Plötzlich stoße ich mit jemand zusammen. Zum Glück falle ich nicht hin, aber es war sehr knapp. Ich murmle ein schnelles, kleines „Entschuldigung“. Zum ersten Mal schaue ich jetzt erst richtig, gegen wenn ich gerannt bin, es ist ein Mädchen, ungefähr in meinem Alter. Sie fragt mich ob alles okay sein. Ich bejahe, aber sie glaubt mir nicht.
„Ich weiß, wir kennen uns überhaupt nicht, aber ich merke dass es dir schlecht geht. Und ich kann es überhaupt nicht aushalten wenn es jemand schlecht geht. Willst du mir sagen was dich betrübt oder soll ich dich in Ruhe lassen?“
„Es ist eine ziemlich lange Geschichte.“
„Ich habe Zeit.“ Dabei grinst sie mich an. Sie scheint ja schon nett zu sein, aber meine ganze Lebensgeschichte einfach so jemand fremdes zu erzählen? Ich kenne sie doch gar nicht. Was soll ich machen? Ich muss es jemand erzählen, aber ihr? Sonst erzähle ich es Sabrina. Klar, sie würde mich erst mal trösten. Sie würde mich ablenken wollen, das ist ja auch gut so, aber ja ich weiß nicht. Sie kann mich einfach nicht so gut verstehen. Die Fremde holt mich aus meinen Gedanken.
„Entschuldige ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße Lisa.“ Sie streckt mir ihre Hand entgegen, die ich entgegen nehme.
„Ich bin Amelie.“ Wir lassen wieder unsere Hände sinken und grinsen uns an.
„Weißt du was? Ich gebe dir meine Nummer und wenn du reden willst, rufe mich einfach an.“ Sie diktiert mir ihre Nummer und ich speichere sie in mein Handy ein. Ich stecke mein Handy wieder weg und grinse sie an. „Ja, das werde ich machen, bis dahin, alles Gute.“
„Danke! Dir auch.“ Ich nicke mit dem Kopf. „Danke“ Ich drehe mich um und laufe Richtung Bushaltestelle. Was soll ich machen? Einerseits würde ich ja schon gern darüber reden, aber anderseits ich muss es erst verarbeiten und darüber nachdenken. Im Bus hole ich mein Mp3 Player raus und stecke mir meine Kopfhörer in die Ohren. Ich schließe meine Augen. Warum sagt John dass ich zu meinen Vater muss? Was hat er damit zu tun? Stecken die unter einer Decke? Soll ich zu Dad fahren? Sofort? Später? Oder wann? Jetzt kann ich noch nicht mit meinen Vater reden, jetzt bin ich zu fertig und müde. Ich beschließe dass ich erst nach Hause fahre und mich dort ausruhe. Ich habe jetzt keinen nerv mich Auseinandersetzungen unterziehen zu müssen. Ich brauche jetzt einfach nur Ruhe. Vielleicht auch ein bisschen schlaf. Zum Glück mache ich meine Augen auf, bevor ich meine richtige Bushaltestelle verpassen würde. Ich steige aus dem Bus und mache mich auf den Heimweg. Meine Mutter kommt sofort auf mich zugelaufen, als ich die Haustüre aufschließe.
„Schatz, wo warst du? Ich habe mir Sorgen gemacht.“, fragt meine Mutter besorgt. Was will die denn wieder? Kann die Welt mich nicht mal in Ruhe lassen? Was wollen den immer alle von mir?
„Mum, können wir später reden? Ich habe jetzt echt keinen nerv.“
„Ja, natürlich. Wenn du versprichst, dass du nichts Schlimmes passiert ist.“ Warum soll ich ihr das versprechen? Klar, ich kann verstehen dass sie sich Sorgen macht, aber Mütter sollten doch auch ihr Kind einfach Vertrauen können oder? Ohne alles hinterfragen zu müssen. Aber wenn ich es nicht mache, zwingt sie mich dass wir uns hin setzen und dann würde die Fragerei losgehen. Es würde dann ewig gehen bis sie mich wieder gehen lassen würde. Sonst halte ich es ja immer ganz gut aus, aber jetzt? Ne. Ich bin mit den Nerven am Ende.
„Ja, versprochen.“, sage ich ein bisschen gereizt.
„Darf ich hoch?“, frage ich sie. Sie nickt mit dem Kopf. „Natürlich, warum auch nicht?“ Ich gehe an ihr vorbei und laufe die Treppe hoch in mein Zimmer. Kaum liege ich auf meinem Bett, bin ich auch schon eingeschlafen.
Johns Sicht
Als Amelie wieder weg ist, werde ich wieder in meine Zelle gebracht. Ich war so kurz davor ihr alles zu erzählen. Aber ich muss auch an meine Mutter denken. Was würde sie denn sonst von mir denken? Sie hat immer gesagt, dass die Familie das wichtigste sei. Man, warum muss sich auch Amelies Vater einmischen? Das geht ihn gar nichts an. Er kennt mich nicht mal. Er verurteilt mich einfach. Aber warum kam Amelie? Was hatte sie sich erhofft? Das ich ihr alles erzähle und wir dann wieder glücklich zusammen sind? Man, sie wird mir wahrscheinlich nie verzeihen können. Aber was habe ich machen sollen? Als sie gegangen ist, sah sie so verletzt aus. Es hat mir fast das Herz zerbrochen. Ich konnte sie doch auch nicht mit druck hier behalten. Ich musste sie gehen lassen. Sonst hätte ich niemals eine Chance gehabt, dass sie mir jemals verzeiht. Ich konnte ihr nicht mehr erzählen, sonst hätte ihr Vater womöglich trotzdem die Drohung wahr gemacht. Er würde es irgendwie herausbekommen, wenn er auch Amelie danach fragen müsste. Wird sie zu ihm gehen? Wenn ja, heute noch? Oder erst morgen? Oder gar nicht? Wird er dann wissen dass ich gesagt habe dass sie zu ihm gehen soll? Habe ich dadurch schon zu viel gesagt? Ist meine Mutter dadurch in Gefahr? Was erzählt er ihr? Ich hoffe dass er ehrlich zu ihr sein wird. Wenn sie sagt dass ich gesagt habe, dass sie zu ihm gehen soll, und er alles abstreitet, wird er dann seine Drohung etwa wahr machen? Aber eigentlich habe ich doch das gemacht was er wollte. Und ich sitze hier und werde erst als letzter informiert, oder natürlich wenn mir jemand etwas erzählt. Mein Bruder hat mich nicht einmal besucht, seit ich hier bin. Ist er überhaupt noch in der Stadt? Oder hat er wieder etwas angestellt? Man, ich kann nur hoffen, dass Amelies Vater seine Drohung nicht wahrmacht und er uns in Zukunft in Ruhe lässt. Ich bin hier gefangen, nur mit meinen Gedanken. Es macht mich verrückt. Ich hoffe, dass ich bald hier draußen bin. Meine Zellentüre wird geöffnet. Wer kommt mich denn jetzt schon wieder besuchen? Ist es Amelies Vater? Ist er mir auf die Schliche gekommen? Ist es Amelie? Oder Sabrina? Der Polizist sagt mir nicht, dass ich ihm folgen soll. Er stellt sondern ein Tablett mit Essen und Trinken hin. Ich kann das Essen hier nicht mehr ausstehen. Es ist immer das Gleiche. Und wirklich gut schmeckt es auch nicht. Trotzdem esse ich es, ich habe schließlich Hunger. Soll ich denn sonst verhungern? Ich stehe auf und hebe das Tablett auf. Ich setzte mich auf mein Bett und fange an zu essen. Wow. Heute schmeckt es ausnahmsweise mal nicht ekelerregend.
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Der Tag, der mein Leben veränderte
Teen FictionAmelie ist eine 16 Jährige Teenagerin zwischen Schulstress und Elternstreit. Alles beginnt sich zu ändern, als der geheimnisvolle Junge John zu ihr in die Klasse kommt. Denn Amelie beginnt sich für den gutaussehenden Neuzugang zu Interessieren. Daz...