Kapitel 16

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Ich war sauer auf Sophie. Und das sehr. Nur ich durfte ihr nicht sagen, dass ich dies bin. 

Ich betete sowieso, dass sie das nicht mitbekommen hatte, da konnte ich sie nicht anzicken, dass sie die Tür aufmachte. Ich konnte nur froh sein, dass ich nicht die ganze Nacht allein sein musste.

Trotzdem hatte sie unseren beinahe-Kuss unterbrochen und dafür hasste ich sie. 

Immer kommt in irgendwelchen Momenten etwas dazwischen und jeder Tag endet scheiße.

Wenigstens hatte er seine Jacke vergessen, an der ich mich dann ankuscheln konnte. 

Sophie fragte sowieso nur, was ich da draußen mit Matt suchte und dann ging sie auch schon ins Bett. Es interessierte sie sowieso nie etwas. Das fand ich toll an ihr. Sie stocherte nie in einem rum und ließ einen Geheimnisse haben. 

Seine Jacke roch wieder so toll. Ich hatte sie in meinen Armen und lag mit dem Kopf zur Wand im Bett. Über mir schlief Amber so tief wie ein Stein und Riven schnarchte auch leise vor sich hin. 

Ich hingegen bekam kein Auge zu. Wieso? 

Er ist nur ein Typ der gut aussieht. Es kann gar keine Liebe sein. Ich kenne ihn ja kaum und komisch war er auch! Nicht, dass er nicht hilfsbereit war, aber seine Art machte mir ein Bisschen Angst. Er ist so ruhig und mysteriös, kommt immer in den Momenten, in denen ich ihn nicht erwarte und keine Ahnung. Das ist einfach so komisch.

Noch nicht einmal seinen Nachnamen kannte ich oder gar seine Hobbys oder seine Freizeitbeschäftigungen. 

Man wurde nie schlau aus ihm, wenn man mit ihm redete oder interagierte, war er komisch und er hatte die meiste Zeit ein ausdruckloses Gesicht, was einen nie schlau werden lassen wollte.

Er ließ es bestimmt nicht einmal zu, einem Näher zu kommen.

So wie Joshua sagte. Er ist halt sehr eigen.

Wieso wollte er mich küssen?

Ich bin doch nichts besonderes. Er hätte ein Supermodel als Freundin verdient. Ich bin nur vielleicht die Mittelklasse. Am Ende war ich sowieso nur ein Zeitvertreib. So wie ich es damals für ihn war...

Jeremy.

Immer wenn ich an ihn dachte, blieb mein Herz stehen. Er brachte mir bei keine Gefühle zu zeigen oder gar welche zuzulassen. Er war der Grund, warum ich keinen Typen mehr in meinem Leben haben will. Er war der erste und war auch der Letzte. 

Jeremy und ich kannten uns seit dem Kindergarten. Er war mein bester Freund bis zur Middle School. Mit ihm habe ich als erstes die Verbotenen Sachen ausprobiert. 

Ja, ich bin eigentlich ruhig und benehme mich auch, aber bei ihm war ich einfach so wie ich wollte.

Er gab mir das Gefühl, immer jemanden zu haben, den meine Gefühle und den meine Laune was kümmert. Er war mein erster bester Freund und meine erste Liebe. Mit 14 lernten wir uns lieben und es hätte nicht perfekter werden können, aber dann wurde alles zerstört.

Er ist der Grund, warum man mich nachts nicht alleine lassen kann, weil ich Angst habe. 

Es ist eine panische Angst und dann verfällt man in Depressionen, die nicht mehr aufhören. Einmal und niewieder, schwor ich mir.

Er starb im April 2011. Und das auch noch nach einem Streit.

Wir stritten, weil es ihm nicht passte, dass Bennett mich liebte und ich einfach nicht hart zu ihm sein konnte und einfach sagen konnte, dass ich nie was von ihm wollen würde.

Danach ging er und kam nie wieder. 

Ich bekam einen Anruf von seinen Eltern, ich solle schnell zum Krankenhaus kommen.

Seine Eltern und ich wussten, dass er davor  bei mir war und dann sauer rausging.

Und dann wurde er mit dem Fahrrad erfasst. Beim Überqueren der Gleise.

Und das alles nur wegen mir. Hätten wir damals nicht gestritten, wäre er nicht so aufgebracht gewesen und hätte aufgepasst. 

Als ich im Krankenhaus war, konnte ich nicht mehr und brach einfach vor seinen Eltern zusammen. Ich sah, als ich von der Polizei befragt wurde, die Tatortfotos und sah Jeremys Leiche.

Der Anblick tat mir im Herzen weh und dieses Bild verfolgt mich jeden Tag und jede Nacht. Sogar in meinen Träumen.

Er sah friedlich aus, nur dann sah man eine riesige Pfütze an Blut und das zermatschte Bein, was unter die Gleiche geriet und es war so schrecklich.

Ich habe das Foto verbrannt. Ich bekam es als Kopie, was ich nicht verstand. Aber ich habe es verbrannt und versucht, für immer aus meinem Kopf zu verbannen. 

In manchen Situationen redete ich auch noch mit ihm.

Ich weiß, er ist tot aber es tat so gut. Ich wusste, dass er immer da war und alles was ich tat beobachtete.

Tut mir Leid, Jeremy. Ich muss loslassen.

Leise weinte ich in Matts Jacke und hoffte, dass das keiner mitbekam. Nur Amber wusste, dass es mich jeden Tag so verletzte. 

Es kam zwar damals in den lokalen Nachrichten, aber keiner wusste, wie es mir dabei ging.

Bei der Beerdigung brach ich wieder zusammen, obwohl ich das vor seiner Familie nicht nochmal tun wollte. Seitdem war ich niewieder bei seinem Grab, weil es zu sehr wehtat.

Es gab keinen Vergleich zu Jeremy. Er war perfekt.

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