Kapitel 78

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Taehyungs POV
An demselben Tag von Yoonmins Situation im Club

In der Schule wurde es immer schlimmer für mich. Auf meinem Tisch in der Klasse warteten jeden Tag neue dumme Sprüche auf mich, meine Klassenkameraden behandelten mich wie einen Fremden und Mitschüler in anderen Klassen machten einen möglichst großen Bogen um mich herum. Denn wer wollte schon zu lange mit dem schwulen Jungen Zeit verschwenden, da kann es ja sein, dass man selbst mit der Krankheit infiziert wird. (Denkt euch hier bitte ein Augenverdrehen meinerseits hin, danke)

Jimin, Jungkook und die anderen blieben bei mir, wofür ich ihnen sehr dankbar war. Sie sahen mich noch immer als denselben Jungen, der ich früher auch schon gewesen war. Auch halfen sie mir jeden Morgen die Beleidigungen von meinem Tisch zu schrubben. Das Wort Faggot traf mich noch am meisten.
Wenn ich genauer darüber nachdachte, hatte ich echt Glück mit meinen Freunden. Wer brauchte auch schon andere Menschen, wenn man solch eine perfekte Gruppe wie ich hatte? Dennoch tat es weh, wie mich der Rest der Schüler ansah.

Trotzdem behielt ich mein Lächeln, denn wenn ich die Trauer zuließ, würde es nur schwerer werden diese zu verarbeiten.
Also unterdrückte ich sie eben, denn etwas Anderes blieb mir ja nicht übrig- und ja das klingt wie ein depri Tumblr Spruch aus 2012, ich weiß.

Zu Hause hatte sich jedoch nichts geändert, ich blieb nach wie vor alleine. Meine Eltern kamen, wann es ihnen passte und wenn sie mal da waren, dann hauten sie nach kurzer Zeit auch schon wieder ab.
Wenigstens war ich daran gewöhnt.

Doch heute sollte sich wohl einiges ändern.

Als ich von der Schule nach Hause kam und die Türe wieder hinter mir ins Schloss fallen ließ, bemerkte ich gleich zwei Paar unbekannte Schuhe im Flur stehen. Auch hingen da Jacken, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Waren meine Eltern etwa wieder spontan her gekommen?
Auf Businesstrips pflegten sie nämlich neue Dinge zu kaufen, ich ging dabei aber nicht leer aus, denn ich bekam genug Geld auf mein Konto.

"Taehyung?", hörte ich aus dem Esszimmer kommen. Sofort erkannte ich die Stimme meiner Mom. Das hieß wohl Gesellschaft!

"Guten Morgen, Mutter!", rief ich zurück und schlüpfte schnell aus meinen Schuhen und zog mir die Jacke aus, um danach zu meinen Eltern zu laufen, die es sich am großen Esstisch gemütlich gemacht hatten.
Brav lächelte ich sie an und neigte höflich den Kopf, denn meine Eltern legten viel Wert auf gute Manieren. "Und guten Morgen, Vater. Willkommen zurück"

"Es ist doch schon Mittag", seufzte mein Vater, der Zeitung las und seinen Blick auch nicht gehoben hatte, um mich anzusehen.

"Ich weiß, aber da wir uns in der Früh nicht gesehen haben..." oder in den letzten paar Wochen. Meine Freunde hätten wenigstens geschmunzelt, aber meine Eltern reagierten nicht sehr begeistert. Ungewohnt, wenn man einen Freund in der Gruppe hatte, der die ganze Zeit am Lachen war.

"Setz dich doch zu uns", lud mich meine Mutter ein und ich gehorchte sofort und ließ mich in den Stuhl vor ihnen fallen. Auch achtete ich darauf aufrechter als sonst zu sitzen.
"Wie läuft es denn in der Schule?", fragte sie und nibbte an einem Weinglas. Immer dieser teure Wein.

"Ganz gut", log ich und lächelte . Wie vorher schon erwähnt, lief es immerhin nicht so perfekt wie früher, aber davon mussten meine Eltern ja nicht wissen. Je weniger sie wussten, desto besser.

"Interessant", murmelte mein Vater und legte nun endlich seine Zeitung weg. "Wir haben nämlich gestern in deiner Schule angerufen, um uns zu erkundigen, wie es um deine Leistungen steht"

GHOST / YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt