Kapitel 27

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Yoongis POV

Am Liebsten hätte ich auch noch Stühle und Tische umgestoßen, Gläser zerschmettert und all diesen Scheißkindern in diesem Raum nicht nur einen Kälteschock, sondern ne ganze Eiszeit über den Rücken gejagt, aber wenn ich das getan hätte, dann hätten erst recht alle meinen Jishit beschuldigt und 'von einem Geist besessen' genannt. Ich musste mich also unter Kontrolle halten. Es war sowieso alles meine Schuld gewesen. Was diese Kids gesagt hatten, stand mit mir in Verbindung und genau das war auch der Grund, weshalb ich so wütend war. Weil sie auf Jishit dafür los gingen, dass ich existierte.

Schließlich sind Lehrer gekommen und haben die Essensschlacht beendet. Zuerst wollte man es Jishit in die (Zwergen-) Schuhe schieben, aber seine Freunde verteidigten ihn erfolgreich.

Für den Rest des Schultages hatten der Kleine und ich uns nicht viel zu sagen, viel mehr ignorierte er mich und ich beließ es einfach dabei. Doch als wir wieder zu Hause waren, floh er geradewegs mit Holly, der brav auf uns gewartet hatte, in sein Zimmer. Ich seufzte ratlos. Das tat weh. Sollte er ruhig angepisst auf mich sein, wir stritten sowieso oft, aber er war nicht angepisst, sondern irgendwas anderes und dieses 'andere' machte mir noch mehr Schuldgefühle.

Nach längerer Zeit, die ich mit Nachdenken verbracht hatte, brachte ich Jishit eine heiße Schokolade als Friedensangebot hinauf. Ich klopfte an die Türe, was ich sonst eigentlich nicht tat. Kurz kam keine Antwort, dann folgte ein leises "Komm rein". Ich kam rein.

Jishit lag mit Holly kuschelnd auf seinem Bett zusammengerollt und regte sich nicht, als ich das Zimmer betrat. Ich stellte mich zu ihm ans Bett und hielt ihm die heiße Schokolade hin, so blickte er schließlich flüchtig zu mir auf. "Du siehst ja Scheiße aus", platzte es aus mir heraus, aber es klang mehr besorgt als beleidigend... hoffte ich.

"Danke..", sagte er bedrückt und nahm, sich aufsetzend, die Tasse entgegen. Jedoch starrte er nur mit leerem Blick hinein. Ich machte es mir mit genügend Abstand neben ihm bequem und betrachtete ihn. Alles, was ich mir vorher überlegt hatte, was ich ihm sagen könnte, war wie aus meinem Kopf geblasen.

Aber darüber musste ich mir keine Sorgen machen, denn er begann das Gespräch. "Du hast mir Angst gemacht", gab er kleinlaut zu. "Du hast so wütend ausgesehen. Ich dachte, vielleicht tötest du gleich Jackson"

Ach Jackson hieß dieses Arschloch. "Wär vielleicht gar nicht so schlimm gewesen, so wie er dich behandelt hat", brummte ich, doch Ji schien das ernster zu nehmen, als es gemeint war. "Hey, ich bin vielleicht ein Geist, aber ich bringe niemanden um. Okay?" Dass er sowas von mir erwartete, erschrak mich. Er nickte nur und starrte weiter in seine Tasse, weshalb ich fertig mit den Nerven seufzte. "Es tut mir leid, ja?"

Unsicher sah er zu mir auf.  "Warum?"

War es nicht das gewesen, was er hören wollte? Ich meinte es ja sogar ernst. "Naja... die anderen meinten, du wärst von einem Geist besessen... der wäre dann wohl ich. Und dann waren alle gemein zu dir und dann bin ich ausgerastet, weil es ja meine Schuld ist und dann ist plötzlich alles eskaliert und...", ich hörte auf zu reden, da ich vermutlich anfing wirres Zeug zu labern.

Er blinzelte mich mit großen, unschuldigen Augen an. "Hyung, Moment, du hast die Essensschlacht angefangen, weil du dir Sorgen machst, dass ich wegen dir Probleme habe?"

"Also, wenn du es so formulierst..." So wie er es sagte, klang es ja schon irgendwie wieder zu übertrieben, aber er hatte trotzdem Recht damit. "Ist das nicht auch der Grund, weshalb du dich mit dem Köter in deinem Zimmer verschanzt und depri bist?"

Jishit schüttelte leicht den Kopf und lächelte traurig. "Nein... es ist nur, heute ist mein Geburtstag..."

Meine Augen weiteten sich und ich schlug mir meine Hände an den Kopf, als ich langsam verstand, was er da sagte. "Oh mein Gott. Ich hab dir deinen Geburtstag versaut" Das verschlimmerte die Situation um einiges. Was hatte ich Karma nur angetan, dass es mich so hasste?

"Naiin Hyung. Ich dachte nur, dass ich meinen Geburtstag einmal in Frieden verbringen könnte, da das in Busan ja nicht möglich war", murmelte er, aber das machte es noch schlimmer.

"Ist das dein Ernst jetzt? Und ich dachte, ich hätte schon Schuldgefühle gehabt, Mann", meinte ich und Ohrfeigte mich mental.

"Ach, mach dir keine Sorgen, ich denke, dieser Tag ist irgendwie verflucht. Ich bin immerhin am Freitag den 13. geboren...", meinte er und zuckte mit den Schultern, als wäre das alles schon okay so. Außerdem trank er endlich aus der heißen Schokolade, die ich ihm gebracht hatte.

"Dann ist Freitag der 13. ab sofort mein Glückstag!", behauptete ich und verschränkte die Arme bestimmt vor der Brust. Er lächelte dankbar und kraulte den vor sich hindösenden Holly hinter den Ohren. "Gut, Geburtstagskind, was wünscht du dir?"

Er sah mich verwirrt an. "Wie, was wünsch ich mir?"

"Na, was willst du machen, oder haben?", erklärte ich mich.

Aber er sah mich nur zweifelnd an. "Sprechen wir hier gerade über Zeug, dass man an Geburtstagen so macht und... Geschenke...?" Er sprach das letzte Wort so unsicher aus, als hätte er es gerade zum ersten Mal gehört. Ich hatte ja gewusst, dass seine Eltern Scheiße auf Beinen waren, aber dass sie nicht mal seinen Geburtstag feierten?

Ich nickte. "Ich hab zwar kein Geld, oder so, aber ich geb' mein Bestes", versprach ich. Irgendwie musste ich ihm den Tag doch noch retten.

"Hyung... alles, was ich mir gewünscht hab, war ein ganz normaler Tag mit Freunden. Ich will keine Geschenke, die hab ich noch nie bekommen", er klang noch immer verunsichert. "Also, ich mein, ein Ring von Jungkookie wäre schon ganz nett, aber das wäre wahrscheinlich zu viel verlangt", meinte er und kicherte. Gut, er lachte, so wollte ich ihn sehen. Wie konnten solche Rabeneltern so ein wunderbares Kind haben?

"Meine Idee wäre, wir gehen jetzt zum Mci, holen uns da Futter und hauen uns dann unten auf die Couch, um Serien zu suchten. Und morgen sagst du deinen Freunden, dass du Geburtstag hast, damit du die Aufmerksamkeit bekommst, die du verdienst", schlug ich vor, woraufhin Jishits Augen begannen zu leuchten.

Und so machten wir es.

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Double update~

Es ist irgendwie weird aus Yoongis Perspektive zu schreiben, weil ich ursprünglich alles aus Jimins Sicht zeigen wollte, aber ich dachte, es ist irgendwie gut, zu wissen, wie er denkt.

Oh und nur so nebenbei gesagt, Votes und Kommentare sind mein Kink. Feedback ist erwünscht, meine Freunde~



GHOST / YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt