freunden und wusste, auf bissige Kommentare mit Gelassenheit zu reagieren.
Meine Geschwister kannten sie, ebenso wie meine Mutter; und keiner hatte –seitdem wir uns wieder trafen- ein schlechtes Wort über sie verloren.
Ich genoss jede freie Minute mit Emma und konnte es nicht abwarten, die Tage über Weihnachten nur mit ihr zu verbringen.
Die Chemie zwischen uns stimmte einfach. Sie sah mich an und ich wusste, dass mich genau das glücklich machte.
„Hast du Bock auf 'n Gig nach Weihnachten?", fragte Osmo, als wir uns gerade am Parkplatz verabschieden wollten, „du, Riku und ich?"
„Gig?", fragte ich und vergrub die Hände in den Taschen meiner Winterjacke.
„Café Carusel. Benefiz."
„Wann?"
„28.12."
Ich dachte kurz nach, ob das für Emma in Ordnung war, wenn ich zwischen den Feiertagen noch arbeiten gehen würde.
Und verwarf den Gedanken dann wieder.
So ein Schwachsinn.
Sie war nicht Vivianne oder Mirja, die aus allen meinen Terminen eine Show für sich machen wollten. Sie unterstützte das.
Immer.
„Ist Saukki auch da?"
„Der kommt erst einen Tag vor Silvester wieder. Kennst ihn doch. Familienurlaub."
„Jaja", lachte ich, „bin dabei. "
„Perfekt. Dann frag ich Riku mal, ob er unter den Bedingungen auch kommt", Osmo klopfte mir auf die Schulter, „viel Spaß im kalten Lappland."
„Den werde ich haben", grinste ich übermütig, „hast du Riku noch gar nicht gefragt?"
„Es ist einfacher, ihn dazu zu überreden, wenn du schon zugesagt hast. Das weißt du doch."
„Du bist berechnend, Oswald."
„Immer. Frohe Weihnachten."
„Das wünsche ich dir auch!", ich drückte auf den Autoschlüssel und sah, wie mein Wagen mir zuzwinkerte.
„Sei artig!", rief Osmo mir noch winkend zu, „nicht, dass Emma abhaut, weil du wieder 'n Arschloch bist!"
„Fuck you!", gab ich zurück und ging kopfschüttelnd zum Auto.
Als ich meine Einkäufe im Kofferraum verstaut hatte, setzte ich mich auf den Fahrersitz, schnallte mich an und drehte das Radio laut. Gerade wollte ich ausparken, als ich eine SMS von Emma bekam:
„Koffer ist gepackt. Habe für alle Fälle zwei Bikinis eingepackt. Man kann ja nie wissen! Vielleicht haben wir plötzlich Sommer. Xoxo E."
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Just friends?
Hayran Kurgu"[...] Wie wäre es, wenn sie immer da wäre? Wenn sie morgens neben mir aufwachen würde? Immer? Ich stieß einen Seufzer aus und schüttelte den Kopf. Keine Chance. Soweit hatte ich damals nicht gedacht; soweit sollte ich jetzt nicht mal ansatzweise de...