Kapitel 8

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Was ist das? Auf meinem Kopf war eine Hand. Sie bewegte sich. Es fühlte sich wie ein Streicheln an.

Meine Augen öffneten sich und ich sah in ein helles Augenpaar. In der Dunkelheit sah ich nur blonde Locken und grüne Augen, die direkt in meine Augen sahen.

Als ich mich umsah, erkannte ich auch noch diese blauen Augen, die ich kaum zuordnen konnte.

"Oh gott, Evelynn!", Amber starrte mich an, "Wenn ich Michael sehe, wird er das Fünffache zurück bekommen"

Ihre Stimme sagte alles. Sie war außer sich vor Wut und wenn sie das war, musste ich eigentlich immer lachen, nur diesmal nicht.

"Glaub mir Amber, Ich hab es ihm tausendfach zurückgegeben. Ich hoffe, er ist im Krankenhaus gut aufgehoben."

Der Untergrund wackelte. Ich wippte hin und her und merkte, dass ich mich auf dem Truck befand und plötzlich hörte die Hand auf meinem Kopf auf, sich zu bewegen.

Es war Joshua der eben redete und er war wieder halbwegs normal drauf. Man merkte noch die Trunkenheit aber trotzdem den Ernst der Lage.

Josh hielt mir eine Flasche Wasser an den Mund. Ich versuchte das stille Wasser, dass in meinen Mund floss, zu schlucken und probierte dann, mich aufzusetzen.

Ein Stechen zog mir durch den Kopf. Super. Migräne. Schnell lehnte ich mich wieder zurück auf das weiche, das unter mir war. Bestimmt eine Decke oder irgendetwas.

"Was ist los?", fragte Ich "Was ist mit Michael?"

Ich klang nicht besorgt, ich fragte nur einfach. Meine Stimme hörte sich müde an.

"Dieser Penner hat es so zurückbekommen. Habe ihm das, was er dir angetan hat, tausendmal schlimmer angetan. Er ist dann mit Daniel weggefahren. Ich denke, sie sind ins Krankenhaus gefahren.", sagte Joshua angespannt. So habe ich ihn noch nie erlebt. Er hat sich noch nie geprügelt. So weit ich das wusste...

"Und.. wie geht es dir?" fragte Ich Joshua besorgt.

"Er konnte mir nicht viel antun. Ich hatte zwar Nasenbluten, aber das ging dann weg, Mehr als blaue Flecken bekomme ich nicht. Nur Michael wird es etwas schwerer haben, der Bastard!", er atmete kurz aus, weil er alles in einem Zug von sich ratterte.

"Aber die Hauptsache ist, dass es dir gut geht!", schimpfte Amber "hast du Hunger? Willst du noch trinken? Hast du Schmerzen?"

Ich lachte leicht auf. Es war so süß wie sie sich um mich kümmerte! 

"Nein.. Es ist alles okay.. Nur eine Aspirin könnte ich gebrauchen. Mein Kopf brummt wie sonst was."

"Die kriegst du. Warte ich hab' welche im Auto.", Josh sprang auf und rannte sofort weg zu seinem Auto, dass etwas weiter entfernt stand.

Ich erschrak, als ich hinter mir ein Räuspern hörte und sprang leicht auf. 

Erst jetzt bemerkte ich, dass mich etwas zudeckte, was arg nach einem schönen Parfum roch. Es roch eher männlich. Verwirrt starrte ich hinter mich und erschrak, als ich ihn erkannte.

Matthews' Gesicht war meinem richtig nah. Seine blauen Augen sahen besorgt aus, als er mich ansah. Sah ich denn so schlimm aus? 

Ich schaute hinter mir nach unten und bemerkte, wo ich die ganze Zeit lag. Ich lag auf Matthews Oberschenkeln. Er hatte sich wohl hinter mich gekniet, um mich abzustützen.

Hilflos und peinlich berührt sah ich Amber an. Mein Herz stockte. Das einzige was mir einfiel zu fragen ist jetzt:

"Wie lange war ich bewusstlos?"

Sofort lächelte Amber mich leicht an, weil sie merkte, wieso ich das fragte. Mir war eigentlich relativ egal, ob ich bewusstlos war. Ich wollte nur wissen, wie lange ich hier lag.

"Ich weiß es nicht.. Ich kam gerade von der Toilette, als ich dich in den Armen von Matthew sah. Seitdem waren es nur fünf Minuten."

Also waren es seine Arme, die mich auffingen und vor dem Fallen abhielten. Hatte er mich die ganze Zeit im Arm?

Ich merkte, wie ich rot wurde. Ich saß gerade auf und mein Blick zeigte auf Amber. Matthew sah mein Gesicht nicht, weil ich ihm den Rücken zugedreht hatte.

Amber lächelte und sagte "Der Notarzt wird gleich hier sein"

Ich schrak auf und saß nun alleine, nirgends angelehnt im Schneidersitz und merkte, wie mein Gesicht wieder blass wurde.

"Wieso einen Notarzt? Mir geht es gut!! Ich brauche keinen Krankenwagen!", schrie ich panisch auf und stand auf.

ich spürte eine warme Hand, die mich grob runterzog. Es war Matthew. 

"Bist du von allen guten Geistern verlassen? Dieser Depp hat dir eine verpasst! Und das nicht einmal leicht! Ich würde dir raten, liegen zu bleiben, wenn du es nicht noch einmal riskieren willst, bewusstlos zu sein!".

Bei seinen Sätzen bekam ich Gänsehaut. Sein Ton war richtig bestimmend. Es war grob aber man merkte, dass er sich Sorgen machte. Zögernd riss ich meinen Arm aus seinen Händen und rieb ihn, so als ob er mir weh getan hätte.

"Leg dich hin.", befahl er "Da kommt Joshua mit deiner Tablette."

Und wieder wackelte die Ladefläche des Trucks, als Joshua aufsprang. 

Er sah, dass ich nun am Sitzen war und drückte mir eine Aspirin in die Hand. Matthew gab mir von hinten die Flasche Wasser, aus der ich vorhin schon trank. Ich bedankte mich und nahm sie.

Sofort war die Tablette geschluckt und ich betete, dass dieses Stechen aufhörte.

"Moment Mal", zögerte Joshua und ging nach vorne zum Zweisitzer. Kurz darauf hatte er das Licht angemacht und es wurde etwas heller. Sofort sah ich mich um. Ich sah, dass ich zugedeckt war von einer Sweatshirtjacke, die nun verrutscht vom Aufstehen war. Neben meiner Hüfte sah man einen Haufen Taschentücher, die blutig waren. Mir wurde schlecht.

"I-Ist das B-Blut von mir?" stotterte Ich vor mich hin und starrte darauf.

Unaufgefordert nahm Josh den Haufen Taschentücher und warf sie in die Mülltonne, die in unmittelbarer Nähe des Autos stand. 

"Ja.. Du hast sehr stark geblutet", sagte Amber und schaute besorgt auf den Boden.

Meine Augen kniffen sich zusammen, als ich in ein grelles Scheinwerferlicht sah und dann sah man den Rest des Krankenwagens.

Wenn das nur meine Eltern erfahren...

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