Stein

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Ich hatte gerade den Entschluss gefasst, dass ich sterben wollte, da spürte ich es.

Ein Rütteln an meiner Schulter.

"Luna. Komm schon. Ich hab's auch geschafft. Komm schon, Luna. Lass mich nicht hängen."

Ich spürte, wie meine gesamte Lebensenergie in mich eindrang. Wie ich wieder zu Kräften kam.

Ich schlug die Augen wieder auf und schaute in zwei wunderschöne Eisblaue.

Leon lächelte mich an.

"Boah, ich dachte schon du lässt mich hängen. Du hast mir echt Angst gemacht." Ich umarmte ihn und mir lief wieder ein Träne aus dem Augenwinkel. Aber dieses mal vor Glück.

Plötzlich vernahm ich ein extrem lautes Knacken.

Ich löste mich von Leon und sah zum Stein, von wo das Geräusch gekommen war. Auch Leon sah nun dort hin.

Der Stein bekam einen Riss. Einen klitzekleinen Kratzer.

Dann noch ein Knacken und der Riss wurde größer.

In dem Stein drinnen tobte etwas. Man hätte was fast meinen Können, das Innere des Steines war wegen irgendetwas sauer. Nein nicht nur sauer, richtig wütend.

Wahrscheinlich, weil wir ihn ausgetrickst hatten.

Dann, nach hundert Knacken und nachdem der Stein mit Rissen übersät war, zersprang er mit einem lauten Knall und Scherben flogen in sämtliche Richtungen.

Ein paar Scherben flogen auch in unsere Richtung und schnitten mir ins Gesicht oder in meiner Hände.

Die Wolke aus dem Inneren des Steines hatte sich befreit und schwebte nun bedrohlich über dem Steinalter. Aber dann verpuffte sie leise.

Danach passierte nichts mehr. Es war alles ruhig.

Selbst von draußen waren keine Kampfgeräusche mehr zu hören.

Leon stand langsam auf und half dann auch mir hoch.

Ich öffnete die Tür und blickte langsam um die Ecke.

Die Kerzen waren wieder angezündet worden und erhellten den Raum.

Es waren keine Obskuri mehr zu sehen.

Allerdings hatten die Lucenti zwei Lager aufgeschlagen.

Rechts von uns, lagen oder saßen Verwundete und Verletzte. Ich erblickte Jenny und Marcus, die auf einer Bank saßen, in eine Decke gehüllt und Tee oder Kakao schlürften.

Auf der anderen Seite, links von uns, hatten sie Tote auf Tragen gelegt und sie bis zum Hals zugedeckt. Es lagen nicht viele dort. Zum Glück.

Aber es waren ein paar meiner Lehrer darunter. Ich ging durch die Reihen der Toten, Leon lief hinter mi.

Prägte mir ihre Gesichter ein. Um sie in Erinnerung zu behalten.

Dann kamen wir zu zwei Liegen. Sie lagen nebeneinander.

Hatten die Augen geschlossen.

Sahen so friedlich aus.

So ruhig.

Ich drehte mich um und vergrub mein Gesicht in Leons T-Shirt.

Ich wollte ihre toten Gesichter nicht sehen.

Nicht die bleichen Gesichter ohne Leben.

Nicht die Gesichter von Steve und Josh.

The Force in Your Hands Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt