Taehyungs POV
Wieder bei meinen Freunden zu sein, war ein befreiendes Gefühl, aber permanent plagte mich der Gedanke, was bei mir zu Hause wohl vor sich ging und dass ich nach den Ferien vielleicht in die Klinik zurück musste, weshalb ich mich nicht wirklich entspannen konnte. Außerdem ging ich nach wie vor Jungkook aus dem Weg. Zu Weihnachten wollte er mir wohl wieder näher kommen, doch ich hatte ihn abgeblockt. Anscheinend wusste er nicht wirklich, wie er mit mir umgehen sollte, da ihm bewusst war, dass er Mist gebaut hatte. Obwohl ich auf Abstand blieb, sehnte ich mich nach seiner Nähe- nach ihm. Ich wollte ihn ja zurück, aber ich konnte nicht sein Freund bleiben. Erstens hatte er mich verletzt und zweitens wollte ich nicht mehr schwul sein. Moon hatte Recht, ich musste irgendwie damit aufhören, nur gab es keine Möglichkeit dazu, was mich fertig machte, je mehr ich darüber nachdachte.
Heute waren wir am Meer. Nicht weit von unserem Hotel war der Strand. Eigentlich sollte man im Urlaub am Ozean fröhlich sein und zusammen am Strand herumlaufen, aber danach war mir gerade gar nicht zumute. Die anderen lachten und taten mit Seokjins Kamera so als wären sie YouTuber. "Hallihallo, meine Lieben!" "Gar nicht wahr, das geht so: Hallo, meine süßen Mäuschen. Ich bin's wieder, eure Katja"
Doch ich hielt mich von der guten Laune eher fern. In mir drin war es in letzter Zeit einfach so kalt wie der Winter hier draußen. Und da waren sie wieder: die Tumblr Gedanken. Anstatt mich am Spaß der anderen zu beteiligen, schlenderte ich nur herum und ließ den eisigen Wind meine Nase einfrieren, während ich die Wellen, die an den Strand spülten, beobachtete. Ob man meine Gefühle mit Wellen beschreiben konnte? Stürmisch... und ich ertrank in ihnen.
Bald war ich schon relativ weit von den anderen entfernt und setzte mich schließlich auf ein paar Meter Höhe vom Meeresspiegel hin und starrte seufzend an den Horizont. Da hinten sah das Wasser viel friedlicher aus, wobei der Schein offensichtlich trügt. Man denkt, man müsse weiter hinaus schwimmen, um glücklich zu werden, aber dort wird nur alles schlimmer.
Schließlich riss mich das Vibrieren meines Handys in meiner Jackentasche aus meinen Gedanken. Fragend fischte ich es heraus und starrte auf den Sperrbildschirm. Eine Nachricht von meiner Mutter?
Mom
Dein Vater ist im Krankenhaus und es geht ihm gut. Ich werde in nächster Zeit zur Sicherheit nicht zu Hause schlafen.
Ich hol dich nach den Ferien vom Bahnhof ab und behalte dich bei mir, okay? Wir sollten Abstand von deinem Vater halten.
Geht es dir gut mit deinen Freunden? Ich hoffe, du hast wieder etwas Spaß.
Ich umarme dich.
-MamaBeim Lesen dieses Textes sammelten sich Tränen in meinen Augen. So viel war schief gelaufen und alles nur wegen meiner Sexualität. Der Screen wurde wieder schwarz, aber ich hörte nicht auf, den Bildschirm anzustarren. Das Spiegelbild eines Versagers war in der Schwärze meines Handys zu sehen und ausdruckslos sah ich in meine eigenen, leeren Augen. Das machte doch alles keinen Spaß mehr.
Hinter mir hörte ich Schritte einer Person, weshalb ich mein Handy wegsteckte, ohne auf die Nachricht geantwortet zu haben. Inständig hoffte ich, dass der jemand Jimin oder Hoseok war, doch stattdessen vernahm ich eine andere Stimme.
"Spring ja nicht runter, das könnte ungesund ausgehen" Eindeutig war dies ein Scherz gewesen, doch lachen konnte ich über diese Aussage überhaupt nicht, auch wenn ich das früher wahrscheinlich getan hätte. Stattdessen fixierte ich weiterhin die Wellen, während sich Jungkook neben mich setzte. "Darf ich mich zu dir gesellen?", fragte er im Nachhinein.
"Ehrlich gesagt, wäre ich gerne allein", erwiderte ich, ohne ihn anzusehen. Ob dies gelogen war, konnte ich nicht sagen. Denn genauso gut wäre es möglich, dass ich eine Umarmung brauchte und mich an ihn schmiegen wollte, aber wie vorhin erwähnt, konnte ich das nicht mehr.

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GHOST / Yoonmin
Fanfiction#3 in Fanfiction ~22.05.2018 English trans --> @mi-cro-wave #what_the_fluff --- "True love is like the appearance of ghosts. Everyone talks about it, but few have seen it" --- "Willst du mich jetzt umbringen?" Als Jimin nach Seoul zieht, um ein...