Kapitel 58

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Verdammt...jetzt habe ich ein total schlechtes Gewissen. Es ist schlimmer, als das Gefühl ihn wegen meinen Eltern anzulügen. Ich bin so dumm. Wieso sage ich sowas auch? Oh man was mache ich denn jetzt? Seufzend lege ich mich auf meinen Rücken und starre die Decke an. Warum mache ich denn immer so etwas unüberlegtes? Kann ich nicht wenigstens einmal nachdenken? Ich meine ich hasse Streit und versuche dem immer aus dem Weg zu gehen und trotzdem streiten Luke und ich uns so oft. Und meistens geht es von mir aus, einfach weil ich ein schlimmer Mensch bin. Was findet er eigentlich an mir? Ich meine ich bin weder freundlich, noch witzig oder süß oder sowas. Ich sehe kurz auf die Uhr und dann auf mein Handy. Ich habe eine Nachricht. Es dauert eine Weile bis ich mich dazu aufraffen kann sie zu lesen.

Luke
Wir sollten reden.

Ich antworte darauf nicht sondern suche Grace in meinen Kontakten und rufe sie an.
'Hey..was gibts?' Sie klingt fröhlich wie immer, was mich dazu bringt mich erschöpft an die Wand zu lehnen. 'Hast du Zeit? Also kann ich rüber kommen?' Sofort antwortet sie mit einem "klar" weshalb ich ein wenig erleichtert bin. 'Was ist los?' Ich stehe auf um mich fertig zu machen und ziehe dabei mein Ladekabel aus der Steckdose 'erzähle ich dir wenn ich da bin. Bis gleich' und schon lege ich auf, denn ich habe keine Lust mir jetzt ihre Fragen anzuhören.

'Bist du komplett durchgedreht? Wie kannst du sowas sagen?' Grace sieht mich ungläubig an und steht von ihrem Stuhl auf. 'Ich weiß nicht. Es kam einfach so. Ich habe auch nicht weiter darüber nachgedacht. Erst als ich dann schon weg war...' Grace sieht mich sauer an, was ich auch verstehe, denn ich habe echt scheiße gebaut. 'Du klärst das. So schnell wie möglich. Und es ist mir egal ob es dich Überwindung kostet oder irgendsowas, selbst wenn du dafür den Pazifik durchschwimmen müsstest, ich möchte, nein ich verlange von dir, dass du es schnellst möglich klärst!' Sie steht vor mir und sieht mich mit einem Blick an, der mir sagen soll, dass ich jetzt lieber nichts unüberlegtes sage. 'Das passt ja...Luke meinte auch wir müssten reden' ich Grinse unsicher und sehe langsam zu ihr auf. 'Gut. Schreib ihm' verdutzt sitze ich vor ihr 'jetzt?' Sie verdreht ihre Augen 'nein, wenn die Zeitreise möglich ist. Natürlich jetzt!' Sie zeigt auf mein Handy und ich nehme es in meine Hand, öffne dann den Chat von Luke und mir. 'Und was jetzt?' Ich sehe von meinem Handy auf und bin irgendwie ratlos. 'Frag ob er heute Zeit hat' klar hat er Zeit. Er wollte ja noch mit zu mir kommen, aber ich halte lieber meinen Mund.

Hast du heut noch Zeit?

Gut. Der Text klingt weder verzweifelt, noch aufdringlich. 'Dann warten wir mal auf eine Antwort' Grace setzt sich wieder, aber diesmal neben mich.

So lang hat Luke noch nie zum Antworten gebraucht. Es ist fast zwei Stunden her, dass ich geschrieben habe und er hat noch nicht geantwortet. Er hat es noch nichtmal gelesen. Doch dann blinkt mein Handy auf. Sowohl Grace' als auch mein Blick schnellt zum Handy und sie nimmt es schnell, um die Nachricht zu lesen. 'Sunrise Café in einer Stunde' liest Grace vor und sieht dann zu mir auf. 'Interessant' verwirrt sehe ich sie an und nehme ihr mein Handy ab. 'Wenn ihr Streit habt, dann sieht euer Chat genauso aus, wie wenn ihr nicht streitet' ich verdrehe meine Augen und sehe auf meine Uhr. Ich laufe zirka zwanzig Minuten bis zu dem Café das heißt ich habe noch gute zwanzig Minuten bis ich los muss. 'Was machen wir jetzt?' Frage ich und sehe mich um. 'Was soll die Frage? Wir frischen dich ein bisschen auf. Du siehst aus wie der Tod' meine Augen verengen sich und ich lege meinen Kopf leicht schief. 'Ich habe weder Schlafmangel noch habe ich mir seit Tagen sorgen um diesen Streit gemacht' sie zuckt mit ihren Schultern und steht auf. 'Trotzdem hast du nichts für dein Aussehen getan seit du aufgestanden bist...fataler Fehler..' nun verengen sich mein Augen noch mehr und ich richte meinen Kopf wieder auf 'ich verkneife mein Kommentar jetzt einfach' sie nickt zufrieden und geht an ihre Kommode um dort eine Bürste raus zu holen und mir meine Haare zu bürsten. 'Ich kann das auch allein' weiche ich zurück und sie sieht mich ernst an 'wenn du es selber machst wird es nicht anders aussehen als vorher' sie drückt mich wieder auf den Stuhl und kämmt mir meine Haare. Ich hasse so etwas.

'Vermassle es nicht' ruft mir Grace noch hinterher und schließt dann die Tür. Ich hole meine Kopfhörer raus und höre erstmal Musik. So kann ich die Zeit auch besser überbrücken.
An dem Café angekommen gehe ich durch die Tür und das typische klingeln ertönt ich liebe solche Cafés. Sie haben etwas gemütliches und vertrautes. Ich sehe mich um, aber Luke scheint noch nicht da zu sein. Ich ziehe an dem Kabel meiner Kopfhörer, so dass sie aus meinen Ohren fallen. Ich ziehe noch den Stecker aus meinem Handy und stecke sie in meine Manteltasche. 'Melissa?' Verwundert drehe ich mich in Richtung Theke, wo ich freundlich von einer Mitte sechzig jährigen angeschaut werde. 'Wie lang habe ich dich denn schon nicht gesehen' sie kommt um die Theke und zieht mich in eine Umarmung. 'Nana' ich erwidere die Umarmung und fange an zu lächeln. 'Wie geht es dir denn? Und was hast du so lange gemacht, dass du mich nicht besucht hast?' Sie löst sich, aber ihre Hände bleiben auf meinen Schultern und sie mustert mich kurz lächelnd. 'Mir geht es gut. So wie immer eben. Stress im Heim, Grace und Stella haben sich nicht geändert und-' ich unterbreche mich selbst, als ich jemandem in Augenwinkel neben mir sehe. Ich sehe dort hin und Luke steht neben uns. Er sieht mit einem neutralen Gesichtsausdruck zu uns herunter und sieht zwischen uns hin und her, um dann bei mir stehen zu bleiben. 'Und das ist mein Freund...Luke' beende ich meinen Satz dann und zeige auf Luke. Nana nimmt ihre Hände von meinen Schultern und sieht Luke an. Sie fängt an zu grinsen und reicht ihm die Hand. Dann sieht sie zu mir 'ich wusste immer, dass du mal einen heißen Freund haben wirst' grinsend rolle ich mit meinen Augen und sehe flüchtig zu Luke, der sichtlich verwirrt ist. 'Ja ich weiß. Du hast immer gesagt, dass ich wie du bin und demnach ebenfalls einen gut aussehenden Mann haben werde. Aber verheiratet sind wir nicht' sie nickt und das Grinsen weiterhin auf ihren Lippen. 'Ja...aber das kommt noch' sie klopft mir auf meine Schulter und entschuldigt sich dann, da sie weiter arbeiten muss. Als sie dann weg ist sehe ich zu Luke und er zeigt auf einen Tisch weiter abseits an den wir uns dann setzten.

Nachdem ich meine warmen Sachen ausgezogen habe und wir beide etwas zu trinken haben ist es weiterhin still. Unangenehm still. 'Woher kennst du sie?' Unterbricht Luke dann das Schweigen und ich sehe von den Angeboten weg zu ihm. Mein Magen zieht sich kurz zusammen, da ich wieder lügen muss. 'Meine Eltern und ich sind oft her gekommen, als ich noch klein war. Ich war schon immer irgendwie...ein Problemkind und sie hat mich immer verstanden und sich um mich gekümmert. Ich kann immer zu ihr kommen wenn etwas ist. Sie war in dem Alter eben auch ein kleiner Rebell' ich habe die ganze Zeit auf meine Hände gesehen, die die Tasse drehen und nun sehe ich zu ihm auf. Er seufzt und lehnt sich ein wenig vor, seine Unterarme auf den Tisch gelegt 'okay hör zu. Ich weiß nicht was das heute früh sollte. Ich versteh es nicht und ich weiß nicht wie du das meintest. Also...erkläre es bitte einfach' nun seufze ich und sehe wieder runter '...da war ja was' murmle ich und atme tief durch 'es tut mir leid. Ich meinte es wirklich nicht so. Ich weiß auch nicht warum ich es gesagt habe. Ich will nur, dass du weißt, dass ich das nicht wirklich denke. Ich liebe dich. Und ich will dich nicht verletzen' entschuldigend sehe ich ihm in seine Augen und er nickt kurz, lehnt sich dann wieder zurück und sieht aus dem Fenster. 'Aber von irgendwo muss es doch kommen. Man sagt sowas nicht einfach so' seine Augen blicken wieder zu mir 'und es hat mich verletzt' ich presse meine Lippen aufeinander und kurz sehen wir uns einfach in die Augen 'ich weiß. Und es tut mir leid. Ich wollte das wirklich nicht' Luke legt seinen Arm auf die Lehne und mustert mich kurz 'ich habe mir etwas überlegt. Aus welchem Grund auch immer möchtest du nicht, dass ich zu dir nach Hause komme. Vielleicht vertraust du mir nicht genug und deswegen möchte ich, dass du meine Eltern kennenlernst'

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