Kapitel 49

405 24 1
                                    

Mit viel Mühe versuchte ich, nicht an den Vorfall im Supermarkt zu denken und mich aufs Fahren zu konzentrieren. Das ging leider nicht so leicht, wie ich es mir erhoffte. 

Neben mir saß Ben, der beide Arme um seinen Bauch hielt. Er gab keinen Ton von sich, trotzdem merkte ich, dass er Schmerzen hat.

Was soll ich darüber nur denken? Ben hat mit dem Ganzen angefangen, Matt ist aber trotzdem der Schuldige. Er denkt doch nicht wirklich, dass ich ihm verzeihe und ihm noch eine Chance gebe? Und dann schickt er noch Clara zu mir, um sich zu entschuldigen, obwohl er selbst weiß, dass ihr Ego zu hoch dazu ist und sie sowieso nur Lügen erfinden würde. Und dann redet er sich alles noch schön. 

Matthew ist einer der Typen, der immer alles was er will bekommt und wenn dem nicht so ist, verletzt das sein Ego. Joshua ist genau so. Nicht so schrecklich, aber es kommt so hin. Auch wenn seine Mutter tot ist und er bei Adoptiveltern lebt, dort geht es ihm total gut und er kriegt alles was er will. Clara hatte ihm auch zu Füßen gelegen,  bis er mir ihr Schluss gemacht hatte. Und das wegen mir...

Wenn ihm das Ganze nicht ernst gewesen wäre, hätte er doch niemals Clara fallen lassen. Sie lag ihm wirklich zu Füßen, er war ja der einzige, der für sie da war...

Aber was ist denn, wenn Matthew alles ernst meint? Ich weiß nicht, wem oder was ich glauben soll. Ja, die Gefühle für Matthew verschwinden nicht von heute auf morgen, aber ich will wirklich nichts mehr von ihm wissen. So wie alles gerade ist, so ist es gut. Ben kümmert sich hervorragend um mich und ich bin wirklich glücklich mit ihm... Seit wir uns versöhnt haben ist alles so anders.. Ich glaube, den Streit hatten wir nötig. Das hat mir die Augen geöffnet, wie blöd ich zu ihm war und dass er wirklich der perfekte Freund wäre. Er war der einzige, der immer im Krankenhaus war, rund um die Uhr. Ich habe ihn noch nie so verheult gesehen. Ich habe ihn eigentlich nie weinen sehen, nur als wir klein waren.

Als ich in die Einfahrt fuhr, schaute ich zu Ben. Er hatte die Augen geschlossen und sein Kopf war in meine Richtung am Sitz angelehnt. Ich verdrehte die Augen und lächelte. Er sieht wirklich perfekt aus. Seine Lippen sind so schön... Seine Haare wie die von einem Engel. Sein ganzer Körper ist nicht von dieser Welt und er hat die beste Persönlichkeit. Wer wünscht sich denn nicht einen Freund wie aus einem Bilderbuch?

"Ben" ich strich ihm mit meinem Handrücken über die Wange "aufwachen".

Sofort öffnete er die Augen, gähnte leise und stieg aus dem Auto, wie als wäre er hellwach. Ich schloss das Auto ab und wir trugen den Einkauf ins Haus. Wir haben nicht nur für heute Essen geholt, sondern auch für die nächsten Tage. Bens Eltern haben ihm erlaubt, noch etwas hier wohnen zu bleiben, weil wir ja gerade alleine sind. Er hat seinen Eltern gestern gesagt, dass er noch Sachen holen kommt und dann für die nächsten Tage hierbleibt. 

"Evie" Ben umarmte mich von hinten, als ich den Einkauf ausräumte "ich gehe schnell nach Hause, frische Klamotten holen und so weiter. Ich bin in einer halben Stunde wieder da. Fang schonmal an die Nudeln zu kochen, ja?" 

Ich drehte mich zu ihm um und umarmte ihn "Okay"

Er küsste mich auf die Stirn und ging dann aus der Küche. 

"Bis später"

"Bis dann" murmelte ich und räumte das restliche Zeug weg.

Es ist wirklich richtig komisch, dieses Bauchkribbeln zu spüren, wenn ich an Ben denke. Vor ein paar Monaten war er für mich nur ein guter Freund. Wir hatten aber davor die letzten Wochen auch nicht viel unternommen und uns auseinander gelebt. Aber nun weiß ich, dass ich ohne Ben nicht leben kann. Ich war noch nie so verliebt... Auch wenn es schwer ist, es mir einzugestehen, fange ich an, ihn mehr zu lieben als ich Jeremy je geliebt habe. Wer war schon Jeremy? Er war immer böse zu mir. Ich habe mir immer alles schön geredet und gesagt, dass ich alles für ihn tue, egal was es sein soll. Dann verlangte er den Kontakt mit Ben abzubrechen und ich tat dies ohne es zu bereuen. Man, ich bin ein richtig asozialer Mensch. Ben hat so viel mit mir durchgemacht... Und ich habe nie gesehen, wie wichtig er mir ist. Ich habe es erst realisiert, als ich ihn zutiefst mit meinen Worten verletzte... Das im Krankenhaus war wirklich zu viel... 

ObviouslyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt