Kapitel 17

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Eve war nochmals eingeschlafen und wurde abermals durch Dans Lippen geweckt. Seine Küsse waren niemals welche, die zu fordernd und damit unangenehm waren, eher kleine Berührungen, die es ihr erleichtern sollten, ihre ersten Gedanken des Tages auf schöne Dinge zu lenken, anstatt sie ihren Ängsten zu überlassen. Und es funktionierte großartig. Dennoch fragte sie sich, trotz all der Zärtlichkeiten, die sie bisher ausgetauscht hatten, ob er sie vielleicht eher als einfache Freundin sah. Wie eine Schwester. Von ihrem Körper schien er offenbar wenig beeindruckt zu sein. Natürlich mussten seine fehlenden Verführungsversuche nicht unbedingt von Bedeutung sein, denn es waren so viele Dinge passiert, dass er möglicherweise einfach nur mit anderen Gedanken beschäftigt war. Nach solchen Vorkommnissen war Sex nun mal nicht unbedingt der naheliegendste Gedanke. Jedoch wurde sie von ihrem Ex-Mann für eine Hure verlassen und dieses Ende hatte für sie sehr wohl einen sexuellen Aspekt, den ihr Unterbewusstsein nun ungerechterweise auf Dan übertrug. Sie fragte sich, ob sie wohl auf alle Männer so unattraktiv wirkte und sie, falls sie doch noch einmal den Versuch mit einem Mann starten würde, wieder für jemanden verlassen werden würde, der erfahrener im Bett war als sie. Wahrscheinlich waren diese Selbstzweifel in dieser verkorksten Situation vollkommen unangebracht. Der einzige Grund, warum sie hier in Daniels Haus war, war der, dass eine Menge Menschen gestorben waren. Er hatte sie nicht in einer Bar aufgegabelt, um sie anschließend mit nach Hause zu nehmen und sie dann doch nicht zu vögeln. Wäre es so gewesen, hätte sie sicherlich allen Grund gehabt, sich zu sorgen, aber so sollte sie wirklich nicht zu viel in sein Benehmen hineininterpretieren. Er hatte während eines Terroranschlages zugestimmt, ihr den Wunsch zu erfüllen, sie für einige Tage bei sich aufzunehmen und ihr niemals sexuelle Annoncen unterbreitet. Eve sollte diesem Nichts was in dem Jacuzzi passiert war, also nicht allzu viel Bedeutung zusprechen. Jedoch nagte dieser Verrat ihres Ex' einfach noch viel zu sehr an ihrem Ego, als dass sie die Tatsache einfach verdrängen hätte können, dass sie nackt auf ihm gelegen war und sich zwischen seinen Beinen trotzdem nichts geregt hatte.

Langsam öffnete sie die Augen und sah ihn verschlafen an. Seine Mundwinkel waren nach oben gezogen und zum ersten Mal seit Stunden hatte er nicht diesen sorgenvollen Blick aufgesetzt. „Na, Evelyn, hast du, abgesehen von dem kleinen Zwischenfall heute Nacht, gut geschlafen?" Sie nickte: „Viel besser als ich erwartet hätte und selbst?"

Um ehrlich zu sein, hatte er nicht sehr gut geschlafen, aber das wollte er ihr verheimlichen, weswegen er mit einem einfachen „auch" antwortete. Die Wahrheit war, dass er sich die ganze Nacht davon abhalten musste, sich an Evelyn zu schmiegen und sie zu küssen. Er hatte deshalb ein wahnsinnig schlechtes Gewissen, weil er trotz der schrecklichen Vorkommnisse vom Vortag unmoralische Gedanken hatte. Immerhin hatte er eine Schusswunde am Bein, die nicht unbedingt wenig schmerzte. Dennoch waren ihm schon in der Badewanne des Öfteren die Gedanken entgleist. Eigentlich konnte man es ihm nicht verübeln, war sie doch vollkommen nackt auf ihm gelegen. Welchen Mann würde das schon kalt lassen? In ihrer Situation schien ihm das aber mehr als nur unpassend zu sein. Vor ihren Augen waren Menschen getötet worden und beinahe wären sie selbst gestorben. Dan wusste außerdem, dass Evelyn seine Zärtlichkeiten nur deshalb zuließ, weil sie sich damit ablenken konnte. Er wollte keine Ablenkung sein. Obwohl ihm bewusst war, dass sie seine Zuneigung sehr wohl genoss, würde er sie auf keinen Fall zu irgendetwas drängen, indem er vorgab ihr nur beim Vergessen helfen zu wollen.

Sie war noch nicht bereit sich auf ihn einzulassen, behauptete sogar, dass sie sich nie wieder verlieben wollte. Er traute sich nicht einen größeren Schritt auf sie zuzumachen. Einerseits um sie nicht zu verschrecken, andererseits, weil er Angst hatte, dass er ihr wirklich das Herz brechen könnte. Wer wusste schon, was sich aus ihrer Freundschaft entwickeln würde, denn eigentlich waren sie schon eine Stufe über normale Bekanntschaft hinaus. Immerhin nutzte er jede Gelegenheit, die sich ihm bot um sie zu küssen. Es war in Ordnung für sie, wenn er sie so weckte und darum musste sie ihn ganz bestimmt nicht zweimal bitten. Seit langem fühlte er sich endlich wieder zu jemandem hingezogen, dem seine Anwesenheit auch zu erfreuen schien. Und das nicht, weil er ein berühmter Basketballspieler war, auch nicht weil er Geld hatte. Evelyn machte ganz den Eindruck, als würde sie ihn wirklich mögen. Den richtigen Daniel und nicht Fire. Außerdem legte sie keinen Wert darauf sich vor ihm darzustellen, als hätte sie keine Fehler. Zu oft hatte er Frauen kennengelernt die ihm auf dem ersten Blick vorkamen, als wären sie ein guter Fang. Jedoch trog der Schein meistens. Nicht nur einmal hatten ihm die Damen das Blaue vom Himmel vorgelogen, vorgegeben sie wären perfektes Heiratsmaterial. Geschickte Hausfrauen, liebevolle Mütter und Granaten im Bett. Die Realität sah oft anders aus. Schon beim ersten Abendessen hatte sich meistens herausgestellt, dass diese Mädchen lieber in Luxusrestaurants bestellten, als selbst zu kochen, ihre Familienplanung sich darauf beschränkte, zu überlegen wie sie es längst möglich hinauszögern konnten Mutter zu werden, um letztendlich ihre Bikinifigur solange wie möglich zu behalten. Wenn sie dann Granaten im Bett waren, riss sie das auch nicht unbedingt heraus. Es ging Dan auch gar nicht darum, dass sie teilweise schrecklich kochten und keine Ahnung davon hatten, was sie mit einem Wischmop anfangen sollten. Aber die Tatsache, dass sie ihm etwas vormachten, obwohl sie in Wahrheit vorhatten, sein Geld dafür auszugeben, um jemanden zu bezahlen, der genau diese Aufgaben übernahm, hatte ihn in der Vergangenheit oft daran zweifeln lassen, ob er überhaupt eine Beziehung führen wollte. Davon ganz abgesehen, wusste er auch nicht, ob er es bemerken würde, wenn es jemanden nur um seinen Status ging. Bei Evelyn war das jedoch anders. Ihr war es vollkommen gleichgültig wer er war oder was er geschaffen hatte. Auch sein, wie er wusste, einigermaßen gutes Aussehen, hatte sie nicht darüber hinweggetäuscht, dass er sich benommen hatte, als wäre er ein blödes Arschloch. Er konnte es nicht unterlassen. Das war sein Lieblingsspiel. Egal welche Frau er kennenlernte, er zog immer das gleiche Schauspiel ab, benahm sich wie ein gehirnamputierter Mistkerl. Bisher hatten es ihm beinahe alle neuen Bekanntschaften durchgehen lassen. Nein, nicht nur durchgehen lassen, es war sogar noch viel schlimmer. Die Frauen warfen sich ihm reihenweise an den Hals, obwohl er sich beinahe so schlecht benahm, dass er sogar selbst ein schlechtes Gewissen bekam. Wer wollte schon mit einem selbstgefälligen, blöden Arschloch zusammen sein? Scheinbar einige junge, hübsche Dinger. Aber was sollte er mit jemandem anfangen, der ihm nicht die Stirn bieten konnte und sich stattdessen nur bei ihm einschleimte?

Viel zu lange hatte er Evelyn mittlerweile in die Augen gestarrt, weil er so sehr in seine Gedanken vertieft gewesen war. Sie hatte eine Augenbraue fragend nach oben gezogen. „Was ist los?", wollte sie wissen. „Ach, ich war nur gerade mit den Gedanken woanders."

Sie grinste leicht. Der Schlaf hatte ihr scheinbar gut getan. War sie gestern noch ein nervliches Wrack gewesen, dem unwillkürlich die Tränen über die Wangen flossen und dessen Stimmungsschwankungen für einen Außenstehenden wohl schwer zu verstehen waren, war sie heute wieder einigermaßen die Alte. Jedoch wusste er, dass das nur eine Momentaufnahme war. Sie hatte es für einen Augenblick geschafft, alle negativen Gedanken vollständig zu verdrängen. Das würde aber bestimmt nicht lange anhalten. Irgendetwas in ihrem Kopf hatte sie abgelenkt. Die Bilder von Amelia für eine Weile in den Hintergrund gedrängt. Das wurde ihm nur noch deutlicher, als sie neckend fragte: „Ist sie so heiß, dass sie so viel Zeit in deinen Gedanken beansprucht?"

Er konnte nicht anders. Sanft fuhr er mit den Fingern über Evelyns Wange und strich gleichzeitig eine Haarsträhne beiseite, die sich in ihr Gesicht verirrt hatte. Sein Mund bewegte sich wie automatisch auf ihren zu. Kurz bevor sich ihre Nasen berührten, machte er halt. Auch seine Hand war weitergewandert und lag jetzt auf ihrem Hinterkopf. „Sie ist wahnsinnig heiß." Dans Stimme hörte sich ungewohnt rau an, während seine Augen immer noch auf ihre gerichtet waren. Nur für den Bruchteil einer Sekunde gab er seinem Verlangen nach und ließ seinen Blick zu ihren Lippen gleiten. Sofort machte er sich wieder bewusst, dass so kurz nach all den schrecklichen Dingen, die geschehen waren, noch nicht der richtige Zeitpunkt war, um sich etwas zu gönnen, das sich so gut anfühlen würde, wie ihre Zunge in seinem Mund. Wahrscheinlich würde sie ihn dann sogar für einen Psychopathen halten. Vielleicht auch nicht. Vielleicht würde sie auch denken, dass er ebenso wie sie nur auf ein wenig Ablenkung aus war und ihm das alles gar nicht ernst war. Allzu lange hatte er jedoch nicht Zeit, weiter darüber nachzugrübeln, denn sie drückte ihre Lippen von ganz alleine auf seine. Gierig und fordernd, leckte anschließend sanft über seinen Mundwinkel, nur um sich danach schroff den Weg in seinen Mund zu bahnen. Das war weder ein, ich-brauche-dich-an-meiner-Seite-um-mich-abzulenken-Kuss, noch ein Ich-weiß-aufgrund-meines-Traumas-nicht-was-ich-tue-Kuss. Dieser Kuss strotzte vor Begierde. In ihm lag nichts außer das Verlangen nach Nähe und purer Sex. Augenblicklich wurde er hart und er verfluchte sich dafür. Wie konnte er das nur zulassen? War das alles nicht total falsch? Anstatt ihr jedoch klarzumachen, dass er sich wohler fühlen würde, wenn sie noch ein wenig warten würden, nur bis diese schrecklichen Gedanken endlich vollständig aus seinem Kopf verschwunden waren, zog er sie auf sich. Fest hielt er sie umschlungen, während seine Zunge jeden Winkel ihres Mundes ertastete. Seine Finger wanderten hinunter zu ihrem Po. Kaum war er dort angekommen, drückte er sie fest gegen seine Erektion. Eve brauchte keine Aufforderung um einzusteigen, sie wippte ihr Becken rhythmisch gegen seinen Schwanz.

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