GHOST / Yoonmin

Kapitel 82

Yoongis POV

Irgendwas leckte an meiner Nase.
War ich doch eingeschlafen? Verdammt, dabei hatte ich Jishit versprochen, mit ihm wachzubleiben. 

"Holly, geh weg...", grummelte ich müde und wischte mir erschöpft die Nase ab. Doch dann hörte ich Gekicher und schlug verwirrt und noch immer verschlafen die Augen auf. Vor mir lag Jishit und grinste mich verspielt an. "Hast du... grade meine Nase abgeleckt...?", fragte ich angewidert, woraufhin er grinsend nickte. "Igitt, mach das nie wieder" 

"Dir auch einen guten Morgen. Du kannst auch weiter schlafen, aber ich wollt nur sagen, dass ich mir Kleidung von dir ausleihe, damit ich zur Schule gehen kann", erklärte er noch immer lächelnd und rollte sich wieder von mir weg. 
Und dafür musste er mich ablecken? An einer anderen Stelle hätte ich mich mehr darüber gefreut...

"Moment, du willst jetzt zur Schule gehen? Du hast doch nicht mal deine Tasche dabei", argumentierte ich empört und setzte mich auf, um ihn aufzuhalten. 

"Trotzdem, ich will nicht schwänzen" Warum war er nur so stur bei sowas? Entschlossen marschierte er zu meinem Schrank und öffnete ihn schwungvoll. "Was darf ich anziehen?" 

"Nimm, was du willst, aber du bleibst heute bei mir", beschloss ich. "Ich wette, du hast diese Nacht nicht ein Auge zugetan. Außerdem würdest du nicht schwänzen, denn du bist wirklich krank. Dir geht's nicht gut" 

Vertieft wühlte er in meinem Schrank herum und nahm sich irgendeinen Hoodie heraus. "Ich bin nicht krank, nur besessen" 

"Noch schlimmer", murrte ich und streckte mich erst mal gähnend. "Fakt ist, du bleibst" Überanstrengt seufzte er. "Nuh uh, widersprich mir nicht. Gehorche. Du weißt doch selber, dass du ne Auszeit brauchst" 

Kurz sah er mich nachdenklich an. "Ich will nur nicht, dass dieser ganze Dämonenkram mir noch mehr mein Leben zerstört", murmelte er traurig und sein Blick wanderte auf den Boden. "Wenigstens am Tag nicht..." 

Stumm streckte ich meine Hand nach ihm aus und zögerlich nahm er sie, dann zog ich ihn neben mich. "Ich weiß, dass es an deiner Situation keine positiven Aspekte gibt, aber vor dem Einschlafen hab ich drüber nachgedacht, dass ich gar nicht in dein Haus gekommen wäre, wenn der Systemfehler nicht gewesen wäre. Also wenn Zozo nichts verbockt hätte, wären wir jetzt gar kein Paar" 

"Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir uns das erste Mal in der Schule getroffen hätten, nachdem du aufgewacht wärst. Vielleicht hätten wir uns dann auch verliebt", gestand er und wich meinem Blick aus. 

"Aber wäre ich aufgewacht, wenn du mich nicht geküsst hättest? Wissen wir nicht", meinte ich sachlich. "Mir ging's zwar früher nicht gut, aber ich bin trotzdem froh, dass ich ein Geist war. Es kann zwar sein, dass viele beschissene Dinge nicht passiert wären, aber viele gute Dinge ebenfalls nicht" 

"Du hast leicht Reden. In dir wohnt kein dunkles Wesen, das dich Sachen sehen lässt, selbst wenn du die Augen schließt", murrte er verbittert. "Hyung, ich liebe dich, aber das ist..." Tief atmete er ein und aus, um sich zu beruhigen, denn seine Augen wurden wieder wässrig. "zu viel für mich" 

Eigentlich hätte ich ihm nun sagen sollen, dass ich ihn auch liebte. Das war es, was er gerade brauchte- Liebe und Zuneigung. Und das war es, was er verdiente. Aber leider war ich ein Idiot und hatte keine Ahnung, wie man jemandem seine Gefühle richtig mitteilt. Zwar hatten wir uns gegenseitig dieses super eklig kitschige Gedicht geschrieben- was eigentlich sonst nicht mein Style war- und ich hatte wirklich alle meine Emotionen da hinein gesteckt, aber nicht mal per Handy hatte ich mich getraut ein ganz einfaches 'Ich liebe dich' zu tippen. Wie ging das dann in real life? Nervös drückte ich mitfühlend seine Hand und dachte darüber nach, wie ich ihm am besten sagen sollte, was ich fühlte.