John Sicht (gleicher Tag)
Ich werde vom Geschrei meines Bruders geweckt. Genervt öffne ich meine Augen „Hast du mal auf die Uhr geschaut? Wieso lässt du mich nicht länger schlafen?“ Ben (mein Bruder) rollt die Augen. „Es ist 10 Uhr. Heute haben wir viel vor.“ Stimmt ja. Ich setze mich auf. Wir wollen ausziehen und endlich aus dieser Stadt gehen. Wir haben das meiste schon gerichtet und es sind nur noch ein paar Kleinigkeiten zum einpacken. Ich lasse mich nochmal kurz in das Kissen zurückfallen und schließe meine Augen, wenn es auch nur für ein paar Sekunden ist. Ben zieht meine Bettdecke weg. „Hey! Was soll das?!“, beschwere ich mich.
„Los, stehe auf! Wir wollen heute ausziehen. Schon vergessen?“ Natürlich habe ich das nicht vergessen. Als ob er immer sofort aufstehen würde. Das sage ich ihm dann auch.
„Komm schon. Oder willst du doch hier bleiben?“ Wie kommt er darauf? Das war meine Idee und das will ich auch durchziehen. Ich habe genug von hier. Hier gibt es nichts mehr was mich hier hält. Wer weiß schon ob ich nicht wieder zur Polizei muss und das würde ich nicht nochmal aushalten.
Verschlafen stehe ich dann doch auf und ziehe mich an. Ich laufe ins Bad und schütte mir ein bisschen kaltes Wasser ins Gesicht. Das macht mich wenigstens ein bisschen wach. Bevor ich die restlichen Sachen einpacke, gehe ich in die Küche und Frühstücke etwas. Wie erwartet wandern meine Gedanken mal wieder zu Amelie. Wie es ihr wohl geht? Ich schüttle meinen Kopf. Daran will ich nicht mehr denken. Nach dem Essen packe ich meine restlichen ein.
Als wir fertig mit dem Einpacken sind, laden wir das Auto ein. Ich komme gerade aus dem Haus und will ein Karton in das Auto laden und wieder ins Haus laufen, als ich meinen Namen höre. Ich schaue mich um wer mich gerufen hat. Es ist Amelie. Ich freue mich sie zu sehen. Aber was will sie hier? Ich setzte einen neutralen Blick auf. Ich muss stark und kalt wirken. Warum genau, kann ich nicht sagen. Doch ich bleibe stehen. Schließlich will ich wissen was sie zu sagen hat. Sie läuft langsam auf mich zu und bleibt dann ein paar Meter vor mir stehen. „Können wir reden?“, fragt sie mich. Worüber will sie denn noch reden? Ich habe alles gesagt. Mein Gesichtsausdruck bleibt neutral und kalt. „Ich wüsste nicht worüber wie noch reden müssten.“ Und das entspricht der Wahrheit. Klar, ich habe sie sehr verletzt. Aber sie mich auch. Sie kann mich nicht verstehen, warum ich so gehandelt habe. Warum nicht? Ich muss weiter kalt bleiben. Obwohl ich es fast nicht aushalten kann wie sie mich traurig und flehend ansieht.
„Bitte. Auch wenn es nur ein paar Minuten sind.“, fleht sie mich an. Ich zeige keine Emotionen. Obwohl es in mir tobt und ich es kaum aushalten kann so mit ihr zu reden. Aber so ist es besser. Meine Worte sind kalt und emotionslos. „Ich muss weiter das Auto beladen.“ Dann drehe ich mich um und renne wieder ins Haus. War ich doch zu hart? Habe ich doch zustimmen sollen als mich zum reden angefleht hat? Jetzt ist es sowieso zu spät. Wir ziehen weg. Mein Entschluss steht fest. Als ich in der Wohnung ankomme, kommt mein Bruder auf mich zugelaufen.
„Ich habe das gerade mit angehört. Warum warst du so dumm und hast nicht zugestimmt?“ Habe ich doch zustimmen sollen? Aber warum hat er auch das gehört? Was geht ihn da an? Das sage ich ihm auch.
„Das Fenster war offen und als ich ihre Stimme gehört habe, habe ich mit einem Ohr zugehört. Aber lass uns jetzt nicht darüber streiten. Wieso hast du auch nicht zugestimmt? Was hättest du schon so groß zu verlieren gehabt?“ Ich zucke mit den Schultern.
„Ich weiß nicht. Ich denke, ich habe manchmal einen zu großen Stolz.“
„Ja, das stimmt.“ Ich werfe ihm einen bösen Blich zu. Er hebt entschuldigend die Hände hoch. „Ja, Entschuldigung. Aber es stimmt, das musst du doch selbst zugeben, oder?“ Ich nicke mit dem Kopf. Er hat ja Recht. Aber das ist jetzt nicht das richtige Thema. Habe ich doch nicht so kalt sein sollen? War es ein Fehler? Was soll ich machen? Mein Bruder schaut mich an. „Du bist ein Idiot. Ich sehe doch wie schlecht es dir geht.“ Manchmal bin ich wirklich ein Idiot, wie vorhin auch. Und wirklich gut geht es mir wirklich nicht. Aber was könnte ich machen?
„Na los, schaue ob sie noch da ist!“, reißt mich mein Bruder aus meinen Gedanken. Soll ich das wirklich machen? Ist das eine gute Idee? Aber es interessiert mich schon worüber sie reden wollte. Schließlich ist sie mir auch nicht ganz egal. Schauen ob sie noch da ist, kostet ja schließlich nichts. Was habe ich schon groß zu verlieren? Nichts. Komm schon du Idiot, wenn es zu spät ist, bist du alleine schuld. Ich reiße die Türe auf, renne die Treppe nach unten und renne weiter nach draußen. Ich schaue mich um. Dort hinten könnte sie noch sein. Ich renne in die Richtung und sehe sie Arm in Arm mit Sabrina weg laufen. Als ich ein paar Meter hinter ihr stehe, rufe ich sie. Doch sie hört mich nicht. Will sie mich überhaupt hören? Wird sie mich auch so abblitzen lassen wie ich es gemacht habe? Ich hoffe es nicht. Obwohl ich es wahrscheinlich verdient hätte. Ich laufe nochmal ein paar Meter und rufe ihren Namen. Endlich dreht sie sich um. Sie reißt kurz überrascht die Augenbrauen hoch, doch ihr Gesicht wird sofort wieder neutral. Wie bei mir vorhin, nur dass die Rollen getauscht wurden. Das bedeutet nichts Gutes. Wie und mit was soll ich bloß anfangen?
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Der Tag, der mein Leben veränderte
JugendliteraturAmelie ist eine 16 Jährige Teenagerin zwischen Schulstress und Elternstreit. Alles beginnt sich zu ändern, als der geheimnisvolle Junge John zu ihr in die Klasse kommt. Denn Amelie beginnt sich für den gutaussehenden Neuzugang zu Interessieren. Daz...