Zeremonie

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Ich hatte nun also den Kartoffelsack an, und wie zu erwarten, sah es katastrophal aus. Aber das war mein kleinstes Problem. Man hatte mir noch erklärt, dass dieser Sack feuerfest ist. Das war gut, so konnte ich ihn wenigstens nicht abfackeln.
Nun trat auch ich mit Mr. Maas durch die Tür, und wir kamen in einen runden Saal. Ich stand nun in der Mitte, und rings um mich herum, standen Tische, an denen Leute saßen. Alle hatten sie Kutten an. Und alle hatten sie die Kapuze auf. Bis auf Jeff, Claire und Alex. Und noch ein vierter Mann. Dieser stand nun auf, und sprach mit einer tiefen Stimme.
"Wir haben uns heute hier versammelt, um die Aufnahme eines Neuankömmlings zu 'feiern'." Dann wendete es sich ab mich.
"Ich werde dir nun den Eid Zeile für Zeile vortragen, und du wirst ihn nachsprechen. Klar?" Ich nickte bloß. Mit war eigentlich auch nicht nach Reden zumute.
"Lucenti non prodere." Was? Mein Latein war am Ende. Wort wörtlich. Ich war darin einfach eine Niete.
"Können wir das auch auf Deutsch machen?"
Der Mann sah mich nur böse an: "Lucenti non prodere."
"Lucenti non prodere." Was auch immer das heißen mag.
"Ego secreta tueri." Ah! So viel verstand ich dann doch. Igendwas mit Geheimniss und schützen.
"Ego secreta tueri." plapperte ich deswegen nach.
"Et defendite me." Warte mal, defendere heißt ja verteidigen, und me mir... ich soll sie mit mir verteidigen? Soll das ein Witz sein? Und wenn ich sterbe? Ich sah den Mann nur erschrocken an. Kein Ton kam über meine Lippen.
"Et defendite me." Wiederholte er.
Ich schluckte: "Et...defendite...me..." Ich sah zu Boden. Hatte ich das gerade wirklich gesagt? Anscheinend ja schon. Der Mann setzte sich wieder. Ich hatte diesen verdammten Eid geschworen. Aber warum? Warum war ich überhaupt hier? Wieso konnte ich nicht einfach normal weiterleben?
'Weil die Obskuri dich sonst gefunden hätten. Weil sie dich getötet hätten. Weil du deiner Mutter, Julia, etwas schuldig bist.' ermahnte mich meine Stimme in meinem Kopf.
'Bin ich das? Bin ich ihr etwas schuldig?'
'Sie hat ihr Leben für dich aufgeopfert. Das einzige was du jetzt noch tun kannst, ist, die Leute zu finden, die sie von dir gerissen haben.' Ich wollte das das nicht stimmt, aber ich wusste, die Stimme, sie hatte Recht.

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