"Was war das?" Fragte ich Julia, der Tränen in den Augen standen, verwirrt. Um uns herum war wieder alles schwarz geworden, nur dort wo wir standen, war es erleuchtet, aber ich konnte die Lichtquelle nicht ausfindig machen.
"Es war der Moment, wo ich dich zum letzten Mal gesehen habe. Ich wollte dir zeigen worum es geht. Überall geht es nur um Macht. Auch dieser Max wollte nur meine Macht, und als er sie nicht bekam, drohte er mir, dass er dich mir wegnehmen würde. Das ist der Grund, warum ich verschwunden bin. Er wusste nicht wo sich unsere Wohnung befand, also würde er dich und James nicht finden Er hätte meine Hilfe dafür gebraucht. Ich musste euch schützen." erklärte sie, während sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischte. Ich nickte verständnisvoll und starrte an ihr vorbei in die Dunkelheit. Wie schwer muss es sein, das ganze Leben hinter sich zu lassen? Die Familie, den Mann und das Kind, welche sie liebt, aufzugeben und zu verschwinden?
"Und James, ist er...?" setzte ich an, und blickte Julia wieder in die Augen.
"Meinst du ob er dein Vater ist?" beendete sie meinen Satz und schaute mich traurig lächelnd an. Ich nickte vorsichtig und bezweifelte, ob Julia es bemerkt hatte, aber sie antwortete mir schon: „Nein. Nicht dein leiblicher Vater. Das ist aber eine andere Geschichte. Allerdings ist er der Mann von Claire.“
„Stop. Du kennst Claire? Woher?“ meine Augen weiteten sich, als Julia Claire erwähnte.
„Ja. Claire war meine beste Freundin. Wir haben alles zusammen gemacht. Und dann habe ich deinen leiblichen Vater kennengelernt. Claire hielt ihn für keine gute Wahl und unser Kontakt brach immer mehr. Dann wurde ich mit dir schwanger und dein Vater verschwand. Er ließ mich sitzen. Und dann kam James. James hat mir unter die Arme gegriffen und holte mich aus meinem Tief wieder heraus. Der Kontakt zu Claire wurde wieder besser. Aber bevor er so war wie früher, musste ich verschwinden. Zum Glück haben Claire und James sich bereit erklärt, dich zu erziehen. Mein James… er ist so verantwortungsbewußt“ Julia blickte verträumt an mir vorbei in die Dunkelheit, dann schaute sie mich wieder an: "Claire weiß über alles Bescheid. Über dich. Über mich. Sie hat dich damals erzogen und aufgenommen, weil sie wusste, dass ich nicht mehr zurück kehren kann."
„Und was ist mit meinem leiblichen Vater? Wer ist er? Warum ist er gegangen?“ bettelte ich Julia an. Ich wollte endlich mehr wissen, als die paar Brocken, die man mir bis jetzt zugeworfen hatte. Aber anstatt mir eine Antwort zu geben, schüttelte Julia nur den Kopf und ließ ein leises: „Das erfährst du zu einem anderen Zeitpunkt.“ ertönen.
"Und jetzt wollen sie meine Macht?“ nuschelte ich ein bisschen beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust. Julia überging diese Geste gekonnt und antwortete mir mit ernstem Ton: "Ja. Aber du musst verhindern, dass sie sie bekommen."
"Und wie mach ich das?" langsam wurde es mir zu blöd, dass alle in Rätseln sprechen mussten. Konnte nicht mal jemand, wenigstens einmal Klartext sprechen?
"Du musst trainieren und musst Kampftechniken üben. Damit du deine Macht korrekt einsetzten kannst. Falls da etwas schief gehen sollte, ich will es mir gar nicht vorstellen, was alles passieren könnte, wenn du die Kontrolle über deine Macht verlierst. Es wäre ein Desaster, könnte in einer Katastrophe enden. Du bist so mächtig, und wenn du auch nur einen kleinen Fehler machst, könnte es schlimm werden.“ Julia schüttelte den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben. Es machte mir ein bisschen Angst, was sie da gerade erzählt hatte. Ein Desaster? Eine Katastrophe? War es wirklich so schlimm?
"Und wo lerne ich die Kontrolle darüber zu haben?“ Ich wollte auf keinen Fall, dass etwas schief geht. Ich wollte keine Katastrophe und kein Desaster und ich wollte nicht Schuld sein.
"Bei Jeff." Julia erwähnte den Namen so beiläufig, als müsste ich Bescheid wissen. Nur leider wusste ich nicht Bescheid, weil mir niemand etwas sagte. Deswegen fragte ich auch noch einmal nach: "Jeff?"
"Ja. Sagt dir der Name nichts? Er müsste dich eigentlich schon zweimal besucht haben. In deinen träumen.“ Ich überlegte, und dann fiel mir der Mann in der Kutte ein. Er war bestimmt dieser Mann in der Kutte.
"Aber ich werde das alles doch nicht in meinen Träumen lernen, oder?" Ich hoffte nicht, denn jedes Mal nach so einem Traum, fühlte ich mich so, als hätte ich gar nicht geschlafen, und das stresste mich und machte mich fertig.
"Nein, kannst du nicht." Ich atmete erleichtert aus. Vielleicht konnte ich dann doch noch einmal in meinem Leben ausgeschlafen aufwachen.
"Und wo kann ich Jeff finden?"
"Ich weiß nicht wo er ist. Ich würde dir so gerne mehr erzählen. Aber unsere Zeit ist vorüber. Ich muss nun gehen. Außerdem gibt es in der Wachwelt Menschen, die schon auf dich warten.", sie lächelte mich an, wank mir zu, drehte sich um und ging.
"Luna...Luna...Luna" Ich vernahm wieder eine Stimme, konnte aber erneut erst nichts sehen. Aber dieses Mal konnte ich die Stimme einer Person zuordnen. Alex.
"Luna was machst du denn für Sachen?" Ich öffnete die Augen und sah in die braunen von besagtem.
"Wo bin ich?" fragte ich, setzte mich halb auf, da ich auf dem Boden lag, und hielt mir den Hinterkopf, der immer noch dröhnte.
"Mitten auf dem Bürgersteig! Genau da wo ich dich gefunden habe. Ich wollte dich eigentlich fragen was du hier machst! Aber wenn du mir das nicht einmal selbst sagen kannst..." meinte er geschockt, nahm meine Hand von meinem Hinterkopf und betrachtete ihn.
"Ich war auf dem Weg zu dir und..." Ich zog scharf die Luft an, als Alex zu heftig auf meinem Hinterkopf herumdrückte. Er nuschelte ein ‚Entschuldigung‘ und ließ dann von meinem Hinterkopf ab. Anscheinend hatte er nichts gefunden, was ihm Sorgen bereiten würde. Sonst hätte er schon längst etwas gesagt.
"Ja ich hab auch auf dich gewartet mindestens eine halbe Stunde lang. Aber du kamst nicht. Dann bin ich zu dir laufen um zu gucken was mit dir ist und dann finde ich dich hier!" meinte er entrüstet.
"Jemand... hat mir... auf den Kopf geschlagen. Und dann bin ich ohnmächtig geworden.“ Ich versuchte aufzustehen, aber Alex musste mich stützen. Als ich dann auf zwei Beinen stand, wurde die Welt noch einmal kurz schwarz, bis ich meinen Gleichgewichtssinn wieder fand und sicher stand.
"Jemand hat...Was???!!! Luna du musst zur Polizei! Das ist Körperverletzung! Sowas geht einfach nicht!"
"Alex... reg dich bitte nicht so auf... Ich werde nicht zur Polizei gehen. Es ist doch nichts passiert, und gestohlen wurde mir auch nichts." versuchte ich Alex zu beruhigen, was aber nicht viel brachte, weil ihn meine Aussage nur noch mehr aufregte. "Warum?"
Ich stöhnte auf: "Können wir zu dir? Dann erkläre ich dir alles." Alex schnaufte, stimmte aber zu und so liefen wir langsam zu ihm. Während des ganzen Weges, ertönte von Alex kein Wort, wofür ich ihm dankbar war.
Als wir dann bei ihm im Zimmer waren, fing ich langsam und stockend an zu erzählen. Zwischendurch fiel von Alex nur ein zustimmendes Brummen oder ein Kopfnicken, dass er verstanden hatte, und ich fortfahren konnte. Den Rest verhielt er sich ruhig.
"Und dann hat sie sich einfach so aufgelöst?"
Ich starrte ihn entgeistert an. Ich hatte ihm so viel erzählt, dass das doch unmöglich der wichtigste Punkt für ihn sein konnte. "Das ist die erste Frage die du mir stellst?"
"Entschuldigung, aber das ist unmöglich!" meinte er.
"Ich hab es aber gesehen!" behauptete ich wie ein trotziges Kind und verschränkte meine Arme rechthaberisch vor meiner Brust.
"Ja, aber eigentlich..." versuchte Alex anzusetzen, aber ich unterbrach ihn: "Alex! Ich werde ja wohl wissen, was ich gesehen habe."
"Ist ja schon gut." Alex setzte ein schmollendes Gesicht auf. Ich beachtete es nicht. "Ich muss jetzt erstmal diesen Jeff finden. Das hat oberste Priorität."
"Und wo willst du anfangen?"
Ich lächelte Alex an: "In meinen Träumen."
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The Force in Your Hands
ParanormalIch bin Luna, und ich bin adoptiert. Wer meine richtigen Eltern sind, weiß ich nicht. Alle sagen sie wären tot. Ich lebe trotzdem ein normales Leben. Bin wie ein normales Mädchen. Das dachte ich zumindestens. Doch dann kamen die Träume. Und es passi...