Begräbnis

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Ich kannte den Friedhof und wusste nun auch woher. Es sah alles genauso aus, wie damals in meinem Traum. Aber wie konnte ich von einem Ort träumen, an dem ich noch nie gewesen bin? Es war beinahe gespenstisch, wie genau der Traum mit der Realität übereinstimmte. Jedes kleine Detail stimmte über ein. Ich krallte mich noch fester in Leons Jacke. Ihn schien es nicht zu stören.

Meine Augen huschten hinüber zu der Stelle, wo ich einen Stein vermutete, ich sah aber keinen. Ich atmete tief aus. Was mein Traum doch nur ein Traum gewesen und nicht so etwas wie eine Vision?

Wenn ja, dann war ich dankbar.

"Luna? Luna!" Leon drehte sich um und rüttelte mich an der Schulter.

"Ja?!"

"Ich hab dir eine Frage gestellt und du hast nicht geantwortet. Ist alles okay?"

"Ja, ja. Was hast du denn gefragt?" murmelte ich.

"Wann du meine Jacke loslässt." Leon lachte und schaute mich dann immer noch lächelnd an.

"Oh." ich sah auf meine Hand hinunter, die sich fast schon durch die Jacke gebohrt hatte. Ich hatte mich wirklich ziemlich festgehalten. Langsam ließ ich los, den Blick noch immer verwundert auf meiner Hand.

"Komm. Die Beerdigung findet dahinten statt." Leon nahm mich an der Hand und sofort durchströmte meinen Körper ein warmes Gefühl. er zog mich weiter nach hinten auf die Lichtung wo sich schon alle anderen versammelt hatten. Der Nebel hatte sich noch nicht wirklich gelichtet und waberte jetzt wie in einem Grusel- oder Horrorfilm um unsere Füße herum. Es war kalt und dementsprechend war auch die Stimmung. Kalt uns trostlos.

Ich beobachtete die Menschenmenge und achtete nicht darauf, was gesprochen wurde. Es schien ziemlich langweilig zu sein und die Menschen zu beobachten, war wesentlich spannender. Vielleicht gehörte sich so etwas auf einer Beerdigung nicht, aber ich tat es trotzdem.

Hin und wieder vernahm man ein leises oder auch ein etwas lauteres Schluchzen. Alle wirkten ziemlich angespannt, aber das war normal. Nur einer schaute immer wieder nervös hin und her. Es war Robert. Unsere Blicke trafen sich und er funkelte mich böse an.

Himmel! Was hatte ich dem den bloß getan? Der schien ja wirklich ziemlich sauer auf mich und Jenny zu sein. Ich beachtete ihn aber nicht weiter und ehe ich mich versah, strömten alle auch schon wieder in den Wald in Richtung Villa. Da ich keine Lust hatte hier alleine zu bleiben, schloss ich mich einfach der Menschentraube an.

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