Ein paar Stunden später liege ich mit John in meinem Bett.
„Du hast damals gesagt, dass du deinen Eltern nie kennen gelernt hast. Hast du sie nie gesucht?“ John sagt nichts und starrt seine Hände an.
„John? Wenn du nicht darüber reden willst, dann musst du es auch nicht.“ Etwas besorgt sehe ich ihn.
„Nein, das ist es nicht. Es ist nur so schwer darüber zu reden.“ Er redet weiter.
„Ich habe gelogen. Ich und mein Bruder, er ist mein leiblicher Bruder, sind bei unseren Eltern aufgewachsen. Wir hatten eigentlich eine schöne und glückliche Kindheit und unsere Wünsche wurden alle erfüllt. Unsere Eltern hatten einen Autounfall, sie haben es nicht überlebt. Mein Bruder und ich waren nicht im Auto und sind deshalb nicht gestorben. Als das passiert ist, war ich ungefähr 12 und mein Bruder war gerade 15 geworden. Außer einen Onkel hatten wir keine Verwandten. Doch er war nicht auffindbar. Also kamen wir in eine Pflegefamilie. Sie waren eigentlich nett, doch sehr streng und kaum Zuhause. Sie haben uns auch nicht immer gut behandelt und wir mussten schon immer um 20.00 Uhr Zuhause sein. Als ich 16 wurde, sind wir ausgezogen. Das war kein Problem mehr, weil mein Bruder da schon 18 war. Wir haben uns diese Stadt ausgesucht. Ich weiß gar nicht mehr warum. Wahrscheinlich hat sie uns einfach gut gefallen.“ Diese Vergangenheit macht mich traurig. Zum Glück leben meine Eltern noch. Ich finde keine passenden Worte. Ich merke, wie meine Augen glasig werden.
„Das tut mir so leid.“
„Ist ja nicht deine Schuld.“
„Du hast auch noch gesagt deine Mutter hat…“, er unterbricht mich. „Ja ich weiß, das war auch gelogen. Mein Bruder hat das Geld gebraucht.“
„Warum hast du mir die Wahrheit nicht gesagt?“ John versucht die richtigen Worte zu finden. Gibt es die überhaupt?
„Wir kannten uns noch nicht lange und ich wollte dich nicht mit so einer Geschichte verschrecken. Und ich habe ja nur ein paar Details verändert. Ich weiß auch nicht so genau, es war wie ein Reflex. Bist du auf mich sauer?“
„Nein, es ist zwar echt nicht toll und wirklich glücklich bin ich auch nicht darüber. Aber sauer bin ich nicht. Du hattest deine Gründe warum du mich angelogen hast.“
„Danke.“ Er lehnt sich ein Stückchen zu mir und küsst mich. Doch zu meiner Enttäuschung löst er sich nach kurzer Zeit wieder.
„Du willst sicher noch mehr wissen.“ Er sieht mich von der Seite an.
„Du sagst so viel, wie du im Stande bist. Wenn du nicht willst, musst du nicht.“
„Es war eine sehr Schlimme Zeit. Insbesondere direkt nach dem Unfall. Ich habe meinen Eltern so schrecklich vermisst und einfach das Gefühl, Zuhause zu sein. Das hatte ich bei der Pflegefamilie nie. Bei meinem Bruder kam auch noch dazu, als es schon nicht gereicht hätte, dass sein bester Freund starb. In der Zeit, nahm er Drogen. Damals hat er reichlich Geld bei irgendwelchen mysteriösen Freunden geliehen. Ich kenne sie nicht. Ich denke, dass der Mann, der dich entführt hat, auch darunter ist. Ich weiß es aber nicht. Ein Teil haben sie eingefordert und der restliche wollten sie jetzt haben und haben dich deswegen entführt….“ John redet nicht weiter und ich nehme ihn einfach in den Arm. Ich wüsste auch gar nicht was ich sagen sollte. Manchmal braucht man das einfach. Nach einer Weile lösen wir uns wieder.
„Habt ihr deswegen die Frau umgebracht?“ Vielleicht ist diese Frage jetzt zu hart, doch ich muss es einfach wissen.
„Ja, wir haben das Geld gebraucht.“ Ich nicke nur leicht mit dem Kopf und sage nichts.
„Bitte Vorurteile mich nicht für das was ich alles getan habe.“, bittet John mich.
„Nein, das mache ich nicht. Nur…“ Wie kann ich es ausdrücken ohne, dass verletzend wird?
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Der Tag, der mein Leben veränderte
Teen FictionAmelie ist eine 16 Jährige Teenagerin zwischen Schulstress und Elternstreit. Alles beginnt sich zu ändern, als der geheimnisvolle Junge John zu ihr in die Klasse kommt. Denn Amelie beginnt sich für den gutaussehenden Neuzugang zu Interessieren. Daz...