Kapitel 20

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"Evelynn!", rief mein Vater laut. Sehr laut. Sonst hörte ich es eigentlich nie, wenn mich jemand im Zimmer rief.

Aufgeregt ging ich nach unten. Was ist los? Hektisch stürmte ich ins  Wohnzimmer, wo meine Mutter und mein Vater auf dem Sofa saßen.

"Was ist passiert?" fragte ich und setzte mich auf den Sessel, der daneben stand.

Mein Vater ließ einen kleinen Stapel Blätter auf den Tisch fallen. Dann erkannte ich es.

"Woher habt ihr das?" fragte ich entsetzt und ich bekam Angst. 

"Das lag auf deinem Schreibtisch, als ich die Wäsche holen wollte", sagte meine Mutter "was sagst du dazu?"

Wie gebannt schaute ich auf die Mathearbeit, die vor mir auf dem Tisch lag. Daneben lag die von Joshua. Er hatte eine 1 geschrieben. Super.

"Evelynn?", fragte nun mein Vater "Antworte."

Ich starrte die beiden immernoch wie gebannt an.

"Es ist einfach dumm gelaufen", murmelte ich vor mich hin und seufzte.

Mein Vater fand dies gar nicht lustig.

"Und was denkst du, tust du gegen die schlechte Note?"

ich ließ mich im Sessel nach hinten fallen. Jetzt kommt der Punkt mit der Nachhilfe.

"Das nächste Mal lernen...?", fragte ich gespannt.

Meine Mutter schüttelte den Kopf und mein Vater lachte sarkastisch.

"Warum schreibst du eine 5? Schau, Joshua hat eine 1 und wir sind stolz auf ihn. Wieso tust du das Gegenteil? Normalerweise sind doch die Jungs die, die auf alles 'Scheißen'. Was haben wir nur falsch gemacht?", sagte nun meine Mutter und die Wut stieg in mir hoch. Ich hasste diese Vergleiche!

"Es ist doch nur ein Ausrutscher!" wurde ich nun lauter "Ich kann nichts dafür, wenn Joshua eine 1 schreibt! Wir sind zwar Zwillinge, haben aber ein anderes Gehirn!"

Mein Vater stand nun auf und lehnte sich über den Tisch, sodass ich ihm genau ins Gesicht sehen musste.

"Ich wiederhole" setzte er an und di Frage wurde nun schärfer "Und was denkst du, tust du gegen die schlechte Note?"

"Wie gesagt, lernen. Das einzig sinnvolle, was man nach einer schlechten Note tut!" seufzte ich und verkreuzte die Arme vor dem Bauch.

"Ja, aber du wirst nicht alleine lernen! Morgen rufe ich einen Privatlehrer an, der dir alles beibringen wird. Ich will nicht, dass meine Tochter so dumm bleibt."

So dumm? Ich glaubte nicht, was ich da hörte. Ich war so wütend. Meine Mutter saß nur da und beobachtete uns. Sie kann doch auch mal was sagen!

"Ich bin dumm?" fragte ich entsetzt und stand nun auf "Schau auf mein Zeugnis! Josh und ich haben überall die gleichen Noten, nur in Mathe habe ich eine Note schlechter! Das ist kein Weltuntergang! Nur weil du eine perfekte Tochter haben willst? Nenn mich nicht noch einmal dumm!"

Mein Vater wurde nun noch wütender und schrie lauter "Du wirst diese Nachhilfe annehmen. Wenn nicht, sperre ich dir deine Kreditkarte und sorge dafür, dass du kein Geld mehr bekommst. Und wenn du mir noch einmal vorschreiben willst, dich nicht dumm zu nennen oder irgendwie zu nennen, dann wirst du Hausarrest bekommen. Ohne Laptop."

Ich schaute ihn entsetzt an "Ich bin 16. Du kannst mir doch kein Hausarrest geben? Ich bin nicht Leyla und 13! Ich bin bald 17 und weiß was ich tue! Ich selbst hab ja auch eingesehen, dass ich lernen muss! Gut, wenn du diesen dummen Lehrer bestellst, dann wird deine dumme Tochter wenigstens lernen. Ach, und übrigens, unterschreib die Arbeit bitte sonst kriege ich einen Eintrag."

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