GHOST / Yoonmin

Kapitel 74

Yoongis POV

Am Weg zu Jishit nach Hause hielten wir die ganze Zeit Händchen. Mir war aufgefallen, dass ich die ganze Zeit seine Nähe suchte, aber das war auch verständlich, nachdem ich so lange allein gewesen war. Deshalb klebte ich mehr oder weniger an ihm, doch das machte ihm scheinbar gar nichts aus, was mich beruhigte, weil ich nicht zu anhänglich wirken wollte. Wie sich herausstellte, genossen wir beide die Wärme des jeweils anderen. 

Als wir wenig später bei der Villa ankamen und er die Haustüre aufsperrte, stürmte sofort ein brauner Fellball auf uns zu und kläffte laut. "Holly!", rief ich aufgeregt und hockte mich zu ihm nieder. Freudig sprang er mich an und leckt mir übers Gesicht. "Hey Baby, wir haben uns ja lang nicht gesehen, hm?" Währenddessen kicherte Jishit belustigt neben mir und ich hob den Welpen fröhlich hoch. "Jishit, er ist so flauschig!", bemerkte ich und wuschelte durch Hollys Locken. 

"Du bist manchmal so kindisch", lachte mein Schützling und hielt sich amüsiert die Hand vor den Mund. 

"Du bist hier das Kind. Lass mich doch glücklich sein, endlich kann ich Holly fluffeln" Dem Hund schien es auch zu gefallen, als ich ihn hinter den Ohren kraulte. Schließlich ließ ich ihn wieder runter, weil ich meine Schuhe und die Jacke ausziehen musste. 

Doch als wir gerade die Treppen hinaufgehen wollten, blieb Jishit plötzlich stehen und hielt sich den Kopf. "Jishit?", fragte ich verwirrt. "Alles okay?"

"Ja... mir ist nur etwas schwindelig. Aber geht schon", murmelte er und ging weiter die Stufen hoch, allerdings hielt er sich dabei am Gelände fest. Dieses Besessenheits- blabla hing mir langsam echt zum Hals heraus. Besorgt ging ich ihm nach, nicht dass er noch die Treppen hinunterfiel. Holly uns hinterher.

In seinem Zimmer angekommen, ließ er sich erst mal aufs Bett fallen. Das Ouija lag noch immer hier, weshalb ich mich hinsetzte, um es in seinen Karton zu legen und wegzuräumen. Doch als ich es anfassen wollte, fühlte ich plötzlich eine gewisse Kälte aus dem Brett kommen und überrascht zog ich meine Hand zurück. Bei genauerem Hinsehen bemerkte ich eine kleine Brandstelle bei dem Wort 'Good bye'. Fragend ließ ich meine Fingerspitze darüber gleiten, sie war kühl, als hätte ein Eiswürfel das Board angebrannt. Aber wie?

"Wir sollten dieses Teil verbrennen, oder anders zerstören", entschied ich und packte das Brett mit der Planchette zurück in seinen Karton. 

"Das würde ich an eurer Stelle nicht tun" 

Erschrocken drehte ich mich um und schnappte entsetzt nach Luft. "Boah, Juho! Tauch hier nicht so plötzlich auf" Auch Jishit starrte den Jungen betroffen mit großen Augen an.

"Sorry", entschuldigte sich der Geist- wobei ich mir nicht sicher war, ob es ihm wirklich leid tat- und trat von der Türe weg, um näher zu uns zu kommen. "Jedenfalls dürft ihr es nicht verbrennen, denn sonst kann Zozo ganz einfach aus dem Brett freikommen. Momentan ist er noch da drin, aber wenn ihr es zerstört, dann... ruht in Frieden" 

"Tolle Aussichten. Was schlägst du sonst vor?", fragte ich genervt. Auf jeden Fall wollte ich nicht, dass Jishit mit diesem Ding in einem Zimmer schlafen musste. 

"Auf den Dachboden wegsperren, bis wir genauer wissen, wie wir mit dieser Situation umgehen müssen", erklärte Juho und machte es sich neben Jishit auf seinem Bett bequem. 

"Können wir nicht einfach ein bisschen Weihwasser draufschütten, einen Bibelvers aufsagen und die Sache hat sich?", wollte Jishit wissen, aber Juho schüttelte sogar etwas amüsiert über diese Aussage den Kopf. 

"Wenn's so einfach wäre. Wenn wir das tun würden, dann käme es auf dasselbe hinaus, wie wenn wir Zozo ein Halsband ohne Leine anlegen würden. Nicht sehr effektiv", erklärte er. "Außerdem ist ein Teil von ihm noch in dir und damit wird er dich noch so lange quälen bis er entweder aus dem Brett raus ist, oder er wieder ins Jenseits zurückgeschickt wird"