Ich lag mit dem Rücken auf dem Bett, und schaute zu meiner dunkelroten Decke hoch. Diese Farbe hatte eine beruhigende Wirkung auf mich, dadurch fühlte ich mich heimischer, wohler und geborgener. Immer wenn es mir besonders schlecht ging, sah ich zu ihr hoch.
Claire hatte sich sehr gewundert, als ich noch vor Schulbeginn wieder nach Hause kam. Ich tat einfach alles mit der Aussage: ‚Mir ist schlecht‘ ab, und rauschte ins Bad. Dort kippte ich mir erst einmal eine kalte Ladung Wasser ins Gesicht, und sah in den Spiegel. Von dort sah ein blasses und müde wirkendes Gesicht zurück. Wen ich so aussah, würde man mir die Ausrede: ‚Mir ist schlecht‘ auf jeden Fall abkaufen.
Ich schlich mich hoch in mein Zimmer und da lag ich nun, und stellte mir schon die ganze Zeit die gleichen Fragen. Was hatte dieser Traum, den ich nun schon fast jede Nacht träumte, zu bedeuten? Und: Wieso ich? Ich konnte mir die Fragen so oft stellen, und musste feststellen, dass ich trotzdem nicht weiterkam.
Auch als ich so ein komisches Traum-Deuter-Ding im Internet befragte, brachte mich das nicht wirklich weiter.
Nach einiger Zeit klopfte es, und Claire steckte den Kopf durch die Tür, und fragte zaghaft: "Luna? Hast du Hunger?"
"Nein. Ich habe keinen Hunger." antwortete ich während ich weiter die Decke anstarrte.
"Es gibt Eierkuchen."
Eierkuchen. Mein absolutes Lieblingsessen. Aber ich wusste worauf es hinaus laufen würde. Wenn ich mit hier herunter gehen würde, würde sie Frage stellen. Und dort unten in der Küche wäre ich ausgeliefert gewesen, aber hier konnte ich mich wenigstens noch unter meiner Bettdecke verstecken, um mich den Fragen zu entziehen, die wie folgt lauten könnten: Warum warst du nicht in der Schule?, Geht es dir gut?, Bist du krank?, Willst du mit mir reden?
Von dem Alptraum würde ich ihr nicht erzählen. Claire war ein Mensch, der vieles aus der Sicht der Sterne sah, und ich hatte keine Lust mir die vielen schrecklichen Bedeutungen meines Traumes anzuhören. Das Traum-Deuter-Ding im Internet hatte mir gereicht, und ich wusste so schon, dass er nichts Gutes bedeuten könnte. Oder hat das erstochen werden auch eine positive Seite, wenn man an seinem Leben hängt?
Außerdem wollte ich auch nicht wirklich reden. Also blieb ich unter meiner Bettdecke liegen und antwortete nicht mehr. Claire verstand die Zeichen, und ging wieder nach unten. Das liebte ich so sehr an ihr. Sie ließ mich einfach machen, unterstütze mich aber, soweit es ging.
Ich lag, nun ohne Bettdecke, immer noch auf meinem Bett. Ich war müde und erschöpft, aber ich hatte zu viel Angst einzuschlafen. Zu viel Angst, dass der Traum mich wieder einholen würde.
Also betrachtete ich einfach nur das dunkelrot meiner Decke.
Nach einer Weile klingelte es an der Tür. Ich schaute auf meinen Wecker, der nun schon seit Monaten kaputt war, und nicht mehr klingelte, aber er zweigte wenigstens noch die Uhrzeit an. Es war Nachmittag. 14:37.
Von unten ertönte die Stimmen von Alex und Claire. Er war gekommen, um nach mir zu sehen, das sagte mir mein Gefühl. Er war so ein Mensch, der sich um seine Freunde und alles was er liebte, kümmerte.
Aber ich sprang nicht wie sonst auf, um nach unten zu rennen, und um ihn zu begrüßen. Ich blieb einfach liegen, und starrte an die Decke. Selbst als Alex meine Zimmertür öffnete, schaute ich ihn nicht an.
"Hey Moonshine. Geht es dir gut? Du bist so plötzlich davon gerauscht. Wir sind ja nicht mal die Hälfte des Weges gefahren."
Ich schwieg eine Weile, und versuchte mir Worte zu Recht zulegen. Sollte ich es ihm erzählen, oder nicht?
"Mir geht es gut, Alex. Glaub mir." Meine Stimme war brüchig. Ich war ein schlechter Lügner. Dabei klangen die Worte in meinem Kopf so einfach.
"Ich glaub dir kein Wort, Moonshine."
"Hab ich mir schon gedacht." Ich lachte heiser, aber schaute ihn immer noch nicht an.
"Also was ist los?"
Ich schwieg.
"Du kannst mir vertrauen." Ich wusste, dass ich Alex vertrauen konnte, aber ich wusste nicht, ob ich schon über diese Ängste, die mich seit dem Traum verfolgten, reden konnte. Ich entscheid mich dagegen.
"Es ist nichts, Alex. Wirklich." Ich schaute immer noch an die Decke. Dieses Rot war wirklich faszinierend. Alex ging langsam auf die Tür zu: "Na gut, ich vertraue dir. Aber das heißt trotzdem nicht, dass ich dir glaube." Nach diesen Worten verließ Alex mein Zimmer. Und ließ mich alleine.
Ich lag noch lange so da. Starrte einfach an die Decke, und fragte mich, wieso ich es ihm nicht erzählt habe. Schließlich war er mein bester Freund. Mein schlechtes Gewissen plagte mich. Er vertraute mir einfach so, und ich, musste erst darüber nachdenken, und entschied mich dann doch dagegen. Es wurde spät, und mit diesem Gedanken schlief ich letztendlich doch ein.
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The Force in Your Hands
ParanormalIch bin Luna, und ich bin adoptiert. Wer meine richtigen Eltern sind, weiß ich nicht. Alle sagen sie wären tot. Ich lebe trotzdem ein normales Leben. Bin wie ein normales Mädchen. Das dachte ich zumindestens. Doch dann kamen die Träume. Und es passi...