Kapitel 14

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Mit ihm hätte ich gar nicht gerechnet. Wie soll ich mich verhalten? Er hat uns verlassen. Wie soll ich da noch wissen wie ich zu meinem Vater stehe? Er sieht mich einfach nur an. Wartet auf eine Reaktion von mir. Aber das Problem ist, ich weiß selber nicht wie ich reagieren soll. Ich entschließe mich dazu ihn erst mal rein zu bitten. Natürlich nimmt er dankend an. Habe ich überhaupt Lust mit ihm zu reden? Ich bedeute ihm, dass es sich hinsetzten kann. Ich hohle noch einmal tief Luft.

„Was willst du Dad?“

„Es tut mir wahnsinnig Leid mit deiner Mutter.“ Er seufzt unüberhörbar aus. „Ich möchte dir dass mit meiner Trennung richtig erklären, dass du meine Beweggründe auch verstehst. Ich möchte nicht das dass zwischen uns steht.“ Was soll denn das bringen? Ich brauche einfach Zeit. Aber bemerkt es wohl nicht.

„Die Ehe von deiner Mutter und von mir war schon lang nicht das was es einmal war, wir haben uns oft gestritten. Tja und dann habe ich jemanden kennen gelernt. Wir trafen uns immer öfter und ich habe mich verliebt. Am Anfang will man das natürlich geheim halten …“ Weiter kommt er nicht, denn ich unterbreche ihn.

„Ich will das nicht hören.“

„Was? Aber Schatz, ich will dir doch nur erklären warum …“ Es tut mir zwar Leid dass ich ihn schon wieder unterbreche, aber jetzt kann ich es noch nicht ertragen, ich bin noch nicht genug stark dafür.

„Dad, hör bitte damit auf. Ich brauche noch etwas Zeit. Jetzt schaffe ich es noch nicht das anzuhören. Es tut mir leid.“ Mein Vater sieht enttäuscht aus, doch ich kann seinen Gesichtsausdruck nicht richtig deuten. Oder was er gerade denkt. Er wartet darauf dass ich etwas sage, aber was soll ich schon sagen? Eine Weile sitzen wir einfach nur da und schweigen uns an. Ich kann ihn nicht anschauen. Ich weiß dass ich seine Gefühle verletzt habe. Aber er meine auch. Also sind wir jetzt Quitt. Was will er eigentlich noch hier? Wir haben über alles geredet.

„Tja, dann gehe ich wohl besser.“ Langsam steht er auf und ich mache es ihm gleich. Er will mich umarmen, doch er merkt wohl meine Zurückhaltung und berührt mich nur an meiner Schulter. Dann geht er. Ich bleibe einfach noch so dastehen. Starre vor mich her, bis Sabrina kommt und mich auf das Sofa runter zerrt.  

„War das dein Vater? Was wollte er von dir?“, fragt sie mich.

„Ja, er war es.“

„Er wollte mir erklären warum er sich von meiner Mutter getrennt hat. Aber ich wollte, konnte es nicht hören.“, fahre ich fort.

„Aber warum denn nicht? Was hat er denn gesagt?“

„Ich sagte doch dass ich ihm nicht zugehört habe!“ Warum wollte sie denn das nicht verstehen? Was war daran denn so schwer?

„Aber …“

„Hör damit auf!“, schreie ich. „Ich will darüber nicht reden! Hast du es nicht kapiert?“ Sabrina sieht mich geschockt an. Eigentlich bin auch niemanden der gleich so ausrastet. Aber bei diesem Thema kann ich einfach nicht anders. Eine Weile sagt von uns niemanden etwas. Sabrina bricht als erste das Schweigen. „Es tut mir Leid. Ich dachte nicht dass du da so ausrasten könntest.“ Was soll denn das heißen? Aber ich sage nichts. Ich fühle nichts. In mir ist einfach nur Leere. Ich will an das alles nicht mehr denken müssen. An etwas Schönes. Meinem Vater tut es leid mit meiner Mutter. Aber was hat ihm das noch zu interessieren?  Er hat meine Mutter verlassen, also auch mich. Zumindest für eine längere Zeit. Das war ihm wohl damals noch nicht klar gewesen. In meinen Ohren dringt Musik. Ich komme langsam wieder in der Realität an. Ich drehe die Musik lauter. Ich stehe einfach auf und fange an zu tanzen. Es tut gut die Gedanken zumindest für einen kurzen Moment aus meinem Kopf zu vertreiben. Ich tanze bis ich nicht mehr kann. Erst jetzt fällt mir auf dass Sabrina nicht mehr auf dem Sofa sitzt. Wo ist sie hin? Ich rufe ihren Namen. Doch es kommt keine Antwort. Sie ist einfach gegangen. Wie kann sie das machen? Plötzlich bin ich so müde, dass ich auf der Stelle einschlafen könnte. Ich lege mich auf das Sofa und schlafe sofort ein. Während ich schlafe habe ich einen schönen Traum. John ist nicht an dem Mord beteiligt und kommt frei. Wir sind glücklich zusammen. Meiner Mutter geht es gut und sie auch nicht ins Gefängnis. Es ist alles perfekt. Doch so ist es nicht, es ist alles nur ein Traum.

Der Tag, der mein Leben veränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt