Kaum hatte Daniel das Haus verlassen, ging Evelyn in das Badezimmer um sich ein wenig frisch zu machen. Sie hatte schon die ganze Zeit über einen Plan für die Zeit, in der Dan im Training war und auch wenn er eigentlich wollte, dass sie zuhause blieb, ging sie in seine Garage und begutachtete die zwei Autos die darin standen. Er hatte wie immer den Sportwagen genommen und hier parkten jetzt noch ein SUV und ein Chevrolet Impala. Sie entschied sich für den Chevy, weil sie Angst hatte, den größeren Wagen nicht fahren zu können. Im Moment zweifelte sie ohnehin daran, ob das so eine gute Idee war, doch Dan hatte ihr versichert, dass sie jeden seiner Wagen problemlos lenken könnte. „Wird schon schiefgehen", sprach sie sich selbst Mut zu, während sie sich auf den Fahrersitz des Wagens fallen ließ. Schnell stellte sie die Spiegel in die richtige Höhe und schnappte sich dann ihr Handy. „Reisebüros in Miami", tippte sie in die Suche und wählte aufgrund der Adresse das dritte Ergebnis. Dieser Straßenname kam ihr bekannt vor, weshalb sie sich dafür entschieden hatte. Sofort programmierte sie das Navigationsgerät und startete dann den Motor. Vorsichtig fuhr sie durch das offene Garagentor und war froh, als sie entdeckte, dass sich mit dem Rückwärtsgang gleichzeitig der Parksensor gestartet hatte. Augenblicklich fühlte sie sich ein wenig wohler in dem fremden Auto. Eve folgte der Stimme des GPS' bis sie an der gewählten Adresse ankam und suchte dort nach einem Parkplatz. Dabei fiel ihr in einer Seitenstraße ein Laden ins Auge, welcher ihr bekannt vorkam. Sansabi Tattoo. Na klasse. Konnte sie sich etwa deshalb an den Straßennamen erinnern? Plötzlich bereute sie es, dass sie genau dieses Reisebüro ausgesucht hatte. Um sich nochmal umzuentscheiden war es jedoch zu spät. Das wäre kindisch gewesen. Sie würde Sam schon nicht über den Weg laufen und selbst wenn, wäre sie erwachsen genug um die Tätowiererin einfach zu ignorieren. Obwohl sie nicht wusste wo dieses Selbstvertrauen plötzlich herkam, streckte sie das Kinn etwas in die Höhe und parkte den Wagen direkt in einer Lücke vor dem Studio. Dann lief sie zu der Querstraße und betrat das Reisebüro.„Kann ich Ihnen helfen?", ertönte die freundliche Stimme einer Mitarbeiterin. „Ja, ich hätte gerne Reisekataloge für Kuba", antwortete Eve. „Setzen Sie sich doch einen Augenblick", forderte sie die Dame auf. Während Eve den Stuhl zurechtrückte, fragte die Mitarbeiterin: „Was haben Sie sich vorgestellt? Fliegen Sie alleine oder mit mehreren Personen? Hätten Sie gerne eine All-Inclusive Verpflegung oder wollen Sie eher etwas Einfacheres? Strandurlaub oder möchten Sie direkt in die Stadt?"
Natürlich dachte sie zuerst an ihr begrenztes Budget, aber sie war in den letzten Wochen äußerst sparsam gewesen, was nicht zuletzt daran lag, dass Daniel die meisten ihrer Auslagen übernommen hatte. Um etwas zurückzugeben wollte sie ihn jetzt gerne einladen. Und er sollte etwas Außergewöhnliches bekommen, weswegen sie sagte: „Wir sind zu zweit. Mein Freund und ich." Ihr wurde warm ums Herz, nachdem sie es ausgesprochen hatte. Ja, es war so weit. Sie wollte, dass er ihr Freund war. Für den Rest ihres Lebens. Scheinbar konnte ihr die Reisekauffrau die Liebe ansehen, denn sie lächelte entzückt, während sie in ihren Unterlagen kramte. „Er wird natürlich mit mir gemeinsam entscheiden, aber ich denke wir hätten gerne einen All Inclusive Strandurlaub", führte sie aus. Die Dame legte ihr einen Katalog vor, dann reichte sie ihr eine Visitenkarte: „Melden Sie sich einfach bei mir, wenn Sie sich für eines unserer Angebote entschieden haben." Sie nickte und stand auf. „Vielen Dank", sagte sie, bevor sie das Reisebüro verließ.
Als sie auf den Bordstein trat, wäre sie beinahe mit einem großen Kerl zusammengestoßen. „Johnny", lachte sie erstaunt. „Na Süße, was machst du denn hier?", wollte er wissen. „Ich habe nur ein paar Unterlagen für eine Reise abgeholt. Nichts Wichtiges. Und was treibt dich auf diese Seite der Straße?", stellte sie eine Gegenfrage, bevor sie hinzufügte: „Wow, wie hoch ist wohl die Wahrscheinlichkeit, dass ich in einer Stadt wie Miami genau in jemanden hineinlaufe den ich bereits kenne?" Er lachte: „Ich mache gerade Pause und wollte mir dort vorne ein Sandwich holen. Hast du Lust mitzukommen?" Sie nickte, denn ihr Magen knurrte ohnehin. Johnny legte ihr die Hand freundschaftlich auf die Schulter und führte sie zu einem kleinen Gastgarten. Dort zog er ganz gentlemanlike einen Stuhl hervor und deutete ihr, sich zu setzen. „Ich wollte Dan sowieso anrufen. Was hältst du davon, wenn ihr übermorgen im Studio vorbeischaut? Es ist höchste Zeit die Arbeit zu kontrollieren und gegebenenfalls nachzustechen. Obwohl das bei meinen Tattoos meistens ohnehin nicht nötig ist." Gerade als sie verneinen wollte, fügte er hinzu: „Sam wird ganz bestimmt nicht wieder reinplatzen. Sie fliegt heute Abend noch nach Atlanta, um dort an der Tattoo Convention teilzunehmen." Eve sah erleichtert auf: „Gut, dann spricht eigentlich nichts dagegen. Ich kläre das mit Daniel, aber wir müssen vor 14 Uhr kommen. Er geht nun wieder zur Arbeit und trainiert fast täglich ab 16 Uhr."
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Seelentattoos
RomansaAls Evelyn am Flughafen auf Daniel trifft, wirkt er auf sie genau wie der Typ Mann auf den sie sich nie wieder einlassen will. Mit all den Tattoos und seiner arroganten Art, macht er ihr bereits bei ihrer ersten Begegnung klar, dass er ganz genau we...