„Na Süßer, schön, dass du dich auch wieder mal blicken lässt", sprach Samantha weiter, als hätte sie sich niemals ausfallend über Eve geäußert. Geradewegs stolzierte sie auf Daniel zu und legte ihm die Hände um den Rücken. Eve durchzuckte ein stechender Schmerz der Eifersucht und am liebsten wäre sie aus dem Studio geflohen. Doch die lächerliche Einlage dieser Frau, wollte sie sich auf keinen Fall bieten lassen. Niemals zuvor hatte sie jemand so abfällig behandelt und für den Fall, dass es jemand getan hätte, wäre derjenige bestimmt tot. Evelyn gehörte nicht zu den Frauen, die sich etwas gefallen ließen und wenn diese Tätowiererin so weitermachen würde, würde sie das am eigenen Leib zu spüren bekommen. Diese Schlampe hatte keine Ahnung mit wem sie sich da gerade anlegte. Ihr Temperament ging augenblicklich mit ihr durch und sie funkelte die Frau so böse an, dass sie Angst hatte, sie könnte selbst Johnny, der hinter ihr stand, noch mit ihren Blicken töten. Samantha sah sie abfällig an und versuchte sogleich Dan einen Kuss auf die Lippen zu drücken, was das Fass endgültig zum Überlaufen brachte. Glücklicherweise drehte er seinen Kopf so, dass das Küsschen auf seiner Wange landete. Augenblicklich zog Sam eine Schnute, die sie, zu Eves Erleichterung, vollkommen lächerlich aussehen ließ. Trotzdem versuchte diese Schlampe abermals seinen Mund zu treffen. Nun musste Eve sich am Riemen reißen um nicht auf die Tätowiererin loszustürmen und ihr ins Gesicht zu schlagen. Grundsätzlich war sie zwar gegen Gewalt, aber wenn jemand so unverschämt war, wie diese Frau, hatte er es doch nicht anders verdient. Bevor Eve vollkommen ihre gute Kinderstube vergessen konnte, wandte Daniel sich zum Glück aus ihrer Umarmung und machte zwei Schritte auf Eve zu, die sofort laut schnaubte und der Tätowierten dann den bösesten Blick schenkte, den sie zu Stande brachte. „Die Tussi, von der du da sprichst hat es überhaupt erst ermöglicht, dass er noch mal hierherkommen konnte, denn ohne mich wäre er auch tot", fauchte sie. Angewidert blickte Sam sie an: „Du solltest froh sein, dass das passiert ist, ansonsten hätte Fire jemanden wie dich doch gar nicht erst bemerkt." Dan sah seine Bekannte an, als würde er sie jeden Moment in der Luft zerreißen: „Du hast doch keine Ahnung, was ich bemerke und was nicht. Aber so sprichst du ganz bestimmt nicht mit Eve. Das reicht! Wir gehen jetzt!" „Aber was wird dann aus eurem Tattoo?", fragte Johnny schockiert, „Wenn du das jemand anderen stechen lässt, bin ich wirklich böse auf dich, Bro." „Tattoo?", fragte Samantha sichtlich verwirrt. Mit einem Lachen im Gesicht, welches für Eve verdächtig nach Schadenfreude aussah, hielt Johnny ihr die Zeichnung vor die Nase: „Daniel und die Schöne lassen sich ein Partnertattoo stechen." Samantha fiel die Kinnlade hinunter und Eve musste sich zusammenreißen um nicht laut loszulachen. „Das meinst du doch nicht ernst, Süßer?", entrüstete sie sich. „Samantha, ich bin nicht dein Süßer. Davon ganz abgesehen, geht es dich gar nichts an, was ich mir unter die Haut stechen lasse."
„Möglich, dass du das glaubst, aber ich werde dir das ganz bestimmt nicht stechen", antworte die Tätowierte und streckte die Nase in die Höhe, als wäre sie die einzige auf diesem Planeten, die diesen Job ausüben könnte. „Ich hatte auch nicht vor, mich von dir tätowieren zu lassen. Ich vertraue voll und ganz auf Johnnys Können", erklärte Daniel. Eve hatte genug. Sie wollte sich hier nicht mehr tätowieren lassen. Mit diesem Studio wollte sie nichts zu tun haben, auch wenn sie das Gefühl hatte, dass Johnny eigentlich kein schlechter Kerl war. „Ich denke, es wäre besser, wenn wir jetzt gehen", sagte sie deshalb. „Es steht dir frei zu gehen", antwortete Sam lachend, „Aber Dan wird hierbleiben. Immerhin schuldet er mir noch etwas. Wenn ich es mir recht überlege, werde ich das Tattoo wohl doch selber stechen, bevor Johnny noch die Arbeit versaut, die ich bereits auf Daniels Körper vollbracht habe." Daniel schnaubte abwertend. „Das ist ein Partnertattoo Sam. Das funktioniert nur wenn sich Evelyn auch tätowieren lässt." „Gut, dann steche ich halt deine kleine Freundin auch."
„Ganz bestimmt nicht", fuhr er sie an. „Auch in Ordnung, dann soll Johnny eben die Tussi tätowieren."
„Samantha, wenn du denkst, dass du mich mit diesem Tonfall dazu bringst, hierzubleiben, dann hast du dich geschnitten. Es war eine blöde Idee, hierherzukommen. Sorry, Johnny. Wir sehen uns." Daniel lief schnurstracks auf Evelyn zu, packte sie an der Hand und führte sie zur Tür, jedoch vernahm sie abermals Samanthas boshafte Stimme hinter sich. „Hör zu, Dan, wir machen das jetzt genau so wie ich es gerade gesagt habe. Glaube mir, du willst dich ganz bestimmt nicht mit mir anlegen." Abrupt blieb Daniel stehen, drehte sich um und ließ dann resignierend die Schultern hängen. Er blickte zu Eve: „Bist du denn sicher, dass du dieses Tattoo willst?" „Ich will unser Tattoo!", antwortete sie in einem Tonfall der keinen Zweifel ließ, wie ernst sie das meinte. Auch wenn sie nicht die geringste Lust darauf hatte, dass diese blöde Kuh Daniel zu nahe kam. Offensichtlich hatte sie aber irgendetwas gegen ihn in der Hand, das spürte Eve ganz klar und sie wurde beinahe erdrückt, von dem schrecklichen Gefühl, welches von Dan ausging. So gut es ging, versuchte sie sich einzureden, dass sie das einfach nur hinter sich bringen musste. Dann müsste sie diese intrigante Schlampe nie wieder sehen. Johnny blickte etwas unsicher zwischen den beiden hin und her. „Wohin hättet ihr es denn gerne?", fragte er und nahm damit ein kleines bisschen der Spannung aus dem Gespräch. Daniel zog sich das Shirt über den Kopf und deutete auf die leere Stelle auf seinem Rücken: „Wir hätten es gerne so, dass es auf der gleichen Höhe ist und ein ganzes Herz ergibt, wenn wir nebeneinander stehen." Samantha begann hämisch zu lachen: „Bist du etwa unter die Romantiker gegangen, Dan?" Sie warf einen abwertenden Blick zu Eve. „Ich würde mir nicht zu viel darauf einbilden." Genervt blickte Daniel zu der Tätowiererin, sagte aber nichts, was Evelyn plötzlich wahnsinnig störte. Warum sagte er ihr nicht einfach, dass sie ineinander verliebt waren? Was wurde hier gespielt? Warum hatte diese Frau so einen großen Einfluss auf ihn? All die Fragen in ihrem Kopf verursachten einen schrecklichen Schmerz in ihrem Herzen. Hatte Samantha immer noch eine Bedeutung für Daniel? Stand sie vielleicht sogar zwischen ihnen? Was hatte sich zwischen den beiden abgespielt? War sie etwa wirklich seine Ex-Freundin? Um nicht vollkommen von all diesen Fragen überwältigt zu werden, zog sie sich ihr T-Shirt ebenfalls aus. Zum Glück hatte sie, dank all der Vorkommnisse, so wenig Appetit gehabt, dass sie sich sicher war, dass sie eine gute Figur abgab. Ihr Bauch war flacher als jemals zuvor und ihr Busen in den schönen BH gepackt, den sie sich extra angeschafft hatte, um dem Basketballspieler zu imponieren. Daniel warf einen bösen Blick zu Johnny: „Das ist dein Job, Mann. Sieh sie nicht so an." Ungläubig schüttelte Sam den Kopf, seufzte theatralisch und griff sich dann die Vorlage. „Gut, ich skizziere", sagte sie. „Nein!", antwortete Dan hektisch. „Du wirst sie nicht berühren. Johnny du machst das." Die Tätowiererin blickte ihn an, als hätte er nicht alle Tassen im Schrank. Zuckte aber dann, zu Eves Erleichterung, mit den Schultern. Für einige Augenblicke dachte Evelyn darüber nach einfach davonzulaufen. Wo war sie da nur hineingeraten? Wollte sie das denn wirklich tun? Doch es gab jetzt einfach kein Zurück mehr, ohne dass sie sich lächerlich machen würde, weshalb sie sich zwang Johnny ein Lächeln zuzuwerfen. Er erwiderte es, griff sich ihren Teil der Vorlage und begann die Linien nachzuziehen. Samantha war bereits weiter und drückte die Zeichnung auf Dans nackte Haut. Alleine für diese winzige Berührung hätte Eve ihr am liebsten die Augen ausgekratzt, aber sie bemühte sich ruhig zu bleiben, während Johnny die Vorlage auf ihrem Rücken platzierte. Dann hielt er den beiden einen Spiegel hin. Eve und Daniel nickten gleichzeitig. Ja, so hatte Eve sich das vorgestellt. Es gefiel ihr, dass sie die Hälfte eines Kunstwerks auf ihrer Haut tragen würde, welches zu seinem Tattoo gehörte. Trotzdem vertraute sie dieser Samantha einfach nicht und sie befürchtete, dass sie vielleicht heimlich irgendwo ihren Namen hinzufügen würde. „Dan, du kommst mit mir mit!", forderte Sam und Eve hätte am liebsten protestiert. Jedoch wollte sie nicht schon wieder eine riesen Eifersuchtsszene hinlegen, weswegen sie sich einfach darauf verließ, dass Dan der Aufforderung der Tätowiererin nicht nachkommen würde. Zu ihrem Entsetzen folgte er ihr jedoch ohne Widerworte. Johnny blickte Eve entschuldigend an: „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Daniel empfindet eine tiefe Abneigung gegen sie. Ich weiß selbst nicht genau, was da zwischen den beiden ist, aber sie wird es auf keinen Fall schaffen einen Keil zwischen euch zu treiben." Unsicher nickte Eve. Zu gerne hätte sie noch mehr Informationen bekommen, aber Johnny schien ihr aufrichtig zu sein, als er beteuerte, dass er nichts wüsste, weswegen sie nicht nachstochern wollte. Um sich abzulenken fragte sie: „Tut das denn sehr weh?" Mit großen Augen blickte der Tätowierer sie an: „Ist das denn dein Erstes?" Sie nickte zurückhaltend. „Es fühlt sich nicht gerade gut an, aber du wirst es aushalten, glaub mir", versicherte er, „Leg dich bitte auf den Bauch." Sie machte was von ihr verlangt wurde. „Es macht mich sehr stolz, dass ich dein erster sein darf", lachte er und brachte sie damit ebenfalls zum Schmunzeln. „Es tut mir jedoch leid, dass das alles so abgelaufen ist. Ich war davon überzeugt, dass Sam heute nicht mehr in das Studio kommen würde. Zu gerne hätte ich auch Daniel tätowiert, aber sie kann ziemlich hinterlistig sein, wenn sie etwas will." Wieder überkam Eve ein beklemmendes Gefühl, während Johnny die Tätowiernadel ansetzte. Das summende Geräusch ließ sie zusammenzucken. Er schien ihre Reaktion jedoch falsch zu deuten, denn er sagte: „Glaub mir, Daniel ist nicht der einzige den sie will. Hier geht es gar nicht wirklich um ihn, sondern um ihr Ego. Samantha ist niemals darüber hinweggekommen, dass er sie einfach abgeschossen hat. Eigentlich hätte sie wissen müssen, dass Daniel nicht unbedingt der Typ für feste Beziehungen ist." Er berührte ihre Haut mit der Nadel und sie nahm den Schmerz wahr. Jedoch hatte er recht gehabt, an dieser Stelle war es ganz gut auszuhalten. Viel mehr als die Nadel, schmerzten seine Worte. „Dass Dan nicht unbedingt der Typ für Beziehungen ist?", wiederholte Eve. „Nein, so hab ich das nicht gemeint", korrigierte er sich schnell, „Ach scheiße. Ich mache alles nur noch schlimmer." „Glaub mir, ich bin eigentlich nicht der Typ für Beziehung", erklärte Eve um die Spannung etwas aus dem Gespräch herauszunehmen, „Dan hingegen, versucht ständig mich dazu zu bringen, mich fest an ihn zu binden. Daher verstehe ich nicht ganz was du damit sagen willst." „Ach weißt du, ich habe ihn schon seit zwei Jahren nicht mehr gesehen und ganz offensichtlich hat er sich verändert. Ich habe einfach nicht nachgedacht, als ich das gesagt habe, aber ich bin sicher, dass er etwas für dich empfindet. Das kann man sehen. Alles was ich will, ist, dass du dir keine Gedanken mehr über Samantha machst. Er kann sich gegen sie zur Wehr setzen und sobald ihr dieses Studio verlasst, wird er ihr bestimmt wieder aus dem Weg gehen."
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Seelentattoos
RomanceAls Evelyn am Flughafen auf Daniel trifft, wirkt er auf sie genau wie der Typ Mann auf den sie sich nie wieder einlassen will. Mit all den Tattoos und seiner arroganten Art, macht er ihr bereits bei ihrer ersten Begegnung klar, dass er ganz genau we...