Kapitel 33

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Seine Augen strahlen mehr Hoffnung aus und die Traurigkeit ist ziemlich verschwunden. Ich warte darauf, dass er etwas sagt. Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor. Er zeigt immer noch keine Emotionen oder Reaktionen in seinem Gesicht. Wie macht et das? Endlich sagt er etwas. Diese Stille war unerträglich.

„Warum sagst du das erst jetzt?“ Was soll das? Wann denn bitte? Als er das letzte Mal bei mir war, kam meine Mutter dazwischen und dann war er schneller weg als ich schauen konnte. Und vorhin wollte er ja nicht mit mir reden. Ich hatte gehofft, dass er sich wenigstens ein bisschen darüber freut. Das sage ich ihm auch alles.

„Ja, ich freue mich ja auch, aber…“, weiter kommt er nicht, weil ich ihn unterbreche.

„Ich will mir deine Ausreden nicht anhören.“

„Amelie…“ John hält mich am Arm fest, doch ich kann mich losreisen.

„Bitte, lass es mich erklären.“, fleht mich John an. Ich hebe die Arme hoch.

„Nein. Lass mich in Ruhe!“ Mit diesen Worten drehe ich mich um und laufe zu Sabrina. Sie sieht mich einfach nur traurig an und strahlt Mitleid aus.

„Soll ich noch mit zu dir kommen?“, fragt sie mich.

„Nein. Ich brauche jetzt Ruhe.“

„Aber gemeinsam zu Bus laufen können wir aber, oder?“, fragt sie ganz vorsichtig, als ich sauer auf sie wäre. Aber das bin ich nicht. Wohl eher auf John. Wieso will er mir nicht die Wahrheit sagen? Von was eigentlich? Sabrina reißt mich mal wieder aus den Gedanken.

„Und? Laufen wir zusammen?“

„Ja, klar. Warum nicht?“, lache ich.

„Keine Ahnung. Weil du deine Ruhe willst?“

„Ja, aber erst zu Hause.“

„Ok.“ Irgendwie war das eine komische Unterhaltung. Aber ich belasse es dabei. Wir machen uns auf den Weg zum Bus und setzten uns rein als er angefahren kommt. Bevor sich unsere Wege trennen, verabschieden wir uns und ich laufe nach Hause. Meine Gedanken wandern wieder an das Gespräch von vorhin mit John. War ich doch zu hart? Habe ich ihn aussprechen lassen sollen? Was wollte er noch sagen? Was soll ich jetzt machen? Habe ich jetzt alles versaut? Ich hoffe, dass meine Mutter nicht zu Hause ist, denn sie würde mich mit Fragen löchern und dazu hätte ich jetzt keinen Nerv. Doch meine Hoffnungen wurden zerschlagen, als ich die Haustüre öffne und Mum sofort auf mich zugelaufen kommt.

„Nach deinem Gesicht ist es nicht so gut gelaufen, oder?“ Ich versuche nicht allzu genervt zu klingen, sie kann ja schließlich nichts dafür. Wenn jemand etwas dafür kann bin ich es, weil ich ihn nicht ausreden haben lassen. Ist es jetzt zu spät für eine Versöhnung? Meine Mutter reißt mich aus meinen Gedanken. „Amelie?“ Was hat sie nochmal gesagt bzw. gefragt? Jetzt erinnere ich mich wieder.

„Nein, nicht wirklich.“

„Was ist passiert?“ Normalerweise würde ich sie mit einer genervten Antwort abweisen, doch irgendwie verspüre ich jetzt den Drang, darüber zu reden. Also setzte ich mich hin und fange an zu erzählen.

„Erst wollte er nicht mit mir reden. Doch als Sabrina und ich wieder weg gehen wollten, kam er hinterhergerannt und wollte mit mir reden.“ Ich mache eine kurze Pause und schaue mum an.

„Aww. Ist doch voll süß.“ Ich rolle mit den Augen. So etwas in der Art hat Sabrina auch gesagt.

„Ja schon. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn verstehen kann.“

„Ja, und was hat er dann gesagt?“

„Warum ich ihn das erst jetzt gesagt habe. Aber wann denn bitte? Das letzte Mal hast du uns unterbrochen. Ich hatte wenigstens gehofft, dass er sich ein bisschen freut. Er hat nur Ausreden gehabt und ich habe ihn nicht ausreden lassen und bevor ich gegangen bin, habe ich ihm gesagt, dass er mich in Ruhe lassen soll.“

„Wenn du sagt, dass du ihn unterbrochen hast, woher weißt du, was er sagen wollte? Ich meine, woher willst du wissen, ob er eine Ausrede gehabt hätte.“

Sie hat ja eigentlich Recht. Ich habe ihn ja nicht ausreden lassen.

„Meinst du ich war zu hart?“

„Naja, finde ich ehrlich gesagt nicht. Schließlich hat er dich sehr verletzt. Aber jetzt ist es sowieso zu spät.“

„Sollte ich mich nochmal bei ihm melden?“

„Nein. Wenn dann er.“ Ich nicke mit dem Kopf und stehe auf. Im Zimmer angekommen, lasse ich mich auf mein Bett fallen. Mir schwirren tausend Gedanken in Kopf herum. Wird sich John nochmal melden? Meine Augenlieder werden schwer und ich merke kaum wie ich einschlafe.

Sabrinas Sicht

Ich sehe Amelie noch nach während sie heim läuft. Sie tut mir so leid. Ich würde ihr so gern helfen. Aber ich weiß nicht wie. Wieso hat sie ihn auch nicht ausreden lassen? Wie hätte ich wohl reagiert? Ich nehme mein Handy raus und schreibe ihr eine SMS.

S: Hey, wie geht’s dir? Hoffe nicht zu schlecht….

A: Hey, nein, es geht schon….

S: Kann ich dir irgendwie helfen??

A: Nein, ich hoffe nur, dass es besser wird. Und ich ihn endlich vergessen kann….

S: Ja, das wird es. Ich könnte dich ablenken wenn du willst.

A: Nein, ich will einfach nur Ruhe und ich bin müde und will schlafen.

S: Ok, das kann ich verstehen. Heute war ein harter Tag.

A: Das kannst du laut sagen.

S: Gute Nacht.

A: Ich melde mich später wieder. Bis dann ;) *-*

S: Ok, bis dann :) *-*

Mist, ich wollte sie doch noch fragen, warum sie ihn nicht ausreden lies. Mittlerweile bin ich zu Hause angekommen und wie erwartet ist niemand zu Hause. Ist das überhaupt jemals anders? Nein, ich glaube nicht. Meine Eltern arbeiten sehr viel und sind daher kaum zu Hause. Wenn sie es mal sind, sind sie zum Schlafen hier. Also sehe ich sie kaum. Höchstens am Morgen ein paar Minuten. Sie bekommen kaum etwas von meinem Leben mit und wenn ich sie am Tag mal länger als 10 Minuten sehe, meinen sie, dass wir über alles reden sollen oder können. Ich schüttle den Kopf. Ich will nicht mehr darüber nachdenken. Ich gehe in die Küche und mache mir etwas zu essen. Ich bin gerade mit dem essen fertig, als mein Handy anfängt zu klingeln. Eine unbekannte Nummer. Wer ruft mich wohl an. Soll ich abnehmen? Ich mache es einfach, ich bin zu neugierig um nicht zu schauen wer mich wohl anruft.

„Hallo?“, sage ich.

„Hallo, hier ist John.“ Wieso ruft er mich an? Woher hat er meine Handynummer? Das frage ich ihn auch.

„Amelie hat sie mir gegeben. Aber das ist unwichtig.“ Ich höre ihn atmen und warte bis er weiteredet.

„Ich brauche deine Hilfe.“

Der Tag, der mein Leben veränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt