Kapitel 57

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Das Lied passt iwie voll zu Yoongs :3

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Jimins POV

Während Yoongi aufzählte, was wir alles für dieses Ritual brauchten, sammelte ich die genannten Gegenstände zusammen. Irgendwie fand ich das total spannend. Immerhin war es kein Beschwörungsritual, sodass nicht wieder ein Zozo auftauchen konnte. Also würde mir nichts passieren können. 

Schließlich fanden wir uns wieder vor der Badezimmertüre ein, wo ich nervös stehen blieb und schluckte. Anscheinend hatte mir der Horrorfilm von vorhin wirklich nicht gut getan. Nur wollte ich auf jeden Fall vermeiden, einen Zozo in meinem Spiegel zu haben, weshalb ich Yoongis Idee gut fand.

"Hast du jetzt Angst vor deinem Badezimmer, oder was?", murrte mein Mitbewohner und öffnete die Türe, um einzutreten. "Also meiner Meinung nach sieht hier alles ganz normal aus... aber wir wollen ja sicher gehen, dass hier wirklich nichts ist", meinte er, nachdem er das Licht angeschaltet hatte. 

Zweifelnd nickte ich und legte unsere Materialien auf den Fliesen ab. Im Grunde genommen waren es größtenteils nur Kerzen und Teelichter. Der Spiegel war nach wie vor furchteinflößend, aber da Yoongi bei mir war, ging's mir besser. "Und das funktioniert echt, um böse Geister zu vertreiben? Wirklich viel ist das ja nicht. Wenn die Spiegelfrau hartnäckig ist, dann hält sie das bestimmt nicht auf" 

"Doch, doch. Das stand so in dem alten Buch von der Bibliothek", versicherte er mir ernst. "Du musst jetzt so n Pentagramm zeichnen und die Kerzen anzünden. Dann sagst du einen seltsamen Spruch und brennst die schlechte Energie aus dem Spiegel"

Gehorsam nahm ich eine Priese Salz und streute damit einen Drudenfuß. Dieser wurde zwar nicht so schön, aber man konnte wenigstens erkennen, was es darstellen sollte. Es fühlte sich ein bisschen so an, als wäre ich aus dem Anime Fullmetal Alchemist, so wie ich seltsame Zeichen auf dem Boden kreierte. Anschließend legte ich Teelichter an alle fünf Sternzacken und zündete sie an. "Wie geht der Spruch?" Solche komischen Geisterformeln auszusprechen, war fast noch gruseliger als das Ritual an sich. 

"Okay, hör gut zu. Es ist wichtig, dass du mir das genau nachsprichst, verstanden?", brummte er ernst und mit starrem Blick schaute er mir in die Augen. Unsicher nickte ich. 

"Warum plötzlich so seriös?", fragte ich und lächelte etwas eingeschüchtert.

"Ich dachte, du wolltest, dass der böse Geist weggeht", meinte er grimmig. 

"Jaja, ist ja schon gut...", murmelte ich und schaltete das Badezimmerlicht aus. 

"Also, der Spruch geht folgendermaßen:

Alles Böse, das kommt, sendet dieser Spiegel zurück!
Bei allen Geistern des Meeres und der Erde.
So soll es sein!"

Ich atmete noch einmal tief durch und stützte mich dann vor dem Pentagramm ab."Alles Böse, das kommt, sendet dieser Spiegel zurück!", wiederholte ich, aber irgendwie bekam ich ein seltsames Gefühl. Etwas war nicht richtig. "Bei allen Geistern des Meeres und der Erde. So soll es-" Auf einmal stoppte ich.

"Was ist? Mach schon weiter, es fehlt doch nur ein Wort", ermutigte mich Yoongi, aber ich starrte ihn für einen Moment nur ausdruckslos an. 

"Wenn das ein Ritual gegen Geister ist... was passiert dann mit dir?" Kurz wagte ich nicht zu atmen, er wirkte plötzlich nervös.

"Nichts, das funktioniert nur mit Spiegelgeistern" Das war so eindeutig eine Lüge, dass mir der Mund offen stehen blieb. "Mach einfach weiter, okay?"

"Du... du wolltest, dass ich das gegen dich anwende, oder?" Ich redete leise, am Liebsten hätte ich das gar nicht erst ausgesprochen. Meine Stimme zitterte. Er schwieg nur, aber dass sein weißer Schein aufflackerte, war genug Antwort. "Hyung, ich- ich hätte dich fast ausgetrieben" 

"Ist doch gut so", brummte er. Im Gegensatz zu meiner Stimme wirkte seine viel stärker. Verwirrt sah ich ihn an, wusste nicht, was genau ich an ihm erkennen wollte, weswegen mein Blick an seinen Augen hängen blieb. Hoffnungsvoll wartete ich darauf, dass er 'It's just a prank, bro' rufen würde, aber das passierte nicht. 

"W-warum? Ich brauch dich doch hier", flüsterte ich. Mein Kopf war wie leer gefegt, ich verstand das einfach nicht. Die Erkenntnis war so plötzlich gekommen; hätte ich das letzte Wort noch gesagt, was wäre dann passiert? 

"Tust du nicht. Überleg doch mal, ich bin nur ein Geist. Was bedeute ich denn schon in dieser Welt? Was macht es aus, ob ich hier bin, oder nicht?" Überrascht richtete ich mich auf und wandte mich ihm zu. "Schon vor Monaten hab ich dir gesagt, dass es das beste für mich wäre, einfach zu verschwinden" 

"Ich dachte, das hätte sich geändert. Wir... wir sind doch jetzt Freunde!" Langsam verschwamm mein Blick, ich hatte Tränen in den Augen, was Yoongi sichtlich beunruhigte, aber er konnte nichts tun.

"Genau deshalb will ich, dass du jetzt weiter machst. Für mich. Ich bitte dich. Gerade weil wir Freunde sind", erklärte er und ließ den Kopf hängen. "Ich meine, wenn wir so weitermachen wie bisher, was wird dann aus mir? Noch immer liege ich jede verdammte Nacht wach und warte bis du wieder aufwachst; noch immer muss ich dir beim Essen zusehen, ohne selber etwas im Magen zu haben; noch immer hast du Spaß mit deinen Freunden, die mich nicht mal sehen können. Du beschwerst dich immer über die Schule, dabei ist sie genau das, was ich mir sehnlichst wünsche. Ein normales Leben. Aber das werde ich nie bekommen" Jedes seiner Wörter brannte sich in mein Herz ein, während ich ihn erschrocken anschaute. Plötzlich wirkte er so hasserfüllt, doch wem galt diese Wut? "Wenn wir weiter so leben, wenn ich weiter bei dir bleibe, was passiert dann? Du wirst älter, ich nicht. Ich bin schon längst tot, Jimin, du hast noch dein ganzes Leben vor dir!" Ausgerechnet jetzt sagte er nach Monaten meinen echten Namen.

Inzwischen hatte ich angefangen heftig zu schluchzen und kauerte hilflos vor ihm. Ich hatte doch nicht gewusst, dass er so litt. "Hör auf, solche Dinge zu sagen!", flehte ich, aber er machte weiter.

"Also bitte ich dich, führ dieses Scheißritual durch und erlaube mir, dich endlich in Frieden zu verlassen", endete er. 

"D-das kann ich nicht!", weinte ich und rieb mir verkrampft meine nassen Augen. "Das wäre Mord" 

"Ich bin doch schon tot. Vergiss mich endlich", rief er.

Gewaltsam schüttelte ich meinen Kopf und versuchte auf wackligen Beinen aufzustehen, um aus der Türe zu stolpern. 

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Vor ein paar Kapiteln, als Yoongi das letzte mal aus seiner Sicht erzählt hat (Kapitel 53), meinte er, er wolle verschwinden, aber ihr habt das nicht so ganz ernst genommen. Naja, er hat's ernst gemeint :)

GHOST / YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt