Nachdem sie noch eine Weile am Strand gesessen waren und dem Sonnenuntergang zugesehen hatten, hatten sie sich auf dem Weg zu einem kleinen Club gemacht. Die Pause war Eve gut bekommen. Jetzt fühlte sie sich wieder etwas nüchterner. Der Nebel in ihrem Kopf hatte sich ein wenig gelichtet und das angenehme Gefühl in ihrem Bauch war nun noch stärker als zuvor. Am liebsten hätte sie sich einfach auf Daniel gestürzt und ihn geküsst. So sehr sehnte sie sich im Moment nach seiner Berührung. Obwohl er den ganzen Abend nur selten von ihr abgelassen hatte und sie auch jetzt noch an der Hand hielt, wollte sie ihn noch viel mehr spüren.Ohne auch nur auf die Bar zuzugehen, zog Daniel sie auf die Tanzfläche. Eve war noch nie eine gute Tänzerin gewesen, um ehrlich zu sein war ihr Tanzstil wohl eher zum Fremdschämen, aber das war ihr für gewöhnlich ziemlich egal. Sie hatte Spaß daran zu tanzen und tat es auch immer dann, wenn sie sich nicht beobachtet fühlte. Besonders zu Hause rannte sie die meiste Zeit mit den Kopfhörern in den Ohren herum und hopste dabei wie eine Irre durch die Gegend. Insgeheim war sie froh darüber, dass sie noch niemals jemand dabei erwischt hatte. Musik war einfach ihre Welt. Sie liebte Songs die ihre Gefühle ausdrückten, Texte zu denen sie sich die wahnwitzigsten Dinge zusammenspinnen konnte und dabei vollkommen in ihre Tagträume abzudriften. Ihre Phantasiewelt war schon immer kunterbunt gewesen und vielleicht sollte sie mal damit beginnen ihre Vorstellungen aufzuschreiben. Wahrscheinlich würden dabei die interessantesten Geschichten entstehen. Doch das traute sie sich nicht. Ihre Gedankenwelt gehörte ihr alleine und sie in Worte zu fassen, würde möglicherweise Menschen die Fähigkeit verleihen hinter die Abgründe ihrer Seele zu blicken. Solche Gedankengänge waren für niemanden bestimmt. Keiner sollte wissen, dass ihr Unterbewusstsein es immer noch zuließ, sich in eine intakte Partnerschaft mit Aussicht auf eine Familienplanung zu wünschen, selbst wenn sie das niemals zugeben würde. Das passierte nur in ihrem Kopf und würde niemals Wirklichkeit werden.
Auch jetzt gab sie sich vollständig dem Rhythmus hin und schmiegte sich dabei fest an Daniel, der unterdessen immer wieder ganz unabsichtlich von fremden Frauen angerempelt wurde. Er reagierte jedoch nicht auf die Annoncen der Unbekannten und hatte nur Eve im Auge. Erst als eine dunkelhaarige Frau an ihn herantrat, ihn lasziv anlächelte und ihm dabei etwas ins Ohr flüsterte, überkam sie wieder eine stechende Eifersucht, wie sie sie bereits zuvor in der Bar gespürt hatte. Sie war daran gewohnt, dass die Amerikaner ziemlich kontaktfreudig waren. Aber sich an jemanden heranzumachen, obwohl derjenige offensichtlich mit jemanden hier war, empfand sie trotzdem als ziemlich frech. Diese Freundschaft zwischen ihnen würde niemals gut enden, wenn sie sich nicht endlich damit abfand, wie er auf Frauen wirkte und versuchte zu glauben, dass ihm das wiederum vollkommen egal war. Früher war sie doch auch nicht so gewesen. Aber früher war vor David und David hatte einfach alles kaputt gemacht. Daniel lächelte und schien irgendetwas zu antworten, gleichzeitig streckte er aber den kleinen Finger in die Höhe, während er verstohlen schmunzelnd zu Eve blickte. Nun musste auch sie grinsen, versuchte sich aber sofort an einem sexy Gesichtsausdruck, bevor sie anrüchig näher an ihn herantänzelte. Schnell tadelte sie ich selbst dafür, dass sie Daniel nicht einfach vertraut hatte. Mittlerweile müsste sie doch wissen, dass die Flirtversuche anderer Frauen ihn ziemlich kalt ließen. Eves Becken bewegte sich immer wieder gegen ihn, während seine Hände um ihre Mitte wanderten und er sie fest an ihn drückte. Sie legte ihre Finger vorsichtig auf seinem Rücken und blickte ihm tief in die Augen. Die Frau hatte sie vollkommen ausgeblendet und auch Dan schaffte es nicht seinen Blick auch nur für eine Sekunde von ihr abzuwenden. In diesem Augenblick fragte sie sich wovor sie sich so fürchtete. Dieser Mann hatte ihr gerade gesagt, dass er sie liebte und selbst wenn es ihr schwerfiel das zu glauben, konnte man es ihm im Moment sogar ansehen. Sein Gesicht strahlte pure Zuneigung aus. Vorsichtig bewegte er seinem Körper im Rhythmus gegen ihren und sie ließ sich vollkommen auf den Tanz ein. Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, dass sich die dunkelhaarige noch weiter an seine Seite drängte. Wie konnte man nur so hartnäckig sein? Sah sie nicht was zwischen den beiden abging? Wollte sie sie womöglich gemeinsam abschleppen? Lange ließ sich Eve nicht Zeit darüber nachzudenken, stattdessen grinste sie in ihre Richtung, formte die Lippen zu einem „Sorry" und küsste Daniel dann so leidenschaftlich, dass sie dachte ihre Lippen würden jeden Moment in Flammen aufgehen. Er lächelte gegen ihren Mund, hielt sie fest an sich gedrückt und legte so viel Gefühl in den Kuss, dass er nun auch noch ihre letzten Zweifel einfach auswischte. Ihre Haut kribbelte unter seiner Berührung. Das Herz schlug ihr immer schneller werdend bis zum Hals, beinahe wie die Bassschläge dieses Technosongs. Das war perfekt. Wieder einmal war alles einfach perfekt. Sogar der genervte Abgang der Dunkelhaarigen war perfekt. Lächelnd blickte sie ihr hinterher und zog dann an Daniels Hand, so dass sich auch sein anderer Arm um sie legte. Was sie dabei für ein Bild abgaben, war Eve vollkommen egal. Aber sie konnte sich vorstellen, dass es auf Außenstehende wohl witzig wirken musste. Immerhin standen sie eng umschlungen auf einer überfüllten Tanzfläche in einem Club in Miami und bewegten sich nur ganz langsam, während die anderen Feierwütigen wie wild herumzappelten und zu den elektronischen Beats feierten.
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Seelentattoos
RomanceAls Evelyn am Flughafen auf Daniel trifft, wirkt er auf sie genau wie der Typ Mann auf den sie sich nie wieder einlassen will. Mit all den Tattoos und seiner arroganten Art, macht er ihr bereits bei ihrer ersten Begegnung klar, dass er ganz genau we...