Taehyungs POV
Meine Eltern hatten mich erst am letzten Schultag von der Klinik abgeholt, das heißt ich musste dort noch unerträglich viel mehr Zeit verbringen, als ich eigentlich im Stande gewesen wäre. Vergleichsmäßig war das vielleicht nicht so viel, aber es war immer noch genug, um mich mental komplett durcheinander zu bringen. In den Paar Wochen war mehr passiert, als ich mir ausmalen hätte können.
Mich von Felix und Changbin zu verabschieden, war mittlerweile gar nicht mehr so einfach. Die zwei waren mir nämlich wirklich ans Herz gewachsen. Trotzdem trauten wir uns nicht, uns zu sagen, dass wir uns freuen würden, uns wieder zu sehen, denn dies würde heißen, dass wir erneut in diese Scheißklinik zurückmussten. Und an diesem Ort festzusitzen würde ich nicht einmal Jackson wünschen.
Apropos Jackson: wollte ich überhaupt wissen, was indes zwischen Jungkook und ihm lief? Während meines Aufenthaltes hier hatte ich die Hoffnung auf ein normales Leben mit meinem Freund... Ex- freund aufgegeben. Das Sprichwort "Die Hoffnung stirbt zuletzt" ist nämlich meiner neuesten Erfahrung nach zu urteilen falsch.Beide meiner Elternteile warteten in der Eingangshalle der Klinik auf mich und inzwischen wusste ich gar nicht mehr, wie sich die Freiheit außerhalb dieses Ausganges anfühlen musste.
Als sie mich sah, kam meine Mutter auf mich zu und umarmte mich gleich fest. Zuvor war sie nie so froh gewesen, mich zu treffen, wenn sie von ihrem Businesstrips zurückkam. Anstatt zu erwidern, starrte ich nur auf die automatischen Schiebetüren hinter ihr, durch die ich mir so lange erseht hatte zu gehen."Wie siehst du denn aus, mein Junge?", fragte meine Mutter besorgt und nahm mein Gesicht in ihre Hände. Anscheinend sah ich genauso schlecht aus, wie ich mich fühlte.
"Können wir gehen?", erwiderte ich nur monoton, denn alles was ich gerade wollte, war wieder Wind und die Kälte des Winters auf meiner Haut zu spüren. Zu lange war ich in diesem kleinen Zimmer eingesperrt gewesen, oder auf dieser Liege elektrogeschockt worden.
Mein Vater führte noch ein kurzes Gespräch mit Moon über meine Verfassung und Fortschritte. "Es wird besser", erzählte mein Therapeut und am Liebsten hätte ich den Kopf geschüttelt, aber selbst für diese kleine Geste fühlte ich mich zu schwach. Changbin und Felix hatten Recht gehabt, um das ganze durchzustehen, brauchte man viel Willensstärke. Wie sich herausgestellt hatte, besaß ich diese jedoch nicht.
Ob meine Sexualität auf einem guten Weg war, sich zu ändern? Wie es aussah, nein. Was sich allerdings sehr wohl geändert hatte, war meine Ansicht auf dieses Thema. Zuvor dachte ich, es sei totaler bullshit, überhaupt versuchen zu wollen, mich zu bekehren. Aber nun wünschte ich mir beinahe schon, dass es funktionierte. Denn einerseits würde ich als heterosexueller Junge viel weniger Probleme haben und andererseits hielt ich es in dieser Klinik sowieso nicht mehr aus. Homo zu sein, war meiner Erfahrung nach einfach nur beschissen und ich für meinen Teil wollte es nicht mehr sein.
Doch was war nun mit Jungkook? Ja, ich liebte ihn noch immer. Was aber zählte, war zweifellos, dass ich das nicht mehr wollte. Er konnte ruhig mit Regenbogenfarben strahlen, Jimin und Yoongi ebenfalls, aber für mich war das kein Weg mehr, mein Leben zu leben.
Als ich schließlich ins Freie trat, fühlte ich mich nicht viel anders. Eigentlich hatte ich mir erwartet, mich wieder besser zu fühlen, wenn ich aus diesem Gebäude heraus war, aber dem war nicht so.
Überraschenderweise merkte meine Mutter, dass meine sonstige positive Energie verschwunden war; ich hatte nicht mal wirklich die Kraft wie früher wütend auf sie zu sein, dafür was sie mir angetan hatten. Ohne weitere Zwischenfälle stiegen wir ins Auto ein und ich wurde nach Hause gebracht. Auf der Straße hing überall Weihnachtsbeleuchtung... ach ja, Weihnachten; die Zeit der Liebe, des Friedens und der Besinnung. Dafür war ich überhaupt nicht in Stimmung.

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GHOST / Yoonmin
Fanfic#3 in Fanfiction ~22.05.2018 English trans --> @mi-cro-wave #what_the_fluff --- "True love is like the appearance of ghosts. Everyone talks about it, but few have seen it" --- "Willst du mich jetzt umbringen?" Als Jimin nach Seoul zieht, um ein...