Am Hafen angekommen, warf Daniel Johnny einen Blick zu: „Möchtest du mitkommen?", fragte er, während sie aus dem Wagen ausstiegen. „Aber ich weiß doch noch nicht mal, was es mit der Kuba Geschichte auf sich hat", antwortete sein Freund ein wenig unsicher. Daniel trat an ihn heran und flüsterte etwas in sein Ohr, was Evelyn nur zu gerne verstanden hätte. Johnnys Augen wurden groß. „Echt Mann. Warum hast du das nicht gleich gesagt? Lass uns einen Fischer bestechen!", lachte er. „Das kann nicht euer ernst sein! Was wird hier gespielt?", meldete sich Eve zu Wort. „Vertrau mir, Liebling", antwortete Dan. „Nicht schon wieder eine deiner blöden Überraschungen", seufzte sie. „Eve, wenn du ihm nicht vertraust, vertraue wenigstens mir. Es ist eine gute Überraschung", versprach Johnny und Evelyn versuchte sich etwas zu beruhigen, was ihr nur schwer gelang. Währenddessen hatte sich Daniel schon auf den Weg gemacht und deutete den beiden nun zu einem kleinen Boot zu kommen. „Damit willst du nach Kuba?", fragte Eve unsicher, „Jetzt haben wir so viele Dinge überlebt und nun willst du uns wirklich umbringen?" Daniel lachte: „Es ist nur ein kurzer Weg, komm schon!", forderte er sie auf, während er ihren Koffer über die Reling hievte. Eigentlich handelte sich bei dem Boot um ein ziemlich neuwertiges Speedboot und es gab wahrscheinlich keinen Grund sich Sorgen zu machen, aber es fiel Eve wie immer schwer ihre Bedenken abzuschalten. Vor allem, weil ihr diese ganze Sache viel zu unüberlegt vorkam. Wieso musste das alles sofort sein? Hätte er sie nicht wenigstens ein wenig vorbereiten können? Mittlerweile müsste er sie doch gut genug kennen, um zu wissen, dass sie solche Spontanideen nicht ausstehen konnte. Aber war es dafür jetzt nicht ohnehin zu spät? Er hatte sie bereits auf das Boot gehoben und der Eigentümer startete es. Wenn sie also nicht vorhatte zurück an Land zu schwimmen, musste sie jetzt wohl oder übel mit Daniel und seltsamerweise auch mit Johnny nach Kuba. Dass nun auch noch der Tätowierer bei ihrem Urlaub dabei war, verunsicherte sie gleich noch mehr. Wie passte das bitteschön alles zusammen? „Was hast du ihm den geboten, damit er uns nach Kuba bringt?", flüsterte Eve in Dans Ohr, um sich abzulenken. „Er wollte meinen Wagen", antwortete der leise. Überrascht zog sie die Luft ein. „Spinnst du? Du kannst diesem Typen doch nicht dein Auto schenken!" Hektisch griff sich Dan an die Magengegend. „Hör zu, Eve. Vergiss das alles. Diese Panik, die dich gerade überkommt, ist vollkommen unbegründet und ehrlich gesagt wäre es mir lieber, ich würde sie nicht spüren, denn ich habe im Moment das Gefühl, als würde ich jeden Augenblick seekrank werden." „Aber ... aber ...", stotterte sie, doch er hielt ihr den Zeigfinger gegen die Lippen: „Kein Aber, Home. Es ist alles gut. Dieser Ausflug ist wirklich sehr, sehr wichtig für mich. Dafür würde ich alles tun. Ganz egal, ob ich dafür mein letztes Hemd geben müsste. Glaub mir, so will es das Schicksal." Er lächelte leicht. „Nein Daniel, du spielst gerade Schicksal, falls du das nicht merkst. Wir wären auch anders nach Kuba gekommen. Dafür hättest du ganz bestimmt nicht deinen Wagen verschenken müssen." Eve hatte keine Ahnung was hier vor sich ging. Wahrscheinlich sollte sie sich in der Zwischenzeit schon daran gewöhnt haben, dass Dan teilweise sehr impulsiv war, aber dieses Verhalten schlug dem Fass endgültig den Boden aus. Vor wenigen Wochen hatte sie noch jeden Penny zur Seite gelegt, um sich diesen Urlaub leisten zu können und er hatte innerhalb weniger Sekunden mehr für diesen Trip bezahlt, als sie in einem Jahr verdiente. Damit konnte sie sich jetzt nicht mal mehr darauf konzentrieren, dass sie ihn endlich wieder zurück hatte. Doch Daniel schien keinerlei Probleme mit diesem Deal zu haben. Ganz im Gegenteil, es war ihm scheinbar vollkommen egal, dass er gerade eine Menge Geld in den Sand gesetzt hatte. Liebevoll blickte er sie von der Seite an: „Ja Liebling, ich weiß, es fällt dir schwer loszulassen, aber vergiss das doch einfach für eine Sekunde. Das einzige, was wirklich wichtig ist, ist, dass wir endlich wieder zusammen sind. Ich weiß gar nicht, wie ich wieder gut machen soll, dass ich dich einfach vergessen habe. Außerdem ist mir auch nicht klar, wie das überhaupt passieren konnte. Du bist das Beste, das mir je passiert ist. Für dich würde ich auf der Stelle alles aufgeben. Scheiß doch auf die Kohle. Hier geht es um uns, Eve. Darum, dass wir glücklich sind." „Ich wäre glücklicher, wenn du deinen Wagen nicht verschenkt hättest", nuschelte sie, „warum hast du das eigentlich gemacht? Wir hätten doch auch noch bis morgen warten können. Ja, du hast recht, länger wäre aufgrund meines nicht vorhandenen Visas nicht möglich gewesen, es wäre also unvorteilhaft gewesen, hätten wir keinen Flug gefunden, aber ich hätte doch auch einfach nach Spanien reisen können. Dieser Urlaub muss doch nicht unbedingt sofort stattfinden."
„Du hast recht, eigentlich hätte er schon gestern beginnen sollen", antwortete er. „Was meinst du mit gestern?", fragte sie entsetzt. „Unser Charterflug wäre für gestern angesetzt gewesen. Leider konnte ich mich aber gestern noch nicht an dich erinnern. Ganz zu schweigen davon, dass ich mich auch nicht erinnern konnte, ein Flugzeug gechartert zu haben." „Wie bitte?", kreischte sie, „Wann ... wie ... wann hast du das denn geplant?" „Ich wusste schon lange, dass ich schnellstmöglich mit dir nach Kuba wollte, aber zuerst musstest du dich in mich verlieben", lachte er, „und da du es mir nicht gerade einfach gemacht hast, habe ich unseren Trip lieber gleich an das Ende deines US-Aufenthalts geschoben." „Das hast du alles geplant?", fragte sie schockiert, „Warum?" „Weil ich es kann", antwortete er immer noch amüsiert, wodurch er sich einen bösen Blick von Eve einhandelte. „Lass dich doch einfach fallen, Liebling. Wir werden eine großartige Zeit haben, das verspreche ich dir." Daniel küsste sie sanft auf die Lippen, als er wieder von ihr abließ war sein Blick so voller Liebe, dass Eves Herz schmerzte. Er war tatsächlich zurück. Ihr Daniel war wieder da. Ganz egal, was jetzt passierte, es war alles wieder gut. Sie konnten wieder zusammen sein. Glücklich sein, für den Rest ihres Lebens. Er hatte recht. Sie sollte sich nicht länger sorgen. Es gab keinen Grund mehr zur Sorge. Er liebte sie und sie liebte ihn. Das war doch das einzige das zählte. „Ich liebe dich!", flüsterte sie und kuschelte sich an seine Brust. „Ich liebe dich noch viel mehr, Home." Sie ließ ihren Blick über sein Gesicht gleiten und konnte darauf immer noch diese tiefgründigen Gefühle ausmachen, die von ihm ausgingen. Plötzlich fiel sämtliche Last, die sich in den letzten Tagen angestaut hatte, von ihr ab. Ihr wurde warm ums Herz. Vorsichtig legte sie auch ihre Hand auf seiner Brust ab, suchte nach seinem Herzschlag und spürte wie sich ihr eigener Puls seinem anpasste. Ihre Herzen schlugen wieder im gleichen Takt. Viele schreckliche Dinge waren ihnen geschehen. Einige, die sich am Schluss in Wohlgefallen aufgelöst haben. Andere, die sie niemals ändern werden können. Doch sie waren lebendig. Das spürte Eve in diesem Moment nur zu gut und sie würde ab sofort versuchen jeden einzelnen Moment ihres Lebens zum besten zu machen, den sie je erlebt hat. Jetzt wo sie Daniel zurückhatte, wusste sie, dass das auch nicht zu schwer werden sollte. In diesem Augenblick hatte sie keine Angst mehr vor seiner erneuten Überraschung. Egal was er damit bezweckte, dass er sie jetzt sofort nach Kuba bringen wollte, sie war sicher er machte es aus einem guten Grund. Und wenn es ihm so wichtig war, dass sie das sofort machten, würde sie ihm beistehen. „Scheiß doch auf den Wagen", sagte sie, um sich selbst davon zu überzeugen. Daniel lachte lauthals los: „Wer braucht schon ein Auto?" Evelyn verdrehte die Augen. „Ich habe doch dich mein Liebling und ich werde dich nie wieder loslassen, also kann ich ohnehin nirgendwo hinfahren. Außerdem fliegen wir in zwei Wochen zurück nach Spanien, dann ist es vollkommen egal ob ich hier in Miami zwei oder drei Autos besitze." Überrascht sah sie ihn an: „Das war dein Ernst? Du kommst wirklich mit mir nach Hause?" „Nein, Home. Du kommst mit mir nach Hause. Ich erinnere dich zur Sicherheit daran, dass wir uns auf einem Boot befinden, nur für den Fall, dass du gleich abhauen willst", er grinste und wackelte mit den Augenbrauen, „Ich will, dass du bei mir einziehst, Eve. Bitte zieh in mein Haus." Für eine Sekunde dachte sie sich verhört zu haben. Sie wartete auf das mittlerweile bekannte Gefühl in ihrer Bauchgegend, dass sie drohte vollkommen einzuengen, immer dann, wenn sie sich unter Druck gesetzt fühlte, doch es setzte einfach nicht ein. Stattdessen breitete sich unbändige Freude in ihr aus. Die Nächte, die sie alleine verbringen musste, waren schrecklich gewesen, doch das gehörte nun der Vergangenheit an. Sie würde nie wieder alleine schlafen müssen. Na ja, möglicherweise würde er sie doch hin und wieder mal alleine lassen müssen, schon wegen seines Jobs, aber daran wollte sie im Moment nicht denken. „Ich würde liebend gerne bei dir einziehen", sagte sie. Daniel war vollkommen überwältigt von dieser Aussage. Er hatte damit gerechnet, sie von seinem Vorhaben überzeugen zu müssen und sich schon im Vorhinein Argumente bereitgelegt, die sie dazu bringen sollten seinen Plan zuzustimmen, doch die würde er jetzt nicht brauchen. Sie wollte tatsächlich in sein Haus in Spanien ziehen und er würde das Glück haben, jeden Morgen neben ihr aufwachen zu dürfen. Seine Gefühle überwältigten ihn für einen Augenblick. Diese Frau war perfekt für ihn. Sie würden für immer zusammenbleiben, das wusste er mit Sicherheit und er hoffte darauf, dass sie beide ein langes Leben führen würden, denn es schien ihm nicht genug Zeit zu geben, wenn er daran dachte wie viel er noch mit ihr vorhatte. Vorsichtig zog er sie ein wenig höher, sodass ihr Kopf nun auf gleicher Höhe mit seinem war, dann legte er seine Stirn auf ihre. „Ich bin so wahnsinnig stolz auf dich, Eve. Immerhin weiß ich wie schwer dir solche Dinge fallen. Wir haben es geschafft. Wir haben mit unserer Vergangenheit abgeschlossen und ab jetzt wird einfach alles perfekt sein."
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Seelentattoos
RomanceAls Evelyn am Flughafen auf Daniel trifft, wirkt er auf sie genau wie der Typ Mann auf den sie sich nie wieder einlassen will. Mit all den Tattoos und seiner arroganten Art, macht er ihr bereits bei ihrer ersten Begegnung klar, dass er ganz genau we...