Kapitel 87

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Jimins POV

Halbnackt zu kuscheln, war in der Tat auch mal eine interessante, neue Erfahrung- peinlich. Kam dennoch definitiv auf die Liste an Dingen, die wir beide öfter mal machen sollten.
Trotzdem fühlte ich mich schuldig dafür weder seinen Erwartungen gerecht werden, noch seine Bedürfnisse erfüllen zu können. Anscheinend hatte ich ihm vorhin im Club echt falsche Hoffnungen gemacht.

Eine Zeit lang lagen wir einfach still eng zusammen und ich lauschte seinem gleichmäßigen Atem. Wir mussten nicht reden, Schweigen war ebenfalls eine Art der Kommuniktion und ich fühlte mich auch ohne Gesprächsstoff wohl in seiner Nähe. Eigentlich hätte ich ja jetzt versucht zu schlafen, aber nach dem, was vorhin passiert war, hatte ich einfach zu viele Gedanken im Kopf.

"Wieso?", flüsterte ich schließlich, womit ich die friedliche Stille zwischen uns leider störte.

"Hm..?", brummte er mit geschlossenen Augen zurück, was ich getrost als next-level ASMR einstufen konnte.

"Wieso magst du mich?" Das war eine basic Frage und eigentlich wollte ich sie nicht unbedingt stellen, immerhin hatte er seine Gefühle für mich noch nicht einmal in Worte gefasst.

"Warum willst du's wissen? Brauch ich einen Grund, um dich zu mögen?", antwortete er ruhig.

"Nö, ich mein ja nur...", murmelte ich. "Was findest du gut an mir?"

"Zwing mich nicht das zu beantworten. Um die Uhrzeit bin ich zu sentimental, um mir ne fiese Antwort einfallen zu lassen", seufzte er mit kratziger Stimme.

"Ach komm schon", quängelte ich.

"Du bist zu neugierig und nervig, weißt du das?"

"Ich hab nach Dingen gefragt, die du magst, nicht nach denen, die du nichts magst", entgegnete ich beleidigt.

"Wenn du dann endlich die Klappe hälst", meinte er matt und legte eine kurze Denkpause ein. "Du bist ganz süß, wenn du schläfst und leise bist" Was ein tolles Kompliment, Dankeschön.

"Manchmal glaub ich, du magst mich nur, weil ich leicht zu haben war" Ich wusste, er mochte mich, denn das bewies er mir immer mit kleinen Gesten. Aber weil er nicht sagte, was er fühlte, wurde ich leicht skeptisch. Da half es nicht gerade, dass ich eine unsichere Person war.

Auf diese Worte schien er zu reagieren und zog mich enger zu sich. "Das stimmt nicht und das weißt du auch"

"Gut, dann... wieso willst du mit mir..." Nervös schluckte ich. "schlafen..."

"Sagte ich doch schon" Er redete langsam und klar. "Seit meinem Aufwachen erlebe ich alles neu und das ist echt überwältigend. Aber es fühlt sich auch gut an... Von diesem Gefühl will ich mehr. Und zwar mit dir"
Unruhig presste ich die Lippen aufeinander und kuschelte mich näher an seinen warmen Oberkörper. Wie hatte ich es überhaupt so lange ohne seine schützende Umarmung ausgehalten? Wäre ich eine Katze, hätte ich fix geschnurrt. "Vielleicht hat mir das Jax in den Kopf gesetzt, aber in letzter Zeit, immer wenn ich alleine in meinem Bett liege, will ich dich unter mir haben"
Mein Gesicht begann zu brennen. Warum konnte er denn so leichtfertig solche Worte von sich geben, aber wenn ich ihn fragte, was er an mir mochte, war er sprachlos?

"Hyung..", schmollte ich und vergrub mein Gesicht an seiner Halsbeuge. "I-ist es nicht noch etwas zu früh? So lange sind wir noch nicht zusammen...", murmelte ich unsicher.
"Wenn du noch nicht bereit bist, ist das okay" Seine Lippen berührten sanft meine Stirn, woraufhin mein Schweif reflexartig aufgeregt begann zu wedeln. Aber das war awkward, da ich kein Hund war, also stoppte ich mich selbst sofort wieder. "Ich kann warten. Aber das wird wohl ein bisschen schwer werden, wenn du weiterhin so heiß bist" Deutlich konnte ich ihn lächeln spüren und er festigte seinen Griff um mich.

Langsam hob ich meinen Blick, um ihm entschuldigend in die Augen zu sehen. "Tut mir leid, dass ich nicht kann... Sonst hätten wir jetzt..."

Doch er schüttelte nur etwas den Kopf. "Ich will, dass du es auch willst. Ohne dass uns so etwas wie Eltern oder Geister aufhalten" Er sprach mit rauer, verschlafener Stimme, was einen trostreichen Effekt auf mich hatte. Daraufhin nickte ich und seine Hand wanderte an meinen Hinterkopf, wo er anfing mir beruhigend durch die Haare zu streichen. Müde schloss ich die Augen und er ließ seine Lippen auf meine sinken. So dösten wir wohl irgendwann in den Schlaf ein.

~~~

Im Unterricht konnte ich mich überhaupt nicht konzentrieren. Als ich versuchte aufzupassen und den Lehrer ansah, krabbelten plötzlich lauter Spinnen auf ihm herum, ohne dass jemand außer mir etwas davon bemerkte. Beinahe hätte ich ihn darauf aufmerksam gemacht, aber da wurde es klar, dass das wieder nur eine Halluzination war. Natürlich, denn ich hasste Spinnen. Gleichzeitig kicherte in irgendeiner Ecke ein Clown. Denn genauso wie Spinnen hasste ich nämlich Clowns.

Anscheinend war mein Leben eine Try-not-to-flinch Challenge geworden. Zozo, halt doch bitte einmal die Schnauze, du aufmerksamkeitsgeiles Etwas... Um mich zu beruhigen, atmete ich tief ein und aus, wie Yoongi es mir mal geraten hatte. So konnte ich mich allerdings wirklich nicht auf den Unterricht konzentrieren; besser ich lenkte mich ab. Also nahm ich einen Stift und drehte den Zettel um, den uns unser Lehrer als Unterrichtsmaterial ausgeteilt hatte, und begann irgendwas zu kritzeln. Daraus wurden dann zwei kleine Figuren, die Händchen hielten und aussahen wie Bewohner aus Animal Crossing. Vielleicht Yoongi und ich? Dann fehlten da aber meine Hörner und der Schweif. Lächelnd zeichnete ich Yoongi noch einen Heiligenschein und Flügel. 

Ich vermisste es, ihn in der Schule bei mir zu haben. Es war ein wenig einsam ohne ihn. Außerdem hatte er mir bei Tests beim Schummeln geholfen, ohne dass jemand etwas merkte. Zwar war ich kein Fan vom Cheaten, aber das war schon richtig cool gewesen.

"Oh süßes Bild", lobte mich plötzlich eine Stimme hinter mir. Zuerst dachte ich, es wäre mein Lehrer, doch wie sich herausstellte, war es Juho, was mich zum Lächeln brachte. Fast hätte ich ihn begrüßt, aber er unterbrach mich. "Shh wir sind noch in der Klasse"

Verständnisvoll nickte ich leicht und schrieb 'Hi :)' auf mein Blatt Papier.

"Jeongin meinte, du hast grade wieder Probleme mit Zozo", erzählte er. Süß von Jeongin, aber wann hatte ich denn keine Probleme mit Zozo? "Ich bin gekommen, um deine Probleme zu verschlimmern, denn in der Pause muss ich dir was Wichtiges zeigen"

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'Ghost/ Yoonmin' in a nutshell:
Jimin edition:
-stottert
-schmollt
-weint
-schreit um Hilfe

GHOST / YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt