#49 ~ Friends.
Ich stand mal wieder an der Schlange an der Theke unserer Cafeteria und warf Lia immer wieder einen Blick zu, die mit Liam zusammen auf einer der Bänke saß und mich angrinste.
Seit wir gestern Abend wieder am College angekommen waren, hatte Lia gar nicht mehr aufgehört zu grinsen und ich war unglaublich froh, dass sie sich so für mich freute. Das fühlte sich einfach richtig gut an.
Als mein Handy klingelte, nahm ich es aus meiner Tasche. Wie so oft wurde mir eine neue Nachricht von Ash angezeigt, weshalb ich die Augen verdrehte und das Handy wieder wegstecken wollte.
Ich hatte keine Lust, mir die Nachrichten von Ash anzugucken. Obwohl ich ihm selbst auch gesagt hatte, er solle mich in Ruhe lassen tat er es nicht und ich wusste nicht, was ich tun konnte.
Doch nach dem Tag bei meinen Eltern und dem Gespräch mit Lia, in dem sie mir vorschlug mal mit ihm zu reden, sah ich das Ganze irgendwie schon wieder ganz anders. Er hatte mich so sehr verletzt, aber ich hielt diesen Abstand zu ihm nicht aus. Ich konnte einfach nicht mehr ohne ihn. Selbst, wenn es nur ein bisschen normales Gespräch wäre, würde ich mich danach womöglich viel besser fühlen. Ich hatte das Gefühl mit Ash sprechen zu müssen ohne, dass er sich die ganze Zeit entschuldigte und ohne, dass ich in Tränen ausbrach oder ausrastete - wobei letzteres realistischer wäre.
Also öffnete ich die Nachricht und las sie mir durch.
Können wir uns heute treffen? Bitte, Beth, ich muss mir die reden. Ich halt diese Kälte nicht aus. Ich brauche dich, um mein Leben wieder auf die Reihe zu kriegen. <3
Ich biss mir auf die Unterlippe und begann dann zu tippen.
In einer halben Stunde auf dem Hügel beim Sportplatz?
Ich hoffte, er wusste noch welchen Hügel ich meinte. Es war der, an dem er mir versprochen hatte mich nicht alleine zu lassen. Der Hügel, an dem wir so viel Zeit verbracht hatten. Der Hügel, der für mich mehr war, als nur ein Haufen Erde. Es war ein Haufen Erinnerungen und selbst, wenn ich jetzt enttäuscht war, ich würde diese Erinnerungen niemals vergessen.
Danke! Ich werde die Chance nutzen, Versprochen.
Lautete seine Antwort und ich schüttelte leicht den Kopf. Er sollte aufhören weiter Sachen zu versprechen, bei denen er nicht sicher war, ob er sie halten konnte. Bei denen ich nicht sicher war, ob er sie halten konnte.
***
Als ich die letzten Meter des Weges ging, entdeckte ich schon Ash auf dem Hügel, der an einem Baum gelehnt stand und auf seinem Handy tippte. Als ich nur noch wenige Meter vor ihm war, hob er den Blick und begann zu lächeln. Ich ging nicht näher auf ihn zu, sondern hob einfach die Hände, in der Hoffnung, dass er es immer noch verstand.
Ash, bevor wir jetzt irgendein langweiliges distanziertes Gespräch beginnen, möchte ich gleich etwas klar stellen. Du hast mich sehr verletzt, das ist dir hoffentlich bewusst, aber ich bin nicht dumm und weiß, dass du auch nur ein Mensch bist. Ich möchte nicht, dass du denkst, ich will jetzt sofort wieder mit dir zusammen sein, denn das kann ich nicht. Ich liebe dich und habe nie aufgehört, aber sowas kann ich einfach nicht. Ich glaube, dass es am besten ist, wenn wir richtig mit einander reden. Ich möchte diese unerträgliche Distanz zwischen uns beenden, aber für mehr bin ich einfach noch nicht bereit, ok?
,,Eh... Ja klar. Ich... Darf ich dir erklären, was passiert ist?", fragte Ash und sah mich unsicher an.
Zögerlich nickte ich und ich beobachtete, wie er sich erleichtert durch die Haare fuhr.
,,Also, eh... Josy wurde in Deutschland von einem Mann 'angegriffen' und es geht ihr jetzt zum Glück wieder besser, doch als ich den Anruf bekommen habe, wusste ich einfach nicht, was ich tun sollte. Das hört sich jetzt vielleicht nicht so schlimm an, aber ich bin nun einmal sehr empfindlich, was die Personen angeht, die ich liebe."
Automatisch musste ich an meinen Unfall denken und wie erleichtert Ash gewesen war, als es mir gut ging.
,,Ich konnte nicht mit dir sprechen, weil ich gemerkt habe, dass es dir selbst nicht so gut ging. Deshalb bin ich nach dem Anruf auch einfach verschwunden, erinnerst du dich?" Ich nickte als Antwort und er fuhr fort. ,,Ich stand total neben mir und bin Hals über Kopf in irgendeine Bar gegangen, in der ich mich dann betrunken habe, um das zu vergessen. Was dann passiert ist, weiß ich nicht mehr. Nur wie du am nächsten Tag...", er stockte und löste seinen Blick von mir, ,,am nächsten Tag weinend weggelaufen bist. Ich... Ich weiß, dass das alles kein Grund ist und mein Verhalten war wirklich scheiße, aber bitte! Du musst mir das glauben. Ich habe dich wirklich nie angelogen. Nie. Das könnte ich gar nicht." Ich sah eine Träne an seiner Wange und ohne lange zu überlegen, schloss ich ihn in meine Arme.
Genauso wie ich, zuckte er bei der Berührung zusammen und ich wollte ihn wieder loslassen, doch ich konnte es nicht so schnell, wie ich es gerne getan hätte.
Es war nur eine Umarmung, Beth! Reg dich ab.
Schnell ging ich wieder einen Schritt nach hinten. Darauf bedacht, die Funken an den Stellen, an denen er mich berührt hatte, zu ignorieren.
Tut mir leid. Wie geht es Josy?
Er lächelte mich warm an und ich biss mir auf der Unterlippe rum.
,,Es geht ihr wieder besser. Ich habe in der letzten Zeit oft mit ihr telefoniert und ich glaube sie war froh, dass ihr Freund sich so um sie gekümmert hat. Wofür ich ihm auch unglaublich dankbar bin. Allerdings hat sie mich auch ziemlich angeschrien, weil ich so einen Scheiß abgezogen habe." Er lachte leicht und lächelte mich dann weiter an, was langsam echt komisch wurde. Ich hatte nicht erwartet, dass er so glücklich war. Aber vielleicht war er auch einfach froh, dass er mich los geworden war.
Oder er freut sich, dass du mit ihm reden wolltest. Das wäre zumindest realistischer, meinte eine kleine Stimme in meinem Kopf und ich musste ihr wohl oder übel Recht geben. Ich musste echt aufhören immer vom Schlimmsten auszugehen und wieder so optimistisch wie früher werden.
,,Und ich weiß, dass du das nicht hören willst, aber was vor drei Wochen auf der Party passiert ist tut mir leid. Und auch wie ich mich danach verhalten habe war scheiße. Ich hätte dich nicht so behandeln dürfen. Dafür bist du mir zu wichtig, aber ich war einfach überfordert mit der Situation. Ich hatte das noch nie, dass ich so abhängig von einer Frau war. Und ganz ehrlich; das hat und macht mir immer noch etwas Angst." Er sah mich zerknirscht an.
Ist okay. Ich hätte auch nicht so reagieren dürfen und hätte dir wenigstens eine Chance geben müssen.
,,Nein Beth, dich trifft absolut gar keine Schuld. Ich habe Mist gebaut, nicht du.", sagte er sofort und sah mich ernst an.
Ich musste automatisch lächeln, als er dies sagte. Er war echt so süß und ich wusste nicht wieso, aber ich fühlte mich plötzlich nicht mehr so leer, wie ich es in den letzten Wochen getan hatte. Die Leere war immer noch da, aber sie knockte mich nicht mehr so aus.
,,Dann ist alles okay zwischen uns? Wir sind Freunde?" Unsicher sah er mich an und ich hatte das Gefühl, dass ebenfalls Hoffnung in seinem Blick lag.
Ja. Wir sind Freunde.
Ein breites Grinsen machte sich auf unseren Gesichtern breit, obwohl mein Herz trotzdem bei dem Wort 'Freunde' schmerzte und sich zusammenzog.
*21.Dezember2016*
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Yes forever.
Romance\\Yes forever.// ❛Ich hab Angst, dass es vorbei ist bevor es begonnen hat.❜ Beth Almond ist stumm. Das ist sie schon seit sie denken kann und zusammen mit ihren Freunden hat sie alle Höhen und Tiefen bezwungen. Mittlerweile ist sie achtzeh...