Kapitel 40

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Immer noch etwas verschlafen, öffne ich meine Augen. Wo bin ich? Ich schaue mich um und mir fällt wieder alles ein. Wie lange bin ich hier schon drin? Schon die zweite Nacht, also ist das schon der dritte Tag. Hoffentlich lässt er mich bald frei. Was wenn nicht? So langsam bekomme ich wieder Hunger. Was und wann gibt es wohl Frühstück? Gibt es das überhaupt? Mein Kopf tut höllisch weh. Kopfweh finde ich am Schlimmsten. Du kannst vor lauter Schmerzen nicht mehr wirklich denken. Obwohl ich noch normalerweise Glück habe, denn ich habe sehr selten Kopfweh. Worüber ich auch sehr froh bin.

Ich würde alles tun, wenn ich endlich wieder draußen wäre. Die frische Luft einatmen, wie die frische Luft meine Lungen füllen. Die Sonne genießen wie sie mir über das Gesicht streicht und ich würde sogar das blenden in Kauf nehmen. Mal wieder in meinem schönen, weichen, warmen Bett schlafen und aufwachen. Einfach das Leben und die Freiheit genießen. Ich würde alles dafür tun. Wann werde ich endlich wieder das alles genießen können? Werde ich das überhaupt jemals wieder? Wird er mich überhaupt frei lassen? Muss ich dann versprechen, der Polizei nichts zu sagen? Ich würde das sofort machen.

Plötzlich wird die Türe aufgemacht. Der Mann kommt mit einem Tablett in der Hand in den Raum rein. Er stellt es auf den kalten Boden ab und läuft ohne eine Wort zu sagen, zum Pizzakarton. Er schaut rein und sieht mich dann an.

„Du warst brav. Wie ich es gesagt habe, bekommst du eine Überraschung.“ Was wird er wohl machen oder bringen? Was für eine Überraschung hat er für mich? Die Freiheit wird es wohl kaum sein. Obwohl es meine größter Wunsch wäre. Der schwarz gekleidete Mann tritt wieder raus und kommt schon nach ein paar Sekunden mit einer Tasche in der Hand wieder rein. Was wird da wohl drin sein? Ist da meine Überraschung drinnen? Er legt die Tasche auf dem Boden ab. Bevor er ganz aus dem Raum rausgeht, dreht er sich nochmal um. „Das ist deine Überraschung.“

Dann ist er verschwunden. Abgehen davon, dass er mich entführt hat, ist er eigentlich ganz ok. Schließlich hat er mir bis jetzt noch nichts gemacht und ich bekomme immer einigermaßen akzeptables Essen. Doch ich würde viel lieber wieder frei kommen. Oder gar nicht entführt worden sein. Ich laufe zur Tasche und schaue was darin ist. Ganz automatisch kreische ich ein bisschen vor Freude, denn es ist ein Buch, mein Handy, mein Ladegerät und meine Kopfhörer in der Tasche. Wieso ist er so nett zu mir? Damit ich ihn nicht hasse? Aber wozu? Das mache ich doch schon sowieso. Will er mir damit zeigen, dass ich eigentlich seine Marionette bin? Denn ich würde alles für meine Freiheit machen und wie es schon der Fall war, habe ich gestern Abend alles gegessen damit ich eine Überraschung bekomme. Ist das einfach nur ein Spiel für ihn? Ist er am Anfang nur so nett zu mir, damit ich ihm vertraue und er mich dann töten kann? Kann das möglich sein? Will er so mein Vertrauen zu ihm aufbauen? Oder mache ich mich damit nur selber verrückt? Was hat er vor? Wird er mir mein Handy usw. wieder wegnehmen wenn ihm danach ist oder ich nach seiner Meinung nicht brav bin? Was wenn das wirklich so ist? Soll ich dann machen was er verlangt damit ich meine Sachen behalten kann? Oder soll ich das, was er verlangt, nicht machen um zu zeigen, dass ich nicht seine Marionette bin? Was soll ich dann machen? Wird das überhaupt jemals eine Frage sein? Denke ich zu viel? Aber was bleibt mir anderes übrig? So viele Gedanken schwirren in meinem Kopf herum und niemand kann mir Antworten darauf geben. Wenigstens habe ich jetzt eine kleine Beschäftigung. Auch wenn es nicht viel ist. Schlagartig kommt mir ein Gedanke. Was wenn es hier keine Steckdose gibt? Ich habe zwar ein Handy, aber wenn es keine Steckdose gibt, muss ich mit Handy anders umgehen. Wenn es keine gibt, warum sollte er mir dann ein Ladegerät mit einpacken? Das wäre sehr unlogisch.

Etwas panisch sehe ich mich im Raum um. Erleichtert atme ich aus, als ich eine Steckdose versteckt neben dem Bett sehe. Wenigstens muss ich nicht mit dem Strom sparen. Ich nehme mir mein Handy aus der Tasche heraus. Es ist noch an. Doch es zeigt kein Dienst an, habe ich mir auch nicht anders vorgestellt. Ich kann mein Handy und die Tasche später noch genauer untersuchen. Erst mal will ich sehen was er mir für ein Essen gebracht hat. Ich laufe zum Tablett und schaue genauer hin was darauf ist. Es sind Brote, Marmelade und ein Glas Wasser auf dem Tablett. Ach, wie großzügig. Doch ich gebe dem Hunger nach und fange an zu essen.

Der Tag, der mein Leben veränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt