#52 ~ Pressure.
Zwei Wochen. Zwei verdammte Wochen ging das jetzt schon so. Zwei verdammte Wochen traf ich mich mit Ash und war danach immer glücklich und gleichzeitig tieftraurig. Wieso konnte ich nicht einfach damit zufrieden sein, dass wir jetzt Freunde waren und ich ihn nicht mehr hasste. Nein, ich musste mich ja mit jedem Treffen nur noch mehr in ihn verlieben und danach immer daran zweifeln, ob das überhaupt noch etwas brachte. Ich hoffte, dass er das Gleiche auch noch für mich empfand, aber ich konnte nicht erwarten, dass es wieder so klappen würde. Ich hatte zu lange überlegt. Ich hatte den Abstand gebraucht, um klar denken zu können und wahrscheinlich hatte er in der Zeit gemerkt, dass er so viel mehr haben konnte als nur ein kleines stummes Mädchen.
Und jetzt waren wir Freunde.
Wir unterhielten uns wie Freunde.
Wir lachten wie Freunde.
Wir trafen uns wie Freunde.
Es gab nichts, was ich noch daran ändern konnte. Ich musste mich endlich damit abfinden, dass ich ihn nicht mehr lieben durfte.
Aber das klappte nicht.
Ich liebte ihn noch immer und traute mich trotzdem nicht, wieder eine Beziehung mit ihm einzugehen, wenn es denn gehen würde. Ich hatte einfach viel zu viel Schiss, dass ich das nicht schaffen könnte.
Als der Dozent die Vorlesung beendete, klappte ich meinen Laptop zusammen und verschwand als eine der Ersten aus dem großen Saal. Ich lief direkt nach draußen und über den Campus, um so schnell wie möglich nach Hause zu kommen.
Wahrscheinlich lag es an allen Geschehnissen, denn ich fühlte mich immer gestresster. Nach den Vorlesungen oder Prüfungen musste ich mich zweimal in der Woche beeilen nach Hause zu kommen, um rechtzeitig bei meiner Therapeutin zu sein und oder ich war gestresst, weil ich lernen musste oder Ash brachte meine Gefühle mal wieder komplett durcheinander. Ich wusste nicht genau, wie er das immer schaffte, doch er tat es und das machte mich nur noch viel aufgewühlter. Erst wenn ich bei Dr. Clarke, meiner Therapeutin, war oder mit Lia redete, konnte ich mich entspannen und allen Gefühle, die ich zuvor ignoriert oder unterdrückt hatte, freien Lauf lassen.
So war es auch dieses Mal. Ich konnte mich endlich meiner Gefühle annehmen, ohne, dass es sich falsch anfühlte. Ich redete mit Dr. Clarke immer über viele verschiedene Sachen. Außerdem machte ich viele logopädische Aufgaben oder kleinere Atemübungen. Es war immer noch komisch diese Stunden zu beschreiben, weil sie irgendwie sehr intim waren. Wir suchten nach Sachen, die tief in meiner Seele oder in meinen Erinnerungen versteckt waren. Das fühlte sich alles seltsam an und trotzdem tat es mir gut. Mittlerweile machte ich schon echte Fortschritte. Ich begann einfache Laute zu formen, selbst, wenn es wenige waren, war ich unfassbar stolz auf mich. Wenn ich weiter üben würde, hatte Dr. Clarke gesagt, könnten wir beim nächsten Term, also am Donnerstag beginnen das erste richtige Wort zu üben. Ich sollte mir Gedanken machen, welches Wort ich nehmen wollte und sie hatte mir einen Zettel mit einer Auswahl gegeben, die möglich waren. Ich freute mich einerseits riesig und hatte trotzdem ungeheure Angst. Es würde sich alles noch mehr verändern und trotzdem wollte ich jetzt nicht aufhören.
Wie kann es sein, dass man sich bei all den Gefühlen nicht mehr sicher ist, was man eigentlich fühlt? Ich meine ich finde die Gespräche komisch und trotzdem angenehm, ich liebte Ash und hatte trotzdem Angst. Meine ganzen Gefühle waren gespalten und ich war mir überhaupt nicht mehr so ganz sicher, was ich fühlen wollte oder sollte. Solle ich Ash noch lieben? Wahrscheinlich nicht, doch ich wollte es irgendwie. Ich wollte mit dem Ganzen nicht Schluss, sondern weiter machen, um endlich wieder glücklich zu werden. Doch war ich das mit Ash? Ich hatte keine Ahnung.
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Yes forever.
Romance\\Yes forever.// ❛Ich hab Angst, dass es vorbei ist bevor es begonnen hat.❜ Beth Almond ist stumm. Das ist sie schon seit sie denken kann und zusammen mit ihren Freunden hat sie alle Höhen und Tiefen bezwungen. Mittlerweile ist sie achtzeh...