Kapitel 1

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Jimins POV

Die Sonne verschwand langsam hinter den Baumwipfeln, der Himmel nahm eine gold- orangene Farbe an. Irgendwo in der Ferne läuteten die Glocken einer Kirche. Etwas ängstlich schaute ich mich um und blickte eine Villa auf und ab. Alt und herutergekommen sah das Haus aus. Efeu hangelte sich die Wand hinauf.

Schließlich drehte ich mich um, wo das Taxi stand, welches mich hergebracht hatte. Der Fahrer dessen Gesicht in Schatten lag und ich deswegen nicht wirklich erkennen konnte, wartete wohl darauf, dass ich in das Haus hineingehen würde, damit er danach dann wegfahren konnte. Widerwillig winkte ich mit meiner Hand, um ihm zu verstehen zu geben, dass er ruhig abhauen konnte, auch wenn ich vielleicht noch etwas moralische Unterstützung gebraucht hätte. Ich erkannte ein leichtes Nicken seinerseits- er drückte auf's Gaspedal und raste davon.

Jetzt stand ich da alleine. Die Gasse menschenleer. Tief atmete ich ein, dann drehte ich mich erneut um und marschierte einen kleinen Weg entlang auf die Villa zu.

Vor der Haustür bleib ich wieder stehen. Türklopfer in Form zweier Löwen starrten mir entgegen.
Doch ich wusste, ich müsste nicht klopfen. Hier wohnte nämlich niemand, außer mir von nun an.

Unsicher fischte ich einen alten Hausschlüssel aus meiner Hosentasche und steckte ihn ins Schloss. Als ich die Türe schließlich öffnete, quietschte sie leise.

Ja, ich wohnte ab jetzt in dieser Villa- alleine. Ich konnte nicht mehr bei meinen Eltern wohnen, deshalb hatten sie mir das Haus beschafft. Teuer war's nicht, es zu kaufen. So heruntergekommen und unheimlich war es. Natürlich musste es ein wenig renoviert werden, aber auf jeden Fall war es bewohnbar.

Seufzte trat ich ein. Das Licht machte ich an und die Tür fiel geräuschvoll hinter mir zurück ins Schloss.

Selbstverständlich war ich schon mal hier gewesen, um mir alles anzusehen, aber es war noch immer alles so unglaublich neu.
Neues zu Hause, neue Schule, alleine wohnen, Neues entdecken.
Um mich auf diese Dinge zu freuen, war ich leider zu müde.

Vor mir lag eine Treppe, im oberen Geschoss war mein Schlafzimmer. Also lief ich erst mal den dunkelroten Teppich hinauf, bog nach rechts ab und rannte dann in mein Zimmer.

Hab ich gesagt ich wäre müde gewesen? Jup, aber kennt ihr das, wenn ihr das Licht im Keller ausschalten müsst und so schnell wie möglich nach oben rennt, damit euch das nicht-existierende Ungeheuer nicht frisst? Genau so ein Moment war das.

Meine Tasche, die ich bis dahin auf meiner Schulter getragen hatte, warf ich in eine Ecke.

Das Zimmer war toll. Ein eigentlich unnötiges Doppelbett (ich wohnte immerhin alleine) mit weichen Kissen, ein begehbarer Schrank mit Spiegel an der Seite, ein schöner Teppich... ihr wisst schon. So ein typisches Zimmer für reiche Villenbesitzer eben. Auch wenn ich eigentlich nicht reich war, sondern mir meine Eltern benötigtes Geld von jetzt an auf mein Konto uberweisen würden.

Ob ich Angst hatte? Hell yeah, merkt man wahrscheinlich auch, denn ich zitterte leicht. Nicht weil ich wusste, dass ich jetzt alleine wohnen musste, sondern eben, weil diese Villa einfach gruselig war. Als ob sich nicht jeder genauso verhalten würde wie ich.

Schließlich zog ich mich um, um endlich todmüde ins Bett zu fallen.

Die Müdigkeit und Angst kämpften in mir gegeneinander an. Ging da jemand im Flur herum, waren da Schritte? Fiel da eine Tür ins Schloss, war das der Wind? Irgendwann kniff die Augen zusammen und endlich schaffte ich es einzuschlafen.

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GHOST / YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt