Kapitel 31

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Yoongis POV

Die Party war vorbei und Jishit und ich waren nach Hause gegangen. Der Junge hatte echt gute Freunde, zwar waren es Idioten, aber trotzdem kümmerten sie sich gut um ihn, wofür ich ihnen schon etwas dankbar war. Irgendwann hatte Hoseok dann laut "GESCHENKE!!" gerufen, wovon ich vor Schreck fast gleich noch mal gestorben wäre und Jishit beinahe vor Freude erneut anfing zu weinen. Der Arme, das war alles so neu für ihn. Danach spielten alle noch Just Dance und sangen Karaoke. Währenddessen saß ich in der Ecke und schaute meinem Schützling zu, wie er Spaß hatte.

Aber jetzt waren wir wieder zu Hause, es war Nacht, der Regen hatte aufgehört und trotzdem konnte man wegen der schwarzen Wolken die Sterne nicht erkennen. Deshalb verstand ich auch nicht, warum Jishit gerade draußen im Garten hinterm Haus im nassen Gras lag.

Mit Decke bewaffnet und Holly als moralische Unterstützung schlenderte ich aus der Hintertür und zu dem in den Nachthimmel sehenden Jishit. "Hier", murrte ich und ließ die Decke auf sein Gesicht fallen. "Wenn du schon hier rumliegst, dann sollst du dich wenigstens nicht erkälten"

"Oh wie aufmerksam von dir", sagte er sarkastisch und zerrte die Decke von seinem Kopf, um sich damit einzuwickeln. Holly lief verspielt um ihn herum. "Aber du solltest nicht hier sein, sonst wirst du noch kälter...", murmelte er.  

Wehe er machte sich Sorgen um mich und diese Scheißkälte. "Hab mich schon dran gewöhnt" Obwohl, vielleicht machte er sich eher Sorgen darum, dass ich, wenn ich irgendwen berührte, noch einen schlimmeren Kälteschock übertrug. Ich setzte mich mit einem Meter Abstand vor ihn und betrachtete ihn- wie vor ein paar Stunden, bevor wir zu Taehyung hinein gegangen waren. In der Dunkelheit sah man nicht viel, aber er war in die Decke eingehüllt und sah dabei zugegebener Maßen verdammt süß aus. Er zitterte etwas; am Liebsten würde ich ihn an mich ziehen und wärmen, aber das konnte ich ja nicht. Schnell schüttelte ich diese Gedanken ab. "Was machst du hier draußen?", fragte ich.

"Nachdenken. Über die Party und so", antwortete er und wir sahen uns in die Augen. Ich war der erste, der den Blick abwandte.

"Du scheinst Jungbook heute näher gekommen zu sein", warf ich ein.

Er nickte zögerlich. "Jungkook", besserte er aus. "Ich glaube, er wollte mir, so wie die anderen auch, einfach einen schönen Abend machen. Nichts Besonderes. Außerdem hat er mir mit Taehyung zusammen diesen Gucci Pulli geschenkt" Er seufzte. "Manchmal glaub ich, ich hab' schlechte Chancen..."

Aus irgendeinem Grund freute mich das... "Ach was, hab' mal bisschen mehr Vertrauen in dich", meinte ich. "Oh ach ja! Apropos Geschenke" Ich griff in meine Hosentasche und fischte etwas Kleines heraus, um es vor ihm ins Gras zu legen, damit er es nehmen konnte, ohne dass wir uns berührten. "Am Montag, als wir erstmals über deinen Geburtstag geredet haben, hast du gesagt, du hättest gerne einen Ring von Jungkook. Vielleicht war das nur ein Scherz, aber ich dachte, du verdienst einen"

Mit großen, runden Augen nahm er zögerlich den Ring und betrachtete ihn sprachlos.

"Ich hab kein Geld, weshalb ich dir keinen kaufen konnte. Ist also selbstgemacht und nichts Besonderes oder viel wert", meinte ich und wäre bestimmt rot geworden, wenn ich ein Mensch gewesen wäre. Nervös sah ich auf meine Hände.

"Hyung..", schniefte Jishit plötzlich und sprang mich an. Zum Glück konnte ich noch rechtzeitig ausweichen, sonst wäre das unangenehm für ihn ausgegangen.

"B-bist du verrückt? Umarm lieber Holly", brummte ich unruhig.

Daraufhin schnappte sich Jishit den armen Welpen und kuschelte ihn an sich. Holly schien das nicht zu stören und leckte nur an seiner Wange. "Das ist so... so... süß von dir! Danke", quietschte er und ich verdrehte gespielt genervt die Augen.

"Ach, sei leise"

"Voll fies, dass ich dich dafür nicht umarmen kann...", schmollte er in Hollys Fell hinein und steckte sich den Ring an.  

"Brauch ich eh nicht", meinte ich abwertend.

"Aber Umarmungen sind toll..", sagte er besorgt. "Ich hab' früher ja auch keine bekommen, deshalb fand ich sie auch nicht so wichtig, aber wenn man sie dann mal bekommt, will man nie wieder ohne leben", erklärte er.

Nachdenklich sah ich ihn an. "Wie... wie sind denn Umarmungen?", fragte ich- unsicherer als geplant.

Er richtete sich auf und schien nach passenden Worten zu suchen, um es zu beschreiben. "Eine echte Umarmungen ist ein kleiner Alleskönner", kicherte er. "Wenn dich jemanden in den Arm nimmt, dann fühlt man sich verstanden, es muntert auf und gibt dir das Gefühl, dass jemand für dich da ist. Es strahlt Wärme aus und du fühlst dich irgendwie wichtiger...", versuchte er zu erklären. Er redete langsam und mit einer beruhigenden Stimme. "Zumindest ist es so, wenn Taehyung mich umarmt"

Ich schaffte ein Schmunzeln, was auch Jishit zum lächeln brachte.

Wir saßen da noch eine ganze Weile schweigend in der Dunkelheit. Worte waren nicht nötig, die Stille war angenehm.

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Wieso erinnert mich dieses Chapter an den Song Endlessly von The Cab? Ich versuch' mal, jede Woche mindestens ein Kapitel rauszuhauen. Wahrscheinlich meistens am Wochenende. Falls ich's nicht schaffe, dann sorry :/

GHOST / YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt