Erschrocken fahre ich hoch und schaue auf meinen Wecker. Verdammt, ich habe verschlafen. Warum hat meine Mutter mich nicht geweckt als ich nicht herunterkam? Plötzlich fällt mir ein, dass ja Ferien sind. Erleichtert lasse ich mich noch einmal in mein weiches Kissen zurückfallen und schließe meine Augen. Doch wirklich schlafen kann ich nicht mehr. Ich bleibe noch ein paar Minuten liegen und stehe dann langsam auf. Ich schaue in den Spiegel. Meine Haare und mein Gesicht sehen im Moment total schrecklich aus, meine Haare schon wieder fast fettig und irgendwie gefallen sie mir einfach nicht. Schon immer wollte ich Locken haben, aber ich habe leider totale glatte Haare. Ich ziehe meine bequeme Lieblings-Hose, ein T-Shirt und eine Sweatshirt Jacke an. Ich bin 16 Jahre alt und habe blaue Augen. Ich gehe mit meiner besten Freundin Sabrina in eine Klasse, wir kennen uns schon ewig. Man könnte eigentlich fast sagen, dass wir Sandkasten Freunde sind. Wir haben uns im Kindergarten kennen gelernt, sie hat mich gefragt ob sie ein Buntstift von mir haben kann und ab da waren wir Freunde. Und jetzt immer noch. Wie machen beide unseren Realschulabschluss und es sind zurzeit Ferien. Ich habe keine Geschwister, obwohl ich eigentlich gerne welche hätte.
Ich merke, dass ich Hunger bekomme und mein Magen fängt schon an zu knurren. Ich laufe die Treppe herunter und dann weiter zum Ess-Tisch. Meine Mutter sitzt noch am Frühstückstisch und ich setze mich dazu.
„Hast du heute schon was vor?" fragt mich meine Mutter.
„Ich weiß nicht, vielleicht rufe ich später noch Sabrina an."
Ich nehme mir ein Brötchen und schneide es auf. Da wusste ich noch nicht wie mein Tag verlaufen würde. Meine Mutter trinkt einen Schluck Kaffee.
„Würdest du später noch für mich einkaufen gehen?" Ich beiße von meinem Brötchen ab.
„Warum machst du das nicht selber?"
„Du kannst das ruhig für mich machen. Außerdem habe ich keine Zeit und du dagegen schon.", sagt meine Mutter. Ich seufze laut auf.
„Und was wenn ich nicht will?"
Meine Mutter zieht einen Schmollmund und sieht mich bettelnd an. Bei ihr sieht das immer so witzig aus, ein bisschen wie ein Hund. Ich habe ihr das mal gesagt, aber davon war sie überhaupt nicht begeistert. Sie war total sauer, nach einer Weile hat es sich aber erledigt.
„Bitte, komm schon. Ich mache doch sonst immer alles."
Ich verdrehe meine Augen. Das Typische-Mutter Gelaber eben, du machst nie etwas, ich mache immer alles für dich, du hast sonst keine große Verpflichtungen und und ...
„Wenn es sein muss.", murre ich.
„Ja, das muss es auf jeden Fall." Ich werfe ihr einen bösen Blick zu, erwidere aber nichts mehr. Ich bin noch zu müde um diesen „Kampf" zu führen. Außerdem ist mir das viel zu blöd, bis wir das geklärt hätten, bin ich schon fast den halben Weg gefahren. Während dem Essen reden wir nicht mehr viel.
Nach dem Essen rufe ich Sabrina an, um sie zu fragen ob sie mitfährt, dann wäre es nicht so langweilig.
„Ich hab keine Zeit. Tut mir leid." meint Sabrina.
Wir legen wieder auf. Dann muss ich eben alleine fahren. So schlimm wird es aber bestimmt nicht sein, so lange ist der Weg schließlich nicht. Ich kämme mich ziehe mich kurz um. Ich gehe in die Küche und meine Mutter sitzt immer noch da. Ich frage nach dem Geld und sie gibt es mir kommentarlos.
Ich hole mein Fahrrad aus der Garage und fahre los. Ich fahre erst ein paar Meter auf der Straße, bis ich auf einen kleinen Weg abbiege, der in den Wald führt. Die Ruhe tut mir gut, nur die Vogelstimmen zu hören, das beruhigt mich. Plötzlich höre ich etwas, ich lausche hin, doch ich höre nichts mehr. Ich mache mir keine weiteren Gedanken mehr darüber und fahre weiter. Doch das Geräusch wiederholt sich und jetzt höre ich genauer hin. Schon wieder, komisch. Ich halte an und bin ganz leise, damit ich es, falls ich es nochmal höre, auch besser erkennen kann was das für ein Geräusch ist. Nachdem ich etwas genauer hingehört habe, verstehe ich auch, was das für ein Geräusch ist. Es ist eine Person und diese schreit um Hilfe. Jetzt erkenne ich es ganz deutlich. Ich bin mir sicher, dass es eine Frauenstimme ist. Ich schaue mich um und sehe jemand maskiert, der eine Frau bedroht. Der Mann legt eine Schlinge um den Hals der bedrohten Frau. Er zieht sie immer fester zu. Dann kommt noch ein anderer Mann der etwas zu dem anderem sagt. Aber der erste Mann schüttelt nur den Kopf. Plötzlich gibt sie ganz unter seinen Armen nach, sie hängt ganz schlaff da. Das Seil fällt auf dem Boden. Der Mann schaut sich um und als er niemand sieht, verschwindet er zwischen den Bäumen. Nach ein paar Sekunden rennt der zweite Mann auch weg. Ich habe gesehen, wie jemand einen Mord begangen hat. Ich bekomme einen Schock. Es geht ein paar Minuten, bis ich wieder in der Realität angekommen bin und mich bewegen kann. Was ist jetzt mit der Frau? Ist sie tot? Ich kann nicht zu ihr, aber was ist wenn sie noch lebt? Soll ich ein Krankenwagen oder die Polizei rufen? Ich schaue mich um. Ich kann niemand mehr sehen. Ich beschließe, dass es am besten ist, wenn ich die Polizei anrufe. Ich hole mein Handy aus meiner Tasche heraus und wähle. Ich erkläre so gut wie es geht und wie ich es schaffe, was geschehen ist und wo genau ich bin. Nach einer Weile sehe ich endlich ihr Blaulicht. Männer in weißen Anzügen steigen mit Koffern aus Autos aus und laufen zu der Stelle hin, wo die Frau ermordet wurde. Eine Frau kommt auf mich zugelaufen.
„Hallo, ich bin Hauptkommissarin. Haben Sie die Frau gefunden?"
Mehr als ein Nicken bekomme ich nicht hin.
„Ich weiß es ist hart was sie gesehen haben, aber dürfte ich Ihnen trotzdem ein paar Fragen stellen?" Wieder nicke ich.
„Aber wir müssen erst Ihre Mutter anrufen. Machen Sie das oder soll ich es machen?"
Warum meine Mutter anrufen? Wenn man sie schon anrufen muss, dann will ich das machen und nicht sie. Als hätte sie meinen Gedanken gelesen, sagt sie: „Sie sind noch minderjährig und ohne die Einverständnis der Eltern dürfen wir keine Fragen stellen."
Verstehend nicke ich mit dem Kopf. Wir einigen uns darauf, dass ich meine Mutter anrufen soll. Als Mum kommt, nimmt sie mich erst mal in den Arm. Dafür bin ich ihr auch dankbar, denn das brauche ich jetzt wirklich. Nachdem wir uns wieder aus der Umarmung lösen, sieht mich die Kommissarin an und fängt dann an zu reden.
„Okay, lag die Frau genauso da als Sie sie gefunden haben?"
„I... ich ... ich ... habe m...mehr gesehen." Ich schlucke schwer. „Ich habe gesehen... wie sie ermordet worden ist." Die Kommissarin reißt die Augen auf.
"Oh. Das ist natürlich schlimm."
Sie schaut kurz weg. „Wenn es einigermaßen ginge, könnten Sie dann erzählen was passiert ist? Aber wenn es nicht geht, können wir auch wann anders darüber reden."
„Es geht schon." Dann erzähle ich was ich gesehen habe. Zwischen drin mache ich manchmal eine Pause und manchmal kommen sogar ein paar Tränen aus meinen Augen, die ich aber immer schnell wegwische. Als ich fertig bin, streckt sie meiner Mutter eine kleine Karte entgegen.
„Hier, das ist meine Visitenkarte. Falls Ihrer Tochter noch etwas einfällt. Und sie soll sich bitte für weitere Fragen bereit halten."
Meine Mutter nimmt die Karte entgegen und nickt mit dem Kopf.
„Das wäre es, fürs erste.", sagt sie an mich gewandt. Sie sieht mich noch kurz an und dreht sich um und läuft weg. Mich interessiert es nicht wohin sie läuft. Ein paar Minuten bleibe ich noch wie versteinert stehen. Überwältigt, von allem was heute schon passiert ist.
„Es muss hart für dich sein. Kann ich dir irgendwie helfen?", fragt sie mich.
Ich schüttle den Kopf. „Nein, ich will jetzt einfach nur nach Hause, mich beruhigen und mich von dem Schock erholen."
„Natürlich, komm, wir fahren nach Hause."
Dann laufen wir langsam zu meinem Fahrrad und laden es in das Auto ein. Wir steigen in ein und fahren nach Hause. Auf der Fahrt reden wir so gut wie nichts, jeder ist in seiner Gedankenwelt.
Zuhause angekommen laden wir das Fahrrad aus und ich verschwinde sofort in meinem Zimmer. Ich lege mich auf mein Bett und überlege mir, was der Mann wohl für ein Grund hatte, die Frau zu ermorden. Ich merke kaum, wie meine Augen immer schwerer werden und schließlich ganz zuklappen. Was für ein Vormittag..., denke ich noch bevor ich einschlafe.
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Der Tag, der mein Leben veränderte
Teen FictionAmelie ist eine 16 Jährige Teenagerin zwischen Schulstress und Elternstreit. Alles beginnt sich zu ändern, als der geheimnisvolle Junge John zu ihr in die Klasse kommt. Denn Amelie beginnt sich für den gutaussehenden Neuzugang zu Interessieren. Daz...