Kapitel 43

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Amelies Mutter Sicht

Weit weg höre ich eine Stimme. Ich höre genauer hin, es ist die Stimme meines Ex-Mannes. Die Stimme wird immer lauter und ich versuche zu verstehen was er sagt.

Etwas leise, doch verständlich verstehe ich endlich was er sagt: „Kannst du mich hören?“

Ich will ihm antworten, ihm sagen, dass ich ihn verstehen kann. Doch ich kann es nicht. Ich versuche meine Augen zu öffnen, doch sie wollen sich nicht öffnen. Warum nicht? Nach einer Weile öffnen sie sich fast von alleine. Als meine Augen offen sind, strahlt mich mein Ex-Mann an.

„Du bist wach! Man, bin ich erleichtert.“ Ist er erleichtert weil ich auf bin?

„Du hast mich ganz schön erschreckt.“ Etwas verwundert schaue ich ihn an.

„Naja, das Telefon hat geklingelt, du bist dran, warst außer dir und bist plötzlich umgekippt.“, fährt er fort. Jetzt fällt mir alles wieder ein.

„John war am Telefon und hat gesagt, dass…“, ich kann nicht weitereden. Ich fange an zu weinen. Mein Ex-Mann nimmt mich in den Arm und streicht mir beruhigend den Rücken runter und wieder hoch.

„Ganz ruhig. Du musst es nicht gleich sagen. Du musst erst mal hier rauskommen und dann sehen wir weiter.“ Nein. Ich muss es ihm sagen, er hat das Recht darauf es zu erfahren.

„Amelie ist entführt worden. Mehr weiß ich nicht mehr. Das letzte was ich weiß ist, dass ich hier aufgewacht bin.“

Mein Ex-Mann sieht mich geschockt an.

„Ist das wahr?“ Ich ziehe die Schultern nach oben. „Ich weiß es nicht.“

Er nickt mit dem Kopf. „Okay, ich werde bei John anrufen und fragen ob das wahr ist.“

„Meinst du das ist eine gute Idee?“, frage ich ihn unsicher.

„Was für eine Wahl bleibt uns? Wir müssen erfahren was Sache ist und was John weiß.“

Amelies Sicht

Ich kann nicht sagen wie lange ich am Bett gefesselt war. Zum Glück bin ich es jetzt nicht mehr. Es war die Hölle. Ich dachte, dass ich nie mehr von den Fesseln frei komme. Es war denke ich mal nur ca. 1 Stunde, doch es hat sich viel mehr angefühlt. Meine Arme und Beine tun immer noch ein bisschen von den Fesseln weh. Der Mann hat sich seit der Aufnahme nicht mehr blicken lassen. Ich habe nichts dagegen, im Gegenteil. Er ist bei der Aufnahme zwischendrin mal verschwunden und kam später wieder. Was er wohl gemacht hat? War er auf der Suche nach einem weiteren Opfer? Hat er mehrere? Oder bin ich die einzige? Vielleicht werde ich es nie erfahren.

Was kann ich zur Ablenkung machen? Dann muss ich nicht mehr über alles nachdenken, kann mich auf etwas anderes konzentrieren. Wahrscheinlich wird es dann aber doch nicht gehen….

Ich nehme mir mein Handy und schalte es ein. Ich überlege was für Musik ich hören könnte. Ich bleibe an einem Lied hängen. Es ist schon länger her als ich das Lied das letzte Mal gehört habe….

*Flashback*

Schon seit Tagen freute ich mich auf den heutigen Tag. John und ich waren schon seit einem Monat zusammen und wir wollten uns einen schönen Tag machen. Doch er wollte mir nicht sagen, was wir machen oder wo wir hin gehen. Er hat mir nicht mal einen kleinen Hinweis gegeben. Also hatte ich keine Ahnung was ich anziehen sollte. Soll ich mich eher schick anziehen, wie z B. ein Kleid? Oder soll ich relativ normal kommen mit Hose und Chucks? Ich stand Stunden vor dem Kleiderstand und wusste einfach nicht was ich anziehen sollte. Nach Ewigkeiten entschied ich mich, für eine bequeme Jeans, ein schönes Oberteil, und meine schönsten flachen Schuhe. Vielleicht doch ein bisschen langweilig? Eigentlich kommt es ja nicht auf die Kleidung an. Es ist ja nicht schließlich das erste Date. Im noblen Restaurant würde ich viel zu schlicht angezogen sein, doch im Kino oder sonst wo in der Richtung, wäre ein Kleid total overdress. Ich richtete mich fertig und musste dann auch schon los. Bevor ich das Haus verließ, sagte ich meiner Mutter noch Tschüss und zog dann noch eine einfache Sweatshirt Jacke an. Heute ist das perfekte Wetter dazu, eben typisches Frühlingswetter. Die Sonne schien warm und es wehte ganz leicht. Im Bus nahm ich mir meine Kopfhörer aus meiner Tasche raus und ließ Musik laufen. Ich hörte das Lied Hey, Soul Sister von Train. Es macht einfach gute Laune. An der richtigen Haltestelle stieg ich aus und dort stand auch schon John. Bei seinem Anblick machte mein Herz einen Sprung. Ich stieg aus und zur Begrüßung umarmten und küssten wir uns kurz.

„Komm, ich zeige dir etwas. Es ist nicht weit weg von hier.“, sagte er grinsend zu mir. Was wird er mir wohl zeigen wollen? Am Anfang liefen wir noch auf der Straße, doch irgendwann bogen wir in den Wald ein. Was machen wir im Wald? John verriet immer noch nichts. Wir blieben an einer Art Lichtung stehen. Direkt daneben floss ein kleiner Bach. Die Sonnenstrahlen machten es noch viel schöner. Es war einfach nur Traumhaft.

„Ich komme sehr oft her wenn ich Ruhe brauche und mir alles zu viel wird. Hier kann ich mich beruhigen.“ Er sah mich lächelnd und ernst zugleich an. Ich sah mich nochmal um und brägte mir alles genau ein.

„Du bist die erste, der ich den Ort hier zeige.“

„Ich fühle mich sehr geehrt!“

„Das solltest du auch! Dieser Ort bedeutet mir sehr viel.“ Wow. An so etwas hätte ich niemals gedacht. Ich lief nah zu ihm hin machte mich ein bisschen größer um ihn  zu küssen.

„Danke!“, flüsterte ich nachdem wir uns wieder gelöst haben.

„Wofür?“

„Dass du mir den Ort hier gezeigt hast.“

„Kein Problem.“, sagte er grinsend. Wir verbrachten den ganzen restlichen Tag dort.

* Flashback Ende*

Wie glücklich ich dort doch war. Es war einer meiner schönsten Tage. Warum kann man die Zeit nicht einfach zurückdrehen? Wenn ich den Tag denke, fange ich an zu weinen, wie jetzt. Haben John und ich überhaupt noch eine Chance? Wie wird es mit uns weitergehen? Kann ich ihm verzeihen? Wahrscheinlich schon. Oder doch nicht? Ich weiß es nicht. Ich kann nicht einfach vergessen was er alles gemacht hat. Das geht nicht so einfach. Wie auch? Doch das wichtigste ist erst mal, dass ich hier frei komme. Wenn ich überhaupt hier jemals hier raus komme.

Der Tag, der mein Leben veränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt