Kapitel 18

698 15 2
                                    

Der dumme Wecker, denke ich als ich am nächsten Morgen von ihm geweckt werde. Es ist unheimlich still im Haus. Ich stehe auf und richte mich für die Schule. Gerade noch rechtzeitig gehe ich aus dem Haus, dass ich den Bus noch bekomme. Sabrina ist nicht im Bus, weshalb ich mich auch wundere. In der Pause sagt sie dass sie den Bus verpasst habe und sie hergefahren wurde.

„Wie geht es dir? Ich meine, in letzter Zeit ist viel passiert und es war sehr hart für dich.“, fragt sie mich. Wie soll es mir schon gehen? Als die Schule wieder nach den Sommerferien begonnen hat, bevor ich den Mord beobachtet habe und ich John noch nicht gekannt habe war mein Leben noch normal, war die Schule noch richtig wichtig und ich wollte viel lernen und einen gute Abschluss machen. Jetzt will ich natürlich auch einen guten Abschluss machen, aber meine größte Sorge ist es wer alles ins Gefängnis soll, John, Mumm oder sogar beide? Ich hoffe es nicht. Wie soll ich es bloß ohne die beiden aushalten?

Sabrina reißt mich aus den Gedanken: „Und?“

„Was, und?“ Genervt rollt Sabrina mit ihren Augen. „Wie geht es dir? Ich meine, in letzter Zeit ist viel passiert und es war sehr hart für dich.“

„Soll ich ehrlich sein?“

„Natürlich sollst du das.“

„Mir geht es scheiße. Richtig scheiße!“

„Wie meinst du das? Wie kann ich dir helfen?“

„John und Mumm sind im Krankenhaus und wer weiß, vielleicht kommen sogar beider ins Gefängnis.“ Ich mache eine kurze Pause. „Indem du mir versprichst dass mindestens eine von ihnen nicht ins Gefängnis muss.“

„Das kann ich nicht, obwohl ich es gern könnte.“

„Eben.“ Ich kann jetzt nicht mehr hier sitzen, ich stehe auf und laufe irgendwo hin, ich weiß nicht wo hin ich laufe oder laufen soll. Sabrina ruft mir nach, doch ich reagiere nicht. Als es zum Pausenende klingelt, gehe ich zwar wieder ins Klassenzimmer zurück, doch ich sitze nur rum und bin gar nicht im Unterricht sondern in meinen eigenen Gedanke. Ich bin froh als die Schule endlich vorbei ist. Ich beschließe dass ich John besuchen muss. Ich überlege ob er wohl noch im Krankenhaus oder bei der Polizei ist. Wo soll ich es erst probieren? Ich denke dass er eher noch im Krankenhaus ist. Sabrina erzähle ich erst mal nichts davon, weil sie sonst wieder 1000 Fragen stellen würde. An der richtigen Haltestelle steige ich aus. Am Empfang frage ich nach ihm. Ich hatte noch Glück weil er bald entlassen wird. Als ich die Tür aufmache und John mich erkennt, merke ich dass er sich freut.

„Was machst du hier?“, fragt er erstaunt.

„Freust du dich denn gar nicht?“

„Mehr als du glaubst.“ Ich grinse ihn an und er grinst zurück.

„Ich musste dich sehen, es ging einfach nicht anders.“ Ich setze mich neben ihn auf das Bett. Er setzt sich auf und küsst mich. Wieso kann man die Zeit nicht anhalten? Wir lösen uns wieder voneinander.

„Du musst wieder danach zur Polizei oder?“, frage ich ihn.

„Ja, leider. Aber wenn ich wieder rauskomme, dann komme ich sofort zu dir.“ Ich nicke mit dem Kopf. Ich will sagen dass es noch Jahre gehen kann und wer weiß was dann ist, doch ich kann es nicht sagen, weil ich es nicht glauben will. Das würde außerdem den Moment kaputt machen. Eine Krankenschwester kommt ins Zimmer und sagt dass ich gehen muss. Mir kommen schon wieder die Tränen. John streicht sie mir aus dem Gesicht. „Hey, nicht weinen. Wir sehen uns bald wieder und zwar draußen. Hörst du?“ Ich nicke mit dem Kopf. Ich will daran glauben, doch ich kann es nicht richtig.

„Du weißt nicht wie sehr ich mich freue dass du mich besuchst hast. Das gibt mir neue Hoffnungen. Ich werde bald wieder draußen sein und dann, dann haben wir alle Zeit der Welt.“ Ich kann nur mit dem Kopf nicken, denn ich weiß genau dass wenn ich irgendetwas sagen würde, würde ich wieder in Tränen ausbrechen und das will ich nicht.

„Jetzt sag doch etwas.“, sagt John. Die Krankenschwester kommt wieder ins Zimmer und sagt dass die Besuchszeit vorbei ist.

„Ich weiß genau dass wenn ich das Krankenhaus verlassen habe, ich dich vermissen werde. Und was weiß ich wann wir uns wieder sehen, doch wenn ich die ganze Zeit daran denken würde, würde ich verrückt werden.“ Mir laufen ein paar Tränen das Gesicht herunter. Ich wische sie schnell weg.

„Wieso muss das auch so sein? Kann die Kommissarin nicht einfach sagen dass ich unschuldig bin?“ Die Tür geht wieder auf und mir wird gesagt dass ich mich jetzt endgültig verabschieden muss. Die Krankenschwester bleibt an der Tür stehen, bis ich komme.

„Ich muss gehen. Aber ich komme dich bald wieder besuchen. Versprochen.“, sage ich. Ich gebe ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn.

Ich laufe schnell aus dem Krankenhaus, als ich es auf einmal eilig hätte und nicht schnell genug aus dem Krankenhaus kommen würde.

Der Tag, der mein Leben veränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt