Kapitel 29

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Ich will gerade meinen Schlüssel aus meiner Tasche nehmen, als ich merke, dass ich ihn vergessen habe. Mist, jetzt muss ich klingeln. Ein paar Sekunden bleibe ich noch vor der Haustüre stehen bevor ich klingle. So langsam wird mir richtig kalt. Endlich öffnet meine Mutter die Haustüre. Meine Mutter frägt mich natürlich wie neugierig sie ist, wieso ich erst so spät nach Hause komme. Es wäre doch schließlich schon so spät. Obwohl ich finde, dass mum mal wieder übertreibt und es ja draußen noch hell ist. Wieso müssen Mütter auch immer so verdammt neugierig sein?

„So spät ist es auch wieder nicht.“ Ich laufe in die Küche und trinke etwas. „Ich war nach der Schule noch bei Johns Wohnung. Ich habe ihn aber nicht angetroffen.“ Ich kann sehen, dass Mum den Vorfall von letztin vergessen hat und ihr ihn gerade wieder einfällt.

„Es tut mir Leid, dass ich euch beim reden gestört habe. Verzeihst du mir?“ Flehend sieht sie mich an. Soll ich ihr verzeihen? Wäre sie nicht gekommen, hätten wir uns trotzdem nicht aussprechen können? Oder wäre dann alles in Ordnung? Wäre John trotzdem bald abgehauen? Aber eigentlich kann ich ihr ja nicht ewig böse sein. Oder? Werden John und ich uns jemals wieder vertragen? Was soll ich ihr antworten?

„Ich muss darüber nachdenken.“, sage ich kalt zu ihr. Sie sieht mich traurig an. „Ok, mache das, aber nicht zu lange, ok?“ Ich nicke mit dem Kopf. Ich versuche daran zu denken. Aber ich habe jetzt keine Lust mehr mit ihr zu reden, weswegen ich auch in mein Zimmer gehen will. Doch mir macht das einen Strich durch die Rechnung als es an der Haustüre klingelt.

„Ich mache schon auf.“, sage ich zu ihr während ich aus der Küche laufe. Ich mache die Türe auf und bin total überrascht als ich sehe dass es mein Vater ist der geklingelt hat.

„Was willst du hier Dad?“, frage ich kalt.

„Kann ich erst mal reinkommen?“ Warum ist er hier? Was will er? Habe ich mich nicht deutlich ausgedrückt? Eigentlich will ich ihn nicht rein lassen.

„Nur wenn es unbedingt sein muss.“

„Bitte. Ich verspreche auch, dass ich nicht lange bleiben will.“ Wieder willig lasse ich ihn dann doch rein. Das wäre vielleicht doch etwas hart. Aber was er getan hat war nicht in Ordnung.“

„Habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt?“

„Doch, aber…“ Weiter kommt er nicht weil ich ihn unterbreche. „Aber was?“

„Bitte gebe mir nochmal eine Chance!“ Flehend sieht er mich an. Ist das sein Ernst? Erst hat er mum betrogen und verlassen. Dann geht er zu meinem ´Freund´ und droht ihm dass er mit mir Schluss machen soll sonst würde er für Jahre im Gefängnis landen und sonst würde seiner Mutter etwas passieren. Und dann kommt er und bittet mich um Verständnis? Um eine zweite Chance? Ich kann ihn nicht verstehen. „Ist das dein Ernst?“, frage ich ihn.

„Natürlich. Meinst du ich würde einen Scherz machen?“ Er ist nicht jemand der solche Scherze macht.

„Nein, das denke ich nicht.“

„Und? Gibst du mir eine Chance?“ Ungläubig sehe ich ihn an. „Nein! Wo denkst du hin?“

„Warum nicht?“ Ich sehe ihn verständnislos an. Ist das sein Ernst? Macht er jetzt etwa auf unschuldig? Muss ihm etwa das jetzt sagen? Hat er vergessen was er getan hat? Wie er mich verletzt hat?

„Erst hast du mum betrogen und verlassen. Dann gehst du zu meinem ´Freund´ und drohst ihm dass er mit mir Schluss machen soll sonst würde er für Jahre im Gefängnis landen und sonst würde seiner Mutter etwas passieren.“

„Schatz, es…“, weiter kommt er nicht weil ich ihn unterbreche. „Nenn mich nie wieder Schatz!“ Wütend sehe ich ihn an.“

„Ok, aber es tut mir unendlich leid. Wenn ich könnte würde ich es sofort rückgängig machen.“ Irgendwie glaube ich ihm nicht. Wie auch? Dass es ihm leid tut, von mir aus. Aber nicht dass er es sofort rückgängig machen würde.

„Das kannst du nicht mehr.“

„Ich weiß. Kann ich es wieder gut machen?“ Was will er damit erreichen? Dass ich ihm eine zweite Chance gebe? Kann er das? Und wenn, wie? Höchstens wenn es mit John redet. Aber wo sollte er schon ihn erreichen? Wenn ich es schon nicht kann.

„Rede mit John. Aber was du wissen solltest ist, dass er nicht mehr bei der Polizei ist.“

„Das kann ich nicht machen.“

„Entweder du redest noch mal mit ihm und wenn es gut ausgeht, gebe ich dir vielleicht noch mal eine Chance. Oder du verschwindest endlich aus meinem Leben und lässt dich nie wieder bei mir blicken.“ 

„Das kannst du nicht machen!“ Da täuscht er sich aber.

„Entscheide dich!“ Er seufzt hörbar aus und denkt eine Weile nach.

„Na gut. Sage ihm, wenn du ihn das nächste Mal siehst, dass ich meine Drohung zurücknehme.“ Meint er das jetzt ernst? Habe ich mich auch nicht verhört?

„Meinst du das Ernst?“

„Ja, ist es.“ Ja! Hat es doch etwas gebracht was ich sage. War das eine richtige Drohung? Ich umarme ihn.“Danke.“, murmle ich während der Umarmung. Als wir uns wieder aus der Umarmung lösen sehen wir uns an. „Gibst du mir eine 2. Chance?“ Was soll ich sagen? Soll ich ihm eine geben? Einerseits hat er die Drohung Zurückgenohmen aber anderseits hat er John und mich auseinander gebracht und mich sehr verletzt mit dem was gemacht und gesagt hat. Was soll ich machen? Ich komme zu dem Schluss dass ich es mir nochmal überlegen muss. Das kann ich jetzt nicht auf die Stelle entscheiden. Wahrscheinlich werde ich Sabrina um Rat fragen.

„Ich muss es mir überlegen.“ Mein Vater sieht mich traurig an. „Das kannst du jetzt nicht entscheiden.“ Ich schüttle den Kopf. „Nein.“ Ich laufe Richtung Eingangstür und mache diese auf als ich dort angekommen bin. Bevor er geht umarmen wir uns noch mal kurz. Doch ich wende mich schon nach einer Sekunde wieder aus der Umarmung. So weit bin ich noch lange nicht. Das geht jetzt nicht. Als er gegangen ist schließe ich die Haustüre wieder und mache mich auf den Weg in mein Zimmer. Soll ich ihm verzeihen? Kann ich das überhaupt? Hat er mich dafür zu verletzt? In meinem Zimmer angekommen lege ich mich auf mein Bett. Was soll ich tun? Wo kann ich John finden? Soll ich nochmal zu seiner Wohnung fahren? Das hat überhaupt Sinn? Ich werde durch das Klingeln meines Handys aus meinen Gedanken gerissen. Ich nehme ab. Es ist Sabrina die mich anruft.

„Was willst du?“, frage ich sie vielleicht ein bisschen zu genervt. Sie kann ja schließlich nichts dafür dass ich gerade nicht in bester Laune bin.

„Du musst sofort kommen. Ich sehe John.“

Der Tag, der mein Leben veränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt