Es ist wieder eine dieser Nächte. Eine dieser traurigen, schlaflosen Nächten.
Schon wieder denke ich zuviel an Jeremy und mache mir diese verdammten Vorwürfe.
Die Liebe meines Lebens ist wegen mir gestorben.
Und ich kann nichts dagegen machen.
Übrigens wurde mir heute Mittag von Matthew abgesagt. Er hat irgendeinen Termin total vergessen oder so.
Abends kam Bennett und Joshua ist jetzt im Wohnzimmer mit ihm am zocken. Wir haben uns heute Mittag alle eine Pizza bestellt. Die Beziehung zu Joshua ist nicht gerade besser geworden. Ganz im Gegenteil. Ich habe mich dann ins Wohnzimmer zu Ben und Josh gesellt und Leyla ist mit ihrer Freundin in ihr Zimmer um zu essen. Ich habe noch eine Weile bis vor zehn Minuten bei den Beiden gesessen und ihnen zugeschaut. Wir haben uns unterhalten und ich war nebenbei am Handy.
Und dann begann Joshua dumme Kommentare von sich zu geben.
So wie: 'Hat dein geliebter Matthew dir heute doch abgesagt?' und 'Er ist ja schlimmer als Jeremy', 'Was willst du mit ihm?'
Nach diesen Sprüchen habe ich ihn einfach ignoriert und versucht, mir nicht anmerken zu lassen wie traurig ich deswegen bin. Ich habe vor ein paar Wochen erst versucht, endgültig mit Jeremy abzuschließen und jetzt kommt Josh mit diesen Sprüchen an. Er kennt mich eigentlich total gut und müsste wissen, dass er mich damit wirklich sehr verletzt. Es ist das schlimmste für mich, zu wissen, dass Jeremy wegen mir starb. Und dann wird mir von jedem gesagt ich sei nicht Schuld. Aber ich weiß es doch selbst. Hätten wir nicht gestritten, dann hätte er diesen dummen Unfall nicht gebaut und wir wären wahrscheinlich jetzt noch zusammen. Dann wäre alles so schön wie damals.
Gut, er hat seine schlechten Seiten, aber die hat jeder.
Ich bin dann mit leichten Tränen in den Augen in mein Zimmer abgehauen. Joshua hat nichts gemerkt, dafür aber Ben. Er hat mich bemitleidend angeschaut, was mich auch nicht weiter bringt. Ich bin sofort in mein Zimmer, habe mich umgezogen und bin ins Bett, in dem ich seit einer gefühlten Ewigkeit weine.
Vielleicht sollte ich die Finger von Jungs lassen. Am Ende passiert das gleiche mit Matthew. Ja, ich liebe Matthew, aber ich kann nie jemanden so sehr lieben wie ich Jeremy geliebt habe. Er war meine erste Liebe und er wird für immer in meinem Herzen bleiben, denn dort habe ich die schönsten Erinnerungen an ihn gespeichert.
Bedauerlicherweise bemerkte ich, dass mir Taschentücher hier oben fehlen. Ich zog die Beine an und legte meinen Kopf auf die Decke, damit die Decke wenigstens meine Tränen auffängt. Das Licht hatte ich aus, also kann mich auch keiner so verheult sehen, wenn jemand reinkommt.
Ich dachte wirklich, dass diese elenden Nächte vorbei sind. Wieso kommt das immer wieder?
Beim Weinen versuchte ich sehr leise in meine Decke zu weinen, vergeblich. Meine Schluchzer waren einfach viel zu laut. Das bestätigte mir die Tür, die sich unerwartet öffnete.
Mein Kopf fuhr hoch und ich sah Ben dort stehen. Er war in einem Top, durch das man seine wohlgeformte Brust sehen konnte und hatte Boxershorts an. Nach einem kurzen Blick auf ihn zog ich die Decke über meinen Kopf und drehte mich zur Seite, damit er mich nicht sehen konnte. Als ich die Tur zugehen hörte, dachte ich, er sei weg und fing wieder an zu schluchzen.
Desto mehr erschrak ich, als ich spürte, wie sich die Matratze nach unten drückte, als wenn sich jemand raufgesetzt hätte. Ich schrak hoch und starrte Ben an, der am Rand meines Bettes saß und mich einfach nur emotionslos anschaute.
"Was willst du?" fragte ich mit unsicher klingender Stimme und setzte mich auf, um ihn ansehen zu können.
"Ich wollte gerade ins Bett gehen und dann habe ich dich weinen gehört." er schaute auf meine Decke und dann wieder zu mir "Joshua ist echt ein Arschloch"
Ich zuckte nur mit den Schultern und verbarg mein Gesicht wieder in der Decke. Sie war schon total durchnässt von Rotz. Na super.
Nach einer andauernden Stille spürte ich, dass Ben sich neben mich legte und ich rutschte automatisch zur Seite.
"Evie" flüsterte Ben nun leise und nahm meine Hand.
"Was?" fragte ich und erschrak von der Berührung. Was will er denn jetzt hier? Ich kann auch alleine weinen!
"Was ist denn los?" fragte er leicht enttäuscht.
"Was soll los sein?" schluchzte ich "Ich bin gerade so glücklich gewesen, keine Gedanken an Jeremy gehabt zu haben und dann kommt Joshua und macht mir wieder Vorwürfe und labert von ihm. Weißt du wie schlimm das ist, wenn eine Person wegen dir stirbt?"
Er seufzte "Nein, das weiß ich nicht. Aber du bist nicht dran Schuld. Es hätte ihm auch außerhalb eines Streits passieren können."
Aufeinmal nahm er mich in den Arm und drückte mich an sich und ich kam mir wieder vor wie in dem Park. Das Gute dabei ist diesmal, dass Matt nicht unterwartet herkommen kann. Im Moment ist mir sowieso alles egal. Vielleicht ist es sogar gut, dass Ben gerade reinkam. Er hat es das letzte Mal auch geschafft mich zu trösten. Ich muss wirklich egoistisch sein. Er liebt mich seit einer halben Ewigkeit und ich benutze ihn als Taschentuch. Er lässt mich nie los.
Ich ließ mich einfach von ihm in den Arm nehmen und vergaß alles um mich.
"Ben" seufzte ich "Ich bin dran Schuld. Wo auch immer er gerade ist, dort wo er ist, hasst er mich abgrundtief."
"Nein! Du bist daran nicht Schuld. Er liebt dich bestimmt immernoch so sehr wie vorher. Und dort wo er gerade ist wartet er auf dich um für immer mit dir zusammen zu sein. Glaub mir, du kannst nichts dafür."
Der Schmerz in meinem Herzen wurde nurnoch schlimmer, als er das sagte. Wenn ich dran denke, dass Jeremy mich vielleicht gerade so weinen sieht, bekomme ich totale Gänsehaut.
"Doch. Wir hatten Streit und er war wütend. Weißt du wie schlimm es war, ihn in Stücke gerissen auf der Straße zu sehen? Das geschieht mir alles Recht. Ich kriege dieses Bild nicht aus meinen Gedanken. Es wird mich bis in den Tod verfolgen."
Ben drückte mich wieder fester an sich und ich spürte den Geruch seines Parfums. Er trägt seit Jahren das gleiche Parfum. Diesen Duft habe ich ihm mal geschenkt und seitdem benutzt er nichts anderes als das.
"Du hast das nicht verdient, Süße." er begann nun, meinen Kopf zu streicheln, während ich mein Gesicht an seiner Schulter vergrub. Ich bin ja noch nicht einmal abgeschminkt. Sein T-Shirt muss jetzt bestimmt schwarz vor Schminke sein.
Ich merkte, wie er sich mit meiner Decke zudeckte. Sofor spürte ich seine Beine an meinen. Ich kam mir total komisch vor, wollte aber nichts an der Situation ändern. Er kam gerade richtig.
"Evie?" fragte er mich nun. Ich schaute zu ihm hoch und sah in seine braunen Augen, die mich bemitleidend ansahen.
"Ja?"
"Versuch zu schlafen" flüsterte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Meine Haut kribbelte und ich bekam Gänsehaut.
"Wieso bist du so zu mir, Ben?" fragte ich mich nun.
Er schaute mich an und gab mir noch einen Kuss auf die Stirn, dann fuhr er fort.
"Es ist mir egal, ob du mich liebst oder nicht. Es ist mir auch egal, wer dich liebt. Aber du bist mir nicht egal und ich bin immer für dich da, egal was passiert. Sowas tun gute Freunde. Du bist eine der wichtigsten Personen in meinem Leben und daran wird sich nie etwas ändern. Ich hoffe insgeheim immernoch auf den Tag, an dem du meine Liebe erwiderst aber ich gebe mich zufrieden mit dem was ich habe und wenn du da bist ist alles gut. Ich tröste dich gerne und will wirklich nicht, dass du wegen Jeremy so traurig bist."
DU LIEST GERADE
Obviously
Teen FictionWas passiert, wenn man einen Typen kennenlernt, der einem den Kopf so verdreht, dass man nurnoch Unfälle baut? Man denkt nurnoch an ihn und will nichts anderes! Evie wohnt in Seattle, kämpft mit dem Verlust ihres Ex-Freundes und will einfach nur ihr...