Kapitel 47

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Yoongis POV

Gut gelaunt wollte ich gerade Holly vorsichtig die Leine ummachen, da fiel mir auf, dass das eigentlich eine dumme Idee war. Was würden die Passanten dann denken? Ein Hund, der ohne Besitzer herum lief, war allerdings auch merkwürdig. Naja wenigstens nicht so schlimm, wie eine fliegende Leine. 

"Jishit, ich geh dann mal. Pass auf dich auf", meinte ich und schaute noch ein letztes mal zu ihm, aber er starrte nur mit leerem Blick in seine Teetasse. Doch ich dachte mir nichts dabei und zuckte nur mir den Schultern, als ich durch die Türe verschwand. 

"Na komm, Holly. Heute müssen wir ohne Onkel Jishit Spaß haben. Aber das ist okay, er muss sich noch ausruhen, richtig?" Der Welpe schnüffelte an mir, aber ich wich aus, bevor er mich berühren konnte. "Nein, Baby. Nicht anfassen. Kein Lebewesen darf mich berühren, okay?"  

Wow, ich redete mit einem Hund. Wie tief ich nur gesunken war. Eigentlich wäre ich gerne bei Jishit geblieben, aber er brauchte seine Ruhe; auch von mir. 

Da der Park nicht weit entfernt war, kamen wir relativ schnell dort an. Mit 'relativ schnell' meine ich, dass Holly oft irgendwo hin laufen wollte, wo wir eigentlich gar nicht hinsollten, was dazu führte, dass ich warten musste, bis er wieder aufhörte an allen möglichen Dingen zu schnüffeln und zu knabbern. The struggle keine Leine für einen ungehorsamen Welpen zu haben. Außerdem schauten ihn viele Fußgänger verwirrt an, weil er scheinbar wie ein Streuner wirkte. 

Irgendwann kamen wir dann endlich im Park an und Holly sprang gleich aufgeregt los. Hinterher rennen war mir zuerst zu anstrengend, aber irgendwie musste ich mithalten. Wohin lief der Köter denn bloß? Außer Atem sein konnte ich zwar nicht, aber rennen war trotzdem nicht meine Lieblingsbeschäftigung. 

Schließlich blieb Holly mitten auf der Wiese stehen und wälzte sich am Boden. Gequält seufzte ich und hockte mich neben ihn. "Manchmal bist du doch nur ein nerviger, kleiner, wuscheliger Kackhaufen...", grummelte ich, nahm es aber gleich wieder zurück, weil er mich mit großen Welpenglubschern ansah. 

"Mir ist kalt, Hyung...", kam es von ein bisschen weiter entfernt. Momentchen, die Stimme kannte ich doch. Schnell sah ich mich um, da erblickte ich zwei Jungs auf einer Bank sitzen. Verdächtig bekannte Gesichter.

"Sollen wir zu mir nach Hause gehen?"

"Ich will nur, dass du mich wärmst hehe"

'Ughhhh wie kitschig, ich glaub, ich übergeb mich gleich', dachte ich und tauschte genervte Blicke mit dem Hund neben mir aus. "Sind das nicht Taehyung und Jung... äh Jungkook? Hieß er so?" Die beiden saßen zusammen auf einer Bank und kuschelten sich aneinander. Ekelhaft. "Die wissen ja gar nicht, was Kälte bedeutet. Ich sitze hier wie ein Eisklotz und die können sich Jacken anziehen. Ts" Holly kläffte zustimmend und ich nickte. "Dazu kommt, dass die sich gegenseitig wärmen können, während ich Jishit nicht mal berühren kann, mhm" Holly starrte mich nur an. "N-nein, ich meine nicht nur Jishit, sondern alle Menschen..." 

"Wuff", machte er und ich schüttelte empört den Kopf. 

"Natürlich steh ich nicht auf ihn! Das geht doch nicht. Ich meine, Geist und Mensch? Wohin denkst du nur, Holly. Also echt" Daraufhin legte Holly den Kopf schief; er hatte absolut keinen Plan, was ich hier laberte und ich auch nicht mehr. Langsam verstörte ich mich hier selber. Wieso führte ich ein Gespräch über mein Melodrama mit einem Welpen, der mich nicht mal verstand? Fertig mit meinem Leben, seufzte ich und stand auf. "Vielleicht sollten wir wo anders hingehen. Ich fühl mich, als würden wir die beiden stalken" 

Kurze Zeit später liefen Holly und ich noch ein bisschen auf der anderen Seite des Parks, bis ich plötzlich noch ein bekanntes Gesicht erblickte. Und zwar eines, das ich am liebsten nie wieder gesehen hätte. Jackson. "Holly, auf der einen Seite ist der Park voller Regenbögen und auf der anderen ist er bedrohlich dunkel", seufzte ich. Eigentlich wollte ich einfach an dem Arschloch vorbei gehen, aber irgendwas war nicht richtig. Jackson stand dicht an einem Baum und blickte dahinter hervor, als würde er sich dort verstecken und etwas beobachten. Verdächtig. 

GHOST / YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt