Kapitel 10

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Dieser Tag konnte nurnoch verrückter werden. Meine Eltern trafen ein als ich im Krankenhaus mit Josh in der Notaufnahme saß und wir warteten. Meine Untersuchung war zuende und es war alles gut. Keine inneren Blutungen und der Blutverlust war auch nicht schlimm. 

Die Ärzte sagten nur, dass ich mich ausruhen soll, damit die Kopfschmerzen weggehen.

Meine Eltern trafen ein und sie waren besorgt. Ein Anblick, den man nicht oft sah und es wunderte mich. Kein Ansatz von Wut in ihren Augen. Man merkte nur, dass Josh sich bemühen musste, die Trunkenheit  zu verbergen, weil meine Eltern es nicht gerne sahen, wenn er besoffen war.

Und plötzlich fiel es mir ein.

Matthew hatte doch auch getrunken! Wenn er einen Unfall baute?

Wir saßen auf dem Rücksitz des Autos meiner Mutter und ich bat Josh, näher zu kommen und deutete an, ihm etwas zuzuflüstern.

"Matthew hatte doch was getrunken?" fragte ich besorgt und schaute ein paar Mal zu meinen Eltern, dass diese bloß nichts mitbekommen. Joshua winkte ab.

"Ach, nein. Matt trinkt nicht. Er hatte nur ein Bier und das nicht mal ganz. Mach dir keine Sorgen".

Ich atmete erleichtert aus. "Gut". 

Mein weißes Auto stach sofort heraus. Es stand vor der Garage und zwei Gestalten standen davor. Jetzt sah man ihre Gesichter wenigstens richtig und nicht nur im leichten Licht des Autos.

Meine Eltern hielten neben meinem Auto, das die Garagentür versperrte und meine Mutter, die Beifahrerin war, stieg aus. Schnell gab sie den Code ein und bat Matthew, das Auto in der Garage an meinem Platz zu parken. Ohne Widerworte tat er das auch und wir fuhren ihm nach auf den Parkplatz meiner Mutter. Gespannt stieg ich aus und begutachtete heimlich mein Auto. Es sah alles okay aus.

Ich bekam meine Handtasche von Josh in die Hand gedrückt, die ich wohl in Moms Auto gelassen hatte und stand dann da.

Ohne zu merken, wie lange ich auf mein Auto starrte, bekam ich nun grob einen Schlüssel in die Hand gedrückt. Sofort merkte ich, wie ich rot wurde. Matthew hatte bestimmt gemerkt, dass ich mein Auto nach kratzern absuchte.

"Danke", stotterte ich vor mich hin und steckte ihn in meine Tasche.

Meine Eltern bedankten sich bei ihm, dass er das Auto heimfuhr und mein Vater bot ihm sogar Geld an. Ich merkte, wie ich noch roter wurde und am liebsten im Erdboden versinken würde. Matthew lehnte dankend ab und sagte, dass es eine Selbstverständlichkeit sei. 

Dann räusperte er sich und stand vor mir. Ich schaute an ihm hoch. 

Er war sooo groß. Beim Hochschauen schmerzte wieder mein Kopf.

"Du", fing er an "Du hast noch meine Jacke an".

Ich erschrak. Tatsächlich hatte ich seine weinrote Sweatshirtjacke noch an, auf der die Aufschrift des Teams der Schule stand. Ich habe es ganz vergessen, dass ich sie nicht abgelegt hatte seit dem Truck.. Als ich wieder dran dachte, kam mir sein Geruch wieder in die Nase. Er war so toll.

"Oh, die hab ich ganz vergessen", murmelte ich nun, gab ihm meine Tasche, die er kurz halten sollte und trennte mich von der Jacke. Unauffällig sog ich nochmal den Geruch ein.

Schweren Herzens gab ich sie ihm zurück und er mir seine Tasche. 

"Danke", sagte ich und schaute peinlich berührt auf den Boden. Ich merkte, wie meine Eltern schon vorgegangen waren. Nurnoch Amber und Josh standen in der Garage.

Ich schaute Amber an und sie fing an zu reden "Süße, ich glaube, ich gehe doch nach Hause.. Du musst dich ausruhen und du musst schlafen gehen"

Sie drehte sich um, aber ich rief, sie soll stehenbleiben.

"Nein Amber, heute war unser Tag  und den beenden wir jetzt auch noch zusammen. Ich kann mich auch in deiner Anwesenheit ausruhen", bettelte ich sie an "Mir geht es auch schon besser. Es war nur ein Schlag"

Sie lächelte und bejahte, dass sie nurnoch zu sich nach Hause geht und ihre Sachen holen würde und dann verschwand sie auch schon. Joshua drehte sich um und ging auch raus aus der Garage, gerade als sich das große Garagentor schloss, schlupfte er raus. 

Da standen wir, alleine in der Garage.

"So.." seufzte ich "Was ein Tag"

Ich wurde schon wieder rot, wie ich befürchtete. 

Matthew stand nur da gegenüber von mir in der Nähe des Kofferraumes meines Autos und schaute mich mit leerem Blicke an.

"Ja.. Nur Michael tut mir Leid" murmelte er vor sich hin.

"Seid ihr befreundet?", ich lehnte mich mit der Hüfte an das Heck meines Autos und stellte die Tasche darauf ab.

Er schüttelte den Kopf "Nein, das nicht. Nur das, was Josh ihm angetan hatte, war schon etwas schlimmes."

"Oh..", stotterte ich "Ich hoffe nur, Josh kriegt keine Anzeige"

"Nee. Das denke ich nicht. Michael hat Angst vor Josh. Jeder hat Angst vor Josh"

Ich weiß nicht wieso, aber ich fing plötzlich unendlich an zu lachen. 

"Angst? Vor Joshua?", ich schenkte seinen Worten keinen Glauben und lachte einfach nur.

Matthews Augen wurden zu schlitzen und seine Augenbrauen zogen sich zusammen, als er mich musterte.

Mein Lachen verstummte "Wieso Angst? Tut er was Bestimmtes?".

Matthews Blick starrte auf das Garagentor "Nein nein. Eigentlich garnicht. Nur alle haben Respekt, weil er der Captain des Teams ist. Wie geht das Tor auf?"

Man merkte, wie er schnell das Thema wechselte. Ich ging zum Schalter und öffnete das Tor mit dem Code. Matthew ging raus und blieb stehen, seinen Blick auf unser Haus gerichtet. Ich nahm meine Tasche vom Auto und ging ihm nach.

"Nochmals danke" murmelte ich und setzte mein lächeln auf. Er lächelte kurz. Sein Lächeln war toll! Er hatte schöne, weiße Zähne und Grübchen.

"Wofür denn? Ist doch selbstverständlich, wie gesagt. Das Auto fährt sich nicht von selbst"

Ich holte meine Haustürschlüssel aus der Seitentasche "Nicht nur das. Danke für's Auffangen und die Jacke."

"Kein Ding, wie gesagt. Ich hoffe nur, meine Jacke roch nicht nach Schweiß", lachte er ironisch.

Ich lachte mit ihm "Nein, das nicht."

"Gut.", sagte er und ging ein paar Schritte zurück.

"Findest du nach Hause?", fragte ich und starrte auf das Tor, das offenstand.

"Ja.. Ich habe meinen Stiefvater angerufen, der holt mich ab"

"Wenn du was gesagt hättest, hätte Josh dich bestimmt nach Hause gefahren"

"Nee. Der holt doch grade sein Auto mit seinem Vater. Es steht doch immernoch auf dem Parkplatz"

"Und der Depp kann dich nichtmal mitnehmen", ärgerte ich mich. 

"Ach was, geht schon" winkte er ab und schon hupte ein Auto, das vor der Einfahrt stand und blinkte.

"Dein Stiefvater" murmelte Ich.

"Ja" er zog seine Jacke an "übrigens, schönes Haus"

Kaum konnte ich mit danke antworten, drehte er sich um und ging zu dem Auto. Er winkte nach hinten und dann stand ich da und mein Herz fing an zu klopfen.

Wieso klopft es? Er war ein normaler Typ, wie jeder Andere. Nur weil er sich um mich kümmerte hieß das garnichts. 

Und nach dem Vorfall 2011 kann ich mir sowieso keinen Freund mehr leisten.

Ich schloss die Tür auf und hängte meinen Schlüssel an den Haken. Was ein Tag.

Mein Hund kam mir entgegen.

Ich streichelte kurz Daisys Kopf und ging dann weiter in die Küche, wo ich mir eine Flasche Wasser holte und nach oben in mein Zimmer ging, um jeglichen Kontakt mit meinen Eltern zu entgehen.

Kaum als ich mein Zimmer betrat und meine Schuhe auszog, klingelte es. Jemand Anderes wird schon aufmachen.

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