Kapitel 42

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Plötzlich klingelt das Telefon. Ich wende mich aus der Umarmung und wische meine Tränen vom Gesicht. Ich stehe auf und laufe zum Telefon. Langsam nehme ich den Hörer in die Hand und nehme ab.

„Hallo?“, frage ich den Anrufer.

„Hallo. Hier ist John.“ Ist Amelie bei ihm? Ruft er deswegen an? Ist das der Grund?

„Ist Amelie bei dir?“, frage ich ihn voller Hoffnung.

„Nein, deswegen rufe ich nicht an.“ Weswegen dann? Ob wir etwas von Amelie gehört haben? Wenn ja, dann hätten wir uns oder Amelie sich bei ihm gemeldet.

„Mein Bruder schuldet jemanden Geld und er, der Mann, will es jetzt zurückhaben. Mein Bruder muss jetzt zahlen, weil….“, fährt er fort. Warum muss sein Bruder ausgerechnet jetzt zahlen? Was habe ich damit zu tun? Warum sagt er mir das? Mich interessiert das doch alles gar nicht.

„Warum erzählst du mir das? Was habe ich damit zu tun?“, frage ich ihn.

„Ich würde auch nicht von den Problemen meines Bruders erzählen, wenn….“

Warum bricht er immer die Sätze ab? Was hat das alles zu bedeuten? Irgendeinen Grund muss er doch haben!

„Jetzt sag schon! Du würdest das alles nicht sagen wenn?“, rufe ich vielleicht etwas zu laut und genervt. Doch ich mache mir keine weiteren Gedanken und er hoffentlich auch nicht.

„Wenn der Mann, dem mein Bruder Geld schuldet, nicht Amelie entführt hätte.“

„Was?!?!?!?!“, schreie ich in den Hörer. Habe ich mich auch nicht verhört? Mein Ex-Mann ist mittlerweile schon aufgestanden und zu mir gelaufen. Er sieht mich besorgt an und fragt leise wer dran ist und was die andere Person gesagt hat. Ich kümmere mich nicht darum und muss erst mal klären ob ich das richtig verstanden habe.

„Amelie ist entführt worden?“, ist das einzige was ich herausbringe.

„Ja, der Entführer fordert für ihre Freilassung Geld. Eben das Geld, das mein Bruder schuldet.“ Was? Ich kann es immer noch nicht glauben. Amelie ist entführt worden? Warum gerade Amelie wenn sie Geld von Johns Bruder wollen? Mir wird das alles zu viel. Zu viele Gedanken. Plötzlich wird es mir vor den Augen schwarz. Ich bekomme gar nichts mehr mit.

Amelies Sicht

Als ich das nächste Mal aufwache, habe ich so einen komischen Geschmack im Mund, ich kann ihn gar nicht beschreiben. Nach ein paar Minuten setzte ich mich hin und schaue mich um, ob noch etwas zu Trinken ist, mit dem ich meinen komischen Geschmack weg bekomme. Auf dem Tablett, auf dem gestern mein Abendessen serviert worden ist, ist im Glas noch etwas Wasser. Ich laufe hin und trinke das restliche Wasser. Mein komischer Geschmack ist zwar noch nicht ganz weg, aber immerhin ist er etwas besser geworden. Jetzt bin ich hier schon mehr als 4 oder 5 Tage, ich kann es nicht genau sagen. Die Tage vergehen so langsam. Die Stunden wollen einfach nicht vorbei gehen. Wann werde ich endlich befreit? Wie lange muss ich noch hier drinnen sein? Ich halte es nicht mehr aus. Den ganzen Tag immer nur die kahlen, kalten Wände und Boden sehen. Nicht draußen sein und die frische Luft genießen, sondern den ganzen Tag hier drin in diesem Raum eingesperrt sein. Wie soll ich es hier noch weiter aushalten? Nicht zu wissen, ob man überlebt, wann man wieder raus kommt und ob man verletzt wird. Was wird noch alles passieren bis ich endlich hier rauskomme? Die Türe wird aufgerissen. Der Mann kommt nicht wie ich es gedacht und erhofft habe, mit einem Tablett sondern mit einer Kamera herein. Was hat er mit der Kamera vor? Will er mich filmen? Wie immer ist er ganz schwarz gekleidet und hat eine Schwarze Maske an. Ist das der Mörder der Frau? Ist das Johns Bruder? Warum sollte er mich entführen? Würde er seinem eigenen Bruder drohen?

„Wenn du brav bist und nicht versuchst dich groß zu wehren, werde ich dir nichts machen. Doch wenn, du dich wehrst und versuchst dich zu befreien und zu fliehen, was sowieso nicht passieren könnte, tja dann. Du wirst es dann schon sehen, ich würde es die jedenfalls abraten.“

Was haben seine Worte zu bedeuten? Wovon soll ich mich befreien? Höchstens aus diesem Raum, aber er hat denke ich mal, fliehen damit gemeint. Mich beschleicht eine schreckliche Vorahnung. Er wird mich ja wohl kaum fesseln. Oder doch? Der Mann stellt ein Stativ auf und befestigt darauf die Kamera. Das Stativ steht gerade mal ein paar Meter vom Bett entfernt. Er will mich filmen. Warum? Bei was? Was hat er genau vor? Ein mulmiges Gefühl entsteht in meinem Bauch und meine Angst steigt immer mehr. Er verschwindet aus dem Raum und kommt schon nach ein paar Sekunden schon wieder in den Raum rein. Ich schaue was er geholt hat. Es sind Kabelbinder und noch andere Sachen. Mir stockt der Atem. Vor lauter Angst kann ich kaum Atmen. Beruhige dich. Es sieht alles schlimmer aus als es wirklich ist, versuche ich mich zu beruhigen. Doch es funktioniert nicht. Nach ein paar Sekunden kann ich zwar einigermaßen wieder atmen, doch meine Angst ist immer noch da. War auch nicht anders zu erwarten. Bevor der Mann auf mich zugelaufen kommt, schließt der die Türe. Er kommt immer näher und ich weiche aus. So geht es eine Weile bis er sagt: „Ich würde nicht weiter ausweichen.“

Ich ignoriere es und weiche weiter aus, die Türe habe ich immer im Blick.

„Ich habe dich gewarnt.“

Schneller als ich schauen kann, hält er mich am fest und er gibt mir eine kleine Ohrfeige. Erschrocken schnappe ich nach Luft. Er hat mich zum ersten Mal geschlagen, falls man es als schlagen bezeichnen kann. Meine Angst vor ihm steigt nochmal um das 10 fache. Während er mich immer noch am Arm festhält, läuft er zu den Kabelbinder und was er noch so dabei hat.

„Wenn du wieder nicht auf mich hörst, dann wirst du wie gerade eben fühlen müssen. Nur, dass es das nächste Mal nicht so sanft sein wird.“

Er fand das sanft? Klar, er mich zwar nicht getreten, aber wirklich sanft fand ich das nicht. Soll ich machen was er sagt und dafür hoffentlich nicht geschlagen werden? Oder soll versuchen zu fliehen? Aber was wenn ich es nicht schaffe? Ich bin mir sicher, dass ich es sicher für mich folgen haben wird. Lohnt sich das Risiko? Aber woher soll ich wissen, ob jemand kommt um mich zu befreien? Wird er mich jemals frei lassen? Der Mann zerrt mich zum Bett, ich habe gar keine Chance irgendwie frei zu kommen, er ist einfach viel zu stark für mich. Er setzte mich mit Gewalt aufs Bett und bindet mich mit Kabelbinder und was weiß ich noch alles an das Bett. Wenigstens klebt er mir den Mund nicht mit einem Klebeband zu.

„Wenn du ruhig bist, und nicht schreist, dann klebe ich dein Mund nicht zu. Doch wenn du schreist… du weißt schon.“, warnt er mich.

Wie soll ich mich verhalten? Soll ich herumschreien? Er hat mich ja schon vorgewarnt. Wenn ich nicht ruhig bin, dann klebt er mir den Mund zu. Also hätte ich gar nichts gewonnen. Ich beschließe, dass ich besser ruhig bin und den besten Moment nutze zum Schreien. Wenn es denn überhaupt gibt. Er macht die Kamera an und richtet sie aus. Er filmt mich wirklich. Wozu? Zeigt er das Video und erpresst sie dann? Wenn will er erpressen? Wie lange muss ich hier sitzen und werde gefilmt? Die restliche Zeit die ich hier bin? Nur 15 Minuten oder doch mehrere Stunden? Hoffentlich nicht sehr lange…..

Der Tag, der mein Leben veränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt