Kapitel 44

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Johns Sicht

 Ich halte es nicht mehr aus. Die letzen Tage und Nächte waren einfach nur die Hölle. Nicht zu wissen, wie es Amelie geht und ob sie gut behandelt wird oder nicht. Ich hoffe es sehr. Wenn wir sie doch schon befreien könnten oder es sogar schon gemacht haben. Wieso muss das alles auch passieren? War es wirklich nötig, Amelie zu entführen? Wann werden wir die Forderungen und die nächsten Infos bekommen? Oder hat mein Bruder die schon. Wenn ja, warum sollte er mir die nicht sagen? Ich muss ihn das Fragen. Ich mache mich auf die Suche nach ihm. Ich finde ihn vor dem Fernseher. Wie kann er dort seelenruhig fernsehen, während Amelie entführt ist?!

„Wie kannst du nur?!“, fahre ich an.

„Was meinst du?“ Er stellt den Fernseher aus und sieht mich an.

„Fernsehen natürlich! Amelie wurde entführt!!“

„Ja, ich weiß es doch! Ist es besser, wenn ich unruhig durch die Wohnung laufe?“

„Nein, aber…. Vergesse es!“ Mir fällt wieder ein, warum ich eigentlich ihn gesucht habe. „Gibt es etwas Neues?“, frage ich ihn voller Hoffnung.

„Ja.“

„Und was?“

„Er will 5.000€. Früher wären es noch 4.000 gewesen. Wir haben bis Mittwoch Zeit. Sonst….“

„WAS?! Wo sollen wir das Geld hernehmen? Wie viel hast du?“

„4.000€. Ich habe schon lange gespart und ich wollte ihm das Geld bald geben. Er ist mir zuvorgekommen.“ Ist das sein Ernst? Wenn er nur früher bezahlt hätte, dann wäre das alles gar nicht passiert….

Ich raufe mir durch die Haare.

„Woher sollen wir die restlichen 1.000€ hernehmen?“, frage ich ihn aufgebracht.
„Ich weiß es nicht.“

„Wir könnten…“, ich kann nicht weiter reden, weil er mir ins Wort fällt.

„Nein! Wir fragen sie auf keinen Fall!“

„Warum nicht?! Es geht um Amelie!! Sie werden ja wohl für ihre Tochter 1.000€ bezahlen!“

„Darum geht es nicht.“ Warum muss ich bei ihm alles so genau nachfragen?

„Worum dann?“

„Dann sind meine Schulden auch nicht weg!“ Das ist sein einziges Problem?

„Wir  können es ihnen nachzahlen und sie werden sicher keinen Druck machen! Dann wäre Amelie befreit. Wenn er es dann wirklich macht. Hat für dich das keine Bedeutung? Ist sie dir egal?!“

„Nein, aber….“

„Wo ist dann das Problem?“ Das würde ich wirklich zu gerne wissen.

„Es ist mir peinlich, sie zu Fragen….“ WAS?! Geht’s ihm noch gut? Wer hat auch einfach so mal 5.000€ rumliegen? Keiner! Wenn es ihm darum geht, kann ich sie auch Fragen. Sie werden das ja wohl für ihre Tochter bezahlen können. Ihre Tochter….

Sofort wandern meine Gedanken wieder zu Amelie. Wie es ihr wohl gerade geht? Denkt sie manchmal auch an mich? Oder bin ich ihr egal? Ich hoffe es nicht….

Mein Bruder reißt mich aus meinen Gedanken. „Hast du noch Geld?“

Was hat er noch mal gesagt? Stimmt, wie viel Geld ich habe. Ich habe zwar ein Konto und es ist ein bisschen Geld darauf, aber wirklich viel ist es nicht.

„Keine Ahnung. 200€, vielleicht auch 500€.“

Mein Bruder zieht die Augenbrauen hoch. Macht er sich über mich lustig? Es ist doch logisch, dass es mehr Geld hat. Erstens ist er älter und zweitens, hat er dafür extra gespart.

„Naja, besser als nichts.“ Dazu sage ich nichts. Was soll ich auch sagen? Mein Handy fängt an zu klingeln. Worüber ich auch froh bin, sonst müsste ich mich noch rechtfertigen warum ich nicht mehr Geld auf meinem Konto habe. Ich nehme ab.

„Hallo, hier ist Amelies Vater. Ich rufe an, weil ich wissen will ob du etwas Neues weißt.“ Was soll ich jetzt bloß antworten?

„Ja, der Entführer fordert 5000€. Wir haben bis Mittwoch Zeit.“

„Wie viel Geld habt ihr?“ Warum fragt er direkt danach?

„4000€. Warum?“

„Wir können die restlichen 1000€ bezahlen.“ Ist das sein Ernst? Soll ich es annehmen?

„Ich bin mir sicher, dass wir die….“

„Nein! Ich möchte nicht, dass du und dein Bruder alles restliche Geld das ihr habt ausgebt. Ich bestehe darauf, dass ihr die restlichen 1000€ annehmt. Natürlich wird die Polizei bei der Übergabe informiert. Bespreche es mit deinem Bruder.“ Schneller als ich darauf antworten kann, legt er schon auf. Etwas perplex von dem, was er gerade gesagt hat, starre ich mein Handy an. So langsam realisiere ich erst, was er gesagt hat und bekomme jetzt erst mit, dass mich mein Bruder fragt, wer dran war und was diese Person gesagt hat.

„Es war Amelies Vater. Er besteht darauf, dass er die restlichen 1000€ zahlt. Er will auch die Polizei bei der Übergabe informieren.“

„Was?! Ist das sein Ernst?“

„Ja.“

„Das machen wir auf keinen Fall!“ Spinnt er denn jetzt?! Wir haben keine Chance bis übermorgen das Geld zu besorgen! Das ist unsere einzige Möglichkeit. Was will er denn sonst machen? Eine Bank ausrauben?

„Was willst du denn sonst machen? So schnell bekommst keine 1000€! Das ist die beste und einzige Möglichkeit.“

„Dann fühle ich mich armselig! Als ich kein Geld hätte!“

„Das ist ganz bestimmt nicht so!“

„Und was ist mit der Polizei? Wenn die etwas herausfinden….“

„Wir versuchen ihm das auszureden. Außerdem wird er dich wohl kaum verraten, er würde dann auch ins Gefängnis kommen.“

„Naja, ich weiß nicht….“

„Komm schon, bitte!“, flehe ich ihn an.

„Ok, vielleicht ist es doch ganz gut wenn die Polizei dort ist.“ Ja!! Ich habe es geschafft!

„Danke! Ich rufe ich wieder an, oder? Willst du es machen?“

„Wenn du meinst. Nein, nein, mache du ruhig.“ Ich zücke mein Handy und rufe ihn an.

„Ok wir machen es, wie wäre es ohne Polizei?“

„Nein, das kommt nicht in Frage.“ War ja klar. Nachdem wir ausgemacht haben, wann und wo wie wir die Übergabe machen, legen wir wieder auf. Beides soll am Mittwoch stattfinden. Wir treffen uns einfach eine halbe Stunde früher. Hoffentlich geht alles gut….

Der Tag, der mein Leben veränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt