Kapitel 11

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Nachdenklich saß ich an meinen Hausaufgaben, aber ich konnte mich gar nicht auf sie konzentrieren. Sowieso hatte ich keinerlei Lust jetzt zu lernen, ich hatte andere Sorgen.

Gerade in dem Moment, als ich meinen Kopf vor Verzweiflung bestimmt schon zum hundertsten Mal auf meinen Tisch niederschlug, kam Yoongi in mein Zimmer. Automatisch wurde es etwas kälter hier drin.

"What the hell, dude. Was is denn jetzt los? Den Krach hört man bis nach unten in die Bibliothek!"

"Tut mir leid..", murmelte ich und ließ meine schmerzende Schläfe auf meinem Mathebuch liegen. Müde schloss ich meine Augen.

Er seufzte und verharrte kurz vor der geöffneten Tür. Dann hörte ich, wie er sie zutrat und auf mich zu kam.

Verwundert blickte ich ihn an, als ich plötzlich etwas Heißes an meiner Wange spürte und deshalb erschrocken zurückzuckte.

"Ich hab dir n Kaffee gemacht", murrte er und stellte eine Tasse neben mich auf meinen Schreibtisch.

Ich blinzelte verwirrt. "D-Dankeschön..."

"Schau mich nicht so an und trink einfach. Du schläfst ja gleich ein, so kriegst du deine Hausaufgaben nie fertig", seufzte er vorwurfsvoll und machte es sich auf meinem Bett bequem.

Eigentlich hatte ich Kaffee noch nie wirklich gemocht, aber dass Yoongi heute zur Abwechslung mal nett war, musste ich ja auskosten. Wortwörtlich.

"Du kannst echt lieb sein, wenn du mal willst", sagte ich und nahm einen Schluck meines heißen Getränks.

Von ihm kam nur ein 'tsk- Laut als Antwort.

Ich lächelte sanft und starrte dann in meine Kaffeetasse.

"Yoongi, weißt du was ich denke?"

"Ich bin ein Geist, hab aber keine Superkräfte, also rück schon raus"

"Wir sollten Freunde werden", begeistert sah ich ihn an. Ob er das genauso sah wie ich?

Lange schwieg er und musterte mich. Sein durchdringender, toter Blick bohrte sich in mich hinein und es wurde noch ein Stück kälter. Ich traute mich kaum zu atmen. Er konnte echt gruselig sein.

"Du bist ziemlich naiv", sprach er schließlich.

Leise räusperte ich mich. "K-kannst du nicht einfach auf meine Aussage eingehen? Wieso bin ich denn jetzt naiv?"

"Jimin, ich sag's nochmal: Ich bin ein Geist-"

"Du bist mehr als das", rutschte es mir heraus. Nervös hielt ich mir die Hände vor den Mund, ich sollte echt mal nachdenken, bevor ich etwas sage.

"Huh?", fragte er und zog die Augenbrauen zusammen.

Unsicher fuhr ich fort: Ähm, ich meine... du sagst immer, du seist nur ein Geist. Ja, das bist du zwar, aber du lässt dich viel zu sehr davon einschränken. Dein Dasein setzt sich doch aus noch viel mehr zusammen, als das" 

Er seufzte und kratzte sich am Kopf. "Du bist naiv", wiederholte er und fing somit echt langsam an zu nerven.

"Och Mann, Yoongi. Du bist immer so mies drauf und sprichst in Rätseln. Ist das so ne Geistersache?" Überlastet nippte ich an meinem Kaffee.

Er ließ sich nach hinten auf den Rücken fallen und schloss die Augen. "Also sollen wir Freunde sein, meinst du"

Ich nickte, auch wenn er es nicht sehen konnte. "Wir müssen doch irgendwie miteinander auskommen. Außerdem hast du mir Kaffee gemacht und willst mir mit Kookie helfen, das machen Freunde doch so, oder?"

"Ich hab halt sonst nichts Besseres zu tun"

Müde blickte ich auf meine Hausaufgaben "Du könntest mir mit Mathe helfen", lachte ich, meinte es aber relativ ernst. Mathe ist nämlich ein Trottel.

"Kein Bedarf", kam es aus seiner Richtung. Damit hatte ich gerechnet.

"Aber Yoongs... weil ich grad vorhin Kookie erwähnt hab.. Wie wollen wir das hinbekommen?"

Yoongi setzte sich wieder auf und zuckte mit den Schultern "Hm. Richte dich nach ihm. Ein bisschen Flirten und so. Dann wird das schon klappen"  Der wusste ja auch richtig viel von Liebe, genauso viel wie ich. Also gar nichts.

"Meinst du..? Ich will eigentlich, dass er sich in mein wahres Ich verliebt und nicht in das, was ich versuche zu sein.. außerdem.. wie flirtet man?" Missmutig nahm ich meinen Bleistift und hielt ihn nachdenklich an meine Lippen. Yoongi sah mir dabei zu. Wie macht man denn das? Wie bringt man jemanden dazu mich zu lieben?

Plötzlich leuchtete sein Schein etwas heller "Ich hab's. Du machst ihn einfach auf deine Vorzüge aufmerksam"

"Meine was?"

"Jimin, das was so alles gut an dir ist. Was man toll an dir findet. Zum Beispiel deine Lippen"

"Du findest meine Lippen toll?", fragte ich freudig und eye-smilete. War das etwa ein Kompliment von ihm?

Er 'tskte' wieder etwas genervt. "Sie sind halt nicht ganz hässlich. Jedenfalls, wie wäre es, wenn du ihn auf ein Date einlädst? ..Nenn es aber vor ihm lieber ein Treffen, ein Treffen unter Freunden. Vielleicht um ihn besser kennen zu lernen. Taehyung hat immerhin mehr Chancen gegen dich, wenn er Jungkook länger kennt als du"

Das klang logisch, also nickte ich. "Und was hat das mit meinen Lippen zu tun?"

Er versuchte sich an einem Lächeln, scheiterte aber "Beiß dir auf die Unterlippe, mach ihn auf sie aufmerksam. Junge, keine Ahnung. Ich versteh doch auch nichts von Liebe" erneut ließ er sich nach hinten fallen.

"Das ist aber glaube ich ein guter Anfang. Ich kann immerhin nicht gleich erwarten, dass er mich mag... Ein Treffen find ich gut, das haut rein, danke Yoongi" Ich grinste fröhlich, aber auch nervös. "A-aber Yoongi..."

"Was denn noch?", fragte er genervt.

"Du musst mitkommen. Auf das Treffen, mein ich"

"Was, warum?", er schenkte mir einen bösen Blick.

Doch bevor er weiter protestieren konnte, bettelte ich schon "Biiiiiiitte, allein kann ich nicht auf ein Date gehen, ich werd bestimmt ganz viel dummes, peinliches Zeug anstellen!"

"Nein", antwortete er monoton.

"Biiiiiiitte" ich machte Hundeaugen.

"Na gut, aber gib mir nicht die Schuld, wenn der Plan nicht aufgeht"

"Danke, du bist der Beste!"

"Jetzt mach Mathe, Pabo"

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Ich hab so viel zu tun, aber stattdessen schreib ich wirres Zeug~

Und es schüttet wie aus Kübeln hier

Q: Mögt ihr Regen?

A: Ja, eigentlich schon. Nur nicht, wenn man draußen in der Kälte von den Wolken richtig angepisst wird..






GHOST / YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt