Yoongis POV
Zu sagen, dass die Stimmung sehr bedrückt war, wäre noch untertrieben. Jishit hatte bis jetzt noch immer nicht richtig aufgehört zu weinen. Jede paar Minuten schniefte er, während wir in der Bibliothek saßen- ich durchsuchte Bücher, er saß am Laptop. Es tat mir so unendlich leid und das murmelte ich auch jedes Mal vor mich hin, wenn er sich die Tränen von der Wange wischte.
Immer mehr blühte in mir der Wunsch auf, doch hier zu bleiben, einfach weil ich wollte, dass mein Mensch endlich aufhörte zu schluchzen. Aber es gab so viele Gründe, um zu verschwinden und nur einen einzigen, um zu bleiben- ihn.
Jimins POV
Mein Gesicht brannte von all den salzigen Tränen und vermutlich sah ich genau so elendig aus, wie ich mich gerade fühlte. Doch so wie Yoongi es mir erklärt hatte, gab es für uns keine gemeinsame Zukunft und das musste ich akzeptieren. Deshalb gab es nur diese eine Möglichkeit, damit auch er glücklich werden konnte: Ich musste ihn töten. Je näher dieser Moment rückte, desto präsenter wurde der Gedanke in meinem Kopf, meinen Hyung danach nie wieder zu sehen. Aber wieso fühlte es sich so an, als würde dieser Gedanke nicht aus meinem Kopf stammen, sondern aus meinem Herzen?
"Irgendwie stehen hier nur creepy pastas...", murmelte ich. Ehrlich gesagt, las ich auch lieber Gruselgeschichten, als nach Ritualen zu suchen.
"Solche, die man sich beim Campen am Lagerfeuer erzählt?", fragte er nach, während er ein weiteres Buch auf einen der vielen Bücherstapel zwischen denen wir saßen, legte und ein anderes aufschlug. Anscheinend wollte er ein Gespräch mit mir anfangen, um die Stimmung etwas zu lockern. Also nickte ich.
"Let's gather around the campfire and sing our campfire song...", sang ich leise, um mich abzulenken.
"Ach Jishit...", seufzte er, offensichtlich ein bisschen genervt, aber in seinen Augen konnte ich deutlich erkennen, dass er auch Spaß daran hatte, also sang ich weiter.
"Our C-A-M-P-F-I-R-E S-O-N-G song" Ich zwang mir ein Lächeln ab, denn ich wollte nicht, dass Yoongi sich wegen mir schlecht fühlte. Immerhin war ich doch normalerweise eher fröhlich. "Hast du eigentlich schon etwas Brauchbares, oder Interessantes gefunden?", wollte ich wissen. Irgendwie war das, als würden wir für ein Schulprojekt recherchieren.
"Nicht wirklich... ich weiß einfach nicht mehr aus welchem Buch ich das Spiegelritual hatte", murrte er gereizt und seufzte.
"Lies mal vor, was da so steht", wünschte ich, einfach weil ich es mochte ihm zuzuhören.
Er räusperte sich und begann gelangweilt vorzutragen. "Symptome dafür, dass ein Mensch besessen ist, können sich sowohl auf physischer als auch auf psychischer Ebene bemerkbar machen. Bla bla bla...", las er desinteressiert, aber fuhr trotzdem fort:
-Migrene/ Kopfweh
-Schmerzen
-Kälte in Nähe der betroffenen Person
-oft auftretendes Zittern
-Stimmungsschwankungen und Paranoia
-Depressionen und selbstverletzendes Denken/ Verhalten
-für die betroffene Person ungewöhnliche Charakterzüge
-Tranceartiges Verhalten, ohne sich danach daran erinnern zu können
-Passivität/ Unproduktivität
-Alpträume und Schlafparalyse
-schmerzhafte Erinnerungen
-plötzliche Schwächeanfälle
-Schwindelgefühle"Erschrocken starrte ich ihn an und langsam schien auch er zu begreifen, was genau er da vorgelesen hatte. Nach einem Moment, in dem ich mich nicht ein mal getraut hatte zu atmen, legte Yoongi das Buch weg und stand auf.
"Hyung, was hast du vor?", fragte ich ängstlich und stellte den Laptop auf den Boden.
"Ich gehe jetzt", antwortete er monoton und starrte auf seine Hände- wagte es nicht, mich anzusehen.
"Was? Wohin denn?" Stetig wurde ich panischer. Draußen schüttete es immer noch und es war schon längst nach Mitternacht.
"Keine Ahnung, aber ich muss weg von hier. So schnell wie möglich", meinte er und drehte sich um, um aus der Bibliothek zu gehen.
Sofort stand ich auf und stolperte ihm nach. "Hyung, warte! Du kannst nicht einfach abhauen!"
Statt stehen zu bleiben, beschleunigte er jedoch sein Tempo. "Ich muss aber, wieso verstehst du das denn nicht? Du hast doch gerade gehört, was da steht und du weißt selbst am besten, was das bedeutet! Verdammt, Scheiße!", fluchte er leise und blieb knapp vor der Haustüre im Flur stehen, um sich noch mal zu mir umzudrehen. In seinen Augen lag Trauer und Schmerz, als wäre er selbst daraus gemacht worden, anstatt aus Kälte. "Erstens, hab ich dich gerne, weil ich auf dich angewiesen bin. Zweitens, hast du mich gerne, weil du verdammt noch mal von mir besessen bist!"
"Das ist nicht wahr!", leugnete ich und schüttelte gewaltsam meinen Kopf. "Das kann einfach nicht war sein" Erneut trieb es mir die Tränen in meine Augen.
"Das ist es aber und deshalb muss ich jetzt gehen. Vergiss mich einfach", trug er mir auf und musterte mich noch einmal, als würde er sich einprägen wollen, wie ich aussehe, bevor er mich verließ.
"Nein, Hyung, warte! Ich mag dich, nicht weil ich von dir besessen bin, sondern weil du Yoongi bist. Wirklich, ich versprech's!", rief ich.
"Lass gut sein, Kleiner. Die Symptome sagen was anderes: deine Gefühle sind fake", meinte er verletzt und griff nach der Türklinke.
"Du kannst nicht in mein Leben treten, mir so wichtig werden, und dann einfach wieder abhauen!"
"Wenn ich hier bleibe, werden wir beide nur noch mehr leiden", erklärte er. Deutlich war zu erkennen, dass er selbst noch versuchte, damit klar zu kommen. Wir würden beide nicht so schnell über einander hinwegkommen.
"Auch wenn es so wäre, das ist mir egal! Aber du bist mir nicht egal, ich brauche dich doch"
Bevor ich mich versah und richtig darüber nachgedacht hatte, lief ich auch schon auf ihn zu und warf mich auf ihn. Er konnte nicht schnell genug reagieren, da presste ich meine Lippen schon auf seine, meine Augen fest geschlossen. Aber alles, was ich fühlte, war pure Kälte, die sich durch meinen ganzen Körper zog.
Aus Reflex hatte er mich auffangen wollen, weshalb er seine Hände auf meiner Hüfte platziert hatte, aber nun versuchte er mich wegzustoßen, weil er sah, dass es mir wehtat. Dennoch ließ ich nicht locker, obwohl mir blitzschnell immer kälter wurde.Schließlich war das letzte, was ich mitbekam, die Schmerzen, als ich kraftlos auf dem Boden aufkam.
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^^"

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GHOST / Yoonmin
Fanfiction#3 in Fanfiction ~22.05.2018 English trans --> @mi-cro-wave #what_the_fluff --- "True love is like the appearance of ghosts. Everyone talks about it, but few have seen it" --- "Willst du mich jetzt umbringen?" Als Jimin nach Seoul zieht, um ein...