Kapitel 10

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„Amelie?", ruft meine Mutter.

Doch ich antworte nicht. Ich renne einfach die Treppe hoch und schlage die Zimmertür hinter mir zu. Ich lasse mich auf mein Bett fallen und lasse meinen Tränen freien Lauf.

Mein Handy fängt an zu klingeln. Mit der Hand wiche ich die Tränen weg. Ich schaue auf das Display, es ist John. Ich nehme nicht ab, ich will jetzt nicht mit ihm reden.

Nach ein paar Minuten klingelt es wieder. Ich nehme immer noch nicht ab. Es klopft an meine Tür, ich öffne sie und dort steht Mum.

„Was willst du?", frage ich sie.

„Einfach nur mit dir reden." Ich bin froh als es an der Tür klingelt, weil ich sonst mit meiner Mum hätte reden müssen und ich hätte auf ihre Fragen keine antworten gehabt. Mum öffnet die Tür. Es ist die Kommissarin. Was will die denn schon wieder hier? Kann man mich denn nicht mal in Ruhe lassen? Was wollen denn immer alle von mir?

Sie sagt: "Ich würde gerne mit ihrer Tochter sprechen."

„Ja. Natürlich. Amelie!" Ich komme die Treppe herunter.

„Wären Sie bereit mit mir auf das Präsidium zu kommen und eine Gegenüberstellung zu machen?"

„Ja, kann ich machen." Ich nehme meine Jacke und folge ihr.

„Was ist das für eine Gegenüberstellung?"

„Ach, nur von dem Mord."

„Aber ich habe doch gesagt dass ich nicht viel gesehen habe."

„Ja, aber vielleicht erkennen Sie ihn wieder." Es bringt sowieso nichts mit ihr zu diskutieren, also sage ich nichts mehr. Die Ganze Fahrt sagt keiner ein Wort. Ich bin sowieso in meinen Gedanken versunken. Als wir angekommen sind, steigen wir aus dem Auto und laufen in das Präsidium. Ich folge ihr stumm.

Als wir bei der Gegenüberstellung sind fragt sie mich: „Und wissen Sie ob einer an den Tatort war." Bis jetzt hatte ich noch nicht richtig hingeschaut. Aber ich bekomme einen Schock! Dort steht John. Ich kann es nicht glauben! Wie kamen sie auf ihn? Aber ich darf mir nichts anmerken lassen.

„Und? Ist einer von denen dabei?"

„Nein. Kann ich jetzt wieder nach Hause?"

„Ja gehen Sie nur. Soll ich Sie heimfahren?" Ich schüttle den Kopf und gehe. Wissen sie, dass er etwas damit zu tun hat? Ich muss es wissen. Ich nehme den nächsten Bus und fahre nach Hause. Daheim lege ich mich auf mein Bett und mache Musik an. Mum hat jemand engagiert um diese Frau zu töten. War es John? Oder John und sein Bruder? Wenn nicht John, wer dann? Wie sind die Strafen? Muss Mum in das Gefängnis? Ich hoffe es nicht. Ich hoffe so sehr, dass Mum und John mit dem Mord nichts zu tun haben. Ich weiß nicht ob ich aushalten würde. Mein Dad ist manchmal schon etwas schwierig, aber ich würde trotzdem dann zu ihm gehen. Irgendwann schlafe ich ein. Als ich aufwache ist es mitten in der Nacht. Ich drehe mich einfach um schlafe weiter.

Das Klappern von Geschirr weckt mich auf. Es ist wahrscheinlich meine Mutter. Ich stehe auf und gehe runter. Als ich in die Küche komme lächelt meine Mutter mich an. Sie hat Frühstück gerichtet. Wir setzten uns an den Tisch und essen.

Plötzlich klingelt es an der Tür. Ich stehe auf und mache die Tür auf. Da steht John. „Können wir reden?", fragt er mich. Ich nicke und hole meine Jacke. 

„Ich muss dir jetzt etwas sagen. Ich hoffe du kannst es mir verzeihen."

„Was ist denn los? Was musst du mir sagen? Warum warst du eigentlich bei der Polizei?"

„Sie wollten, dass ich dort hin stehe."

„Und wie kamen sie auf dich?"

„Keine Ahnung. Aber das ist jetzt egal." Was will er mir sagen?

„Du hast recht. Ich habe mit dem Mord zu tun. Und meine Bruder auch. Ich kann dir nichts Genaueres sagen aber bitte glaube mir, ich oder wir haben es nur getan weil wir verzweifelt waren."

„Und warum ihr verzweifelt?"

„Wir brauchten Geld. Wir hätten zwar arbeiten gehen können aber das hätte zu lange gedauert."

„Wofür habt ihr das Geld gebraucht?"

„Unsere Mutter hat ziemliche Scheiße gebaut. Sie selbst wurde erpresst und naja sonst wäre etwas Schlimmes passiert. Aber ich weiß nicht warum."

„Aber wieso einen Mord? Ihr hättet zur Polizei gehen sollen."

„Nein, zu den Bedingungen gehörte, dass wir nicht zur Polizei gehen."

„Und warum hast du es mir nicht schon früher erzählt?"

„Wenn ich es früher erzählt hätte, dann hättest du mit mir nichts zu tun haben wollen."

„Das wäre wirklich so gewesen."

„Bitte, du musst mich doch verstehen!"

„Und wie stellst du dir das vor? Denkst du die Polizei erfährt davon nichts? Und hast du gedacht, dass ich wenn du mir das erzählst einfach sagen kann, dass es mir völlig egal ist? Ich kann das nicht. Es tut mir leid."

„Aber ... "

„Nein, lass es gut sein." Ich drehe mich und laufe weg. Mit jedem Schritt, entferne mich mehr von ihm, ich hatte so gehofft, dass er damit nichts zu tun hat. Aber es war nicht so gewesen, und ich habe mich verliebt. Aber es geht nicht. Ich kann ihn nicht bei der Polizei verraten. Das kann ich ihm nicht antun.

Der Tag, der mein Leben veränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt