Kapitel 28

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Was macht er hier? Warum ist er wieder draußen? Bin ich überhaupt bereit mit ihm zu reden? Will ich das überhaupt? Soll ich ihn wieder wegschicken? Soll ich ihn ins Haus bitten? Was soll ich auf seine Frage antworten? Ist es zu hart wenn ich nein sage und ihn wegschicke? Was habe ich schon groß zu verlieren wenn ich mit ihm rede? Außer dass er mich mal wieder verletzen könnte. Sabrina reißt mich aus meinen Gedanken. „Ich bin dann mal weg.“ Ich will noch etwas erwidern. Doch ich mache gerade meinen Mund auf, da ist sie auch schon verschwunden. Was soll ich John sagen?

„Ok, aber nur kurz.“ Doch ich bitte ihn nicht rein. Wer weiß schon wie lange es dann werden würde?

„Kann ich reinkommen?“ Soll ich ihn rein lassen? Wenn ich ihn nicht rein lasse, dann müssen wir halb draußen/halb drinnen oder draußen reden. Aber es ist so kalt draußen und mir ist jetzt schon voll kalt. Dann bitte ich ihn doch lieber rein. Also trete ich zur Seite und mache die Tür weiter auf. Als er im Haus ist und ich wieder die Tür geschlossen habe, bedankt er sich knapp.

„Was willst du hier, John?“ Fragend sehe ich ihn an. Irgendwie tut es mir weh so kalt zu ihm sein. Aber er hat mich schließlich verletzt. Bloß nicht schwach werden. Reiße dich zusammen. Du musst stark wirken.

„Mit dir reden.“

„Und über was?“, versuche ich kalt zu klingen, aber ich höre ein bisschen zittern in meiner Stimme. Ich hoffe dass er es nicht gemerkt hat.

„Amelie, es tut mir unendlich leid.“

„Was tut dir leid? Dass du mich verletzt hast? Auf meinen Gefühlen herum getrampelt bist? Oder das du mir nichts gesagt hast und ich deswegen zu meinem Vater gehen musste?“ Ich merke, dass er hellhörig wird.

„Du warst bei ihm?“ Ich nicke mit dem Kopf. „Du hast mir ja nichts gesagt. Außerdem hast DU ja gesagt dass ich zu ihm gehen soll.“

„Was hat er dir erzählt?“ Was hat ihn das zu interessieren? Kann ihm das nicht egal sein? Naja, für mich wäre es wahrscheinlich auch nicht egal. Soll ich es ihm sagen? Aber was sollte ich ihm dann für eine Lüge sagen? Außerdem wollten wir ehrlich zueinander sein. Obwohl wir das gesagt haben bevor das alles passiert ist.

„Das er dir gedroht hat.“ Ich sehe wie er schwer schluckt, aber auch dass er erleichtert ist. Wieso ist er erleichtert? Das ich ihm vielleicht nicht mehr sauer bin?

„Mehr nicht?“ Soll ich ihm alles sagen?

„Mit was er dir gedroht hat. Er hat mir alles erzählt.“

„Kannst du mich verstehen? Warum ich das gemacht habe?“ Ich sehe ihn nicht an und sage auch nichts. „Amelie. Bitte verstehe mich.“ Jetzt sehe ich ihn doch an. Er sieht mich traurig an. Natürlich kann ich ihn verstehen. Wahrscheinlich hätte ich das gleiche gemacht. Trotzdem sage ich immer noch nichts. Das Leben seiner Mutter wurde bedroht. Seine Augen werden glasig. Er denkt bestimmt dass ich ihn nicht verstehe obwohl ich es tue. Ich mache gerade mein Mund auf um etwas zu sagen, doch gerade in dem Moment kommt meine Mutter nach Hause und sieht uns wie wir da stehen und reden.

„Hallo John.“, begrüßt mum John fröhlich. Danke mum! Für dein perfektes Timing.

„Willst du mit uns essen?“ Ich werfe ihr einen bösen Blick zu. Sie murmelt ein kleines Entschuldigung und verschwindet dann.

„Es ist alles gesagt.“ Nein! Ich will noch etwas sagen! Er soll jetzt nicht gehen! John drückt sich an mir vorbei und macht die Haustüre auf.

„John…“ Er dreht sich noch einmal zu mir um. „Lass es gut, Amelie.“ Dann ist er auch schon aus der Türe verschwunden. Schnell mache ich die Haustüre auf. Doch er ist nirgends mehr. Wie konnte er so schnell verschwinden? Ich wollte ihm doch noch was sagen, das ich ihn verstehen kann. Und dann kommt mum dazwischen. Wieso hat sie manchmal ein so perfektes Timing? Wütend und traurig zugleich mache ich die Türe wieder zu und renne in mein Zimmer. Ich habe jetzt keine Lust mit mum zu reden. Wieso musste sie ausgerechnet jetzt heimkommen? Dann wenn ich John etwas sagen wollte. Ich lege mich auf mein Bett und ganz automatisch kommen wieder Tränen. Wo kann ich ihn finden? Ich muss ihn finden und ihm sagen dass ich ihn verstehe. Mit dem Gedanken schlafe ich ein.

Der Tag, der mein Leben veränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt