Kapitel 51

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Amelies Sicht

 Der nächste Tag fängt nicht so gut wie der gestrige an. Meine Laune ist lang nicht mehr so gut. Den ganzen Vormittag verbringe ich nur mit herumhängen und verbreite schlechte Laune. Meine Mutter hat über gute Laune und will, dass ich diese auch bekomme. Das nervt. Irgendwann gibt sie auf, worüber ich sehr froh bin. Nachmittags kommt John vorbei und setzt sich auf mein Bett.

„Ich hoffe, dass ich gestern nicht zu hart war…“ Wie kommt er darauf?

„Nein, aber vielleicht ich. Wie geht´s dir? Willst du darüber reden?“

„Es geht. Man gewöhnt sich daran und irgendwann wurde es auch besser.“ Er sieht mich an.

„Wie geht´s dir?“

„Gestern ging es mir besser.“

„Was kann ich machen, dass es dir wieder besser geht?“

„Ich wüsste was.“ Ich komme näher zu ihm hin und küsse ihn. Es ist ein sehr inniger Kuss und ich genieße es sehr. Er zieht mich näher zu sich heran.

„Meine Laune ist jetzt viel besser und deine?“, fragt er nachdem wir uns wieder gelöst haben.

„Ja, meine auch.“ Wir grinsen uns an und lehnen unsere Stirn aneinander. Wir sitzen ewig so da und genießen einfach nur den Moment.

 Die nächsten Wochen verlaufen eigentlich recht langweilig und es passiert ausnahmslos mal nichts. Mir geht es immer besser und es gibt auch mehr Tage an denen mir es gut geht. Ich traue mich sogar wieder aus dem Haus heraus. Aber nicht auf die Straße, auf der ich entführt wurde. Die Straße macht mir noch zu viel Angst. Wenn ich da überhaupt wieder lang gehen kann. Wenn jedoch irgendwann, dann nur nach sehr vielen Jahren. Das Schuljahr ist bald vorbei und für mich lohnt es sich nicht nochmal hinzugehen. Mir wurde die Wahl gelassen, ob ich wiederholen will oder nicht. Mir wird von allen empfohlen, dass ich wiederholen soll. Höchstwahrscheinlich wäre es besser, doch dann muss ich in eine neue Klasse und das will ich nicht unbedingt. Aber wahrscheinlich mache ich es trotzdem. Ich habe noch ein bisschen Zeit darüber nachzudenken.

John hat mir erzählt, dass sein Bruder freiwillig zur Polizei gegangen ist. Was hat er wohl der Polizei erzählt? Hat er wirklich die Frau getötet? In ein paar Wochen wird entschieden, ob er der Mörder ist und wenn ja, was er für eine Strafe bekommt. Ich finde, das Wort Mörder klingt so hart. Ich muss auch aussagen, weil ich ja schließlich die Wichtigste Zeugin bin. Das wird sehr hart. Ob ich es aushalten kann, weiß ich nicht.

Wissen in der Stadt alle, dass ich entführt worden bin? Ich hoffe es nicht. Doch meine Hoffnungen sind nicht groß. So weit wie ich weiß, stand es sogar in der Zeitung. Zum Glück geht es noch ein paar Wochen und bis dahin wird es mir hoffentlich noch besser gehen.

6 Wochen später

 Heute ist es soweit. Am heutigen Tag müssen alle aussagen und dann wird entschieden, ob Johns Bruder der Mörder der Frau ist oder nicht. Ich habe echt keine Ahnung was er sagen will. Ist meine Mutter auch Schuld daran?

Schon Gestern hatte ich ein mulmiges Gefühl und heute hat es sich sogar noch verstärkt. Meine Beine zittern jetzt schon. Gott, wie wird es erst später sein? Kann ich dann überhaupt reden geschweige denn denken? Ich kann jetzt schon fast nicht mehr richtig denken, so nervös bin ich. In ein paar Stunden müssen wir gehen. Alle gehen hin. Meine Eltern, Sabrina, John und natürlich ich auch. John und Sabrina wollen nachher kommen und dann fahren wir alle zusammen hin. Ich wünschte, ich wüsste nicht mehr was passiert ist. Doch ich weiß alles noch genau. Es ist so, als sich alles in mein Gehirn gebrannt hätte.

Der Tag, der mein Leben veränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt